Der Meteorologe Josef Haslhofer von der ZAMG-Dienststelle in Salzburg-Freisaal sprach am Mittwochvormittag von Böen mit 80 bis 90 km/h, die vom nördlichen Flachgau Richtung Osten fegen würden. Dort sei auch wieder mit Starkregen zu rechnen.
Haslhofer sollte recht behalten. Und die Einsatzkräfte hatten wieder reichlich zu tun. So wurde am Wolfgangsee die Wasserrettung zu insgesamt vier Einsätzen von der Rettungsleitstelle alarmiert. Personen, welche sich in Not befanden, konnten sich zum Glück selbstständig oder mithilfe von vor Ort befindlichen Wassersportlern retten. Am Mondsee mussten fünf Stand-up-Paddler sowie zwei Personen mit einem Schlauchboot von der Wasserrettung gerettet werden. Alle Personen blieben zum Glück unverletzt.

Die Sturmfront hinterließ auch nördlich der Salzburger Landesgrenze, im oberösterreichischen Innviertel, Spuren. In Munderfing etwa hat der Hagel Dächer beschädigt. In Eggelsberg haben umgestürzte Bäume zu Unfällen geführt. Besonders der Hagel war im Innviertel enorm. In Maria Schmolln (Bezirk Braunau) wurden die Kanaldeckel in nur fünf Minuten vom vielen Regen ausgehoben.
150 Feuerwehren mit rund 2300 Einsatzkräften rückten zu 400 Einsätzen in den Bezirken Braunau, Ried im Innkreis, Vöcklabruck, Wels-Land, Wels-Stadt und Grieskirchen aus. Wieder kam es zu regionalen Überflutungen und kleineren Vermurungen, durch Hagel wurden aber auch Dächer beschädigt, so das Landesfeuerwehrkommando. Personen kamen nicht zu Schaden. Seit Sonntagabend war dies der fünfte Großeinsatz für die Feuerwehren in Oberösterreich.
Totalschaden auf 40.000 Hektar
Die Österreichische Hagelversicherung meldete, dass es im oberösterreichischen Bezirk Braunau auf einer Agrarfläche von 40.000 Hektar "vielfach zu Totalschäden an landwirtschaftlichen Kulturen gekommen" sei. Sie beziffert den Gesamtschaden allein vom Mittwoch auf elf Millionen Euro.
In Summe sei durch den Hagel in den vergangenen fünf Wochen in Österreich bereits ein Schaden an landwirtschaftlichen Kulturen von 105 Millionen Euro entstanden. Ein negativer Rekord, der sich "mit einem Wort begründen" lasse: "dem Klimawandel", teilte der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung, Kurt Weinberger, in der Aussendung mit.
Notrufe im Minutentakt
In Niederösterreich waren am Abend rund 900 Mitglieder von 80 Feuerwehren gefordert. Gezählt wurden nach Angaben von Franz Resperger vom Landeskommando etwa 140 Einsätze. Am stärksten betroffen waren die Bezirke St. Pölten, Krems, Korneuburg, Mödling und Baden. Probleme bereiteten Sturmböen und schwere Niederschläge.
"Gegen 16.30 Uhr verdunkelte sich der Himmel und binnen weniger Minuten setzte heftiger Sturm ein, der in manchen Regionen 90 bis 100 km/h erreichte", teilte Resperger mit. "Der Feuerwehrnotruf läutete im Minutentakt", resümierte der Sprecher. Gegen 20.30 Uhr sei "der Spuk" schließlich zu Ende gewesen.
Turbulent könnte es auch in den kommenden Tagen weitergehen. Am Donnerstag gelangen anhaltend sehr warme Luftmassen in den Ostalpenraum. In der Osthälfte überwiegt trockene, heiße Luft und damit ist es dort sehr sonnig. Im Westen hingegen ist vermehrt mit Quellwolken und auch Regenschauern sowie Gewittern zu rechnen, alpennordseitig bleiben Gewitter seltener. Der Wind weht schwach, im Süden teils mäßig aus Süd. Frühtemperaturen 14 bis 21 Grad, Tageshöchsttemperaturen 25 bis 33 Grad, mit den hohen Werten im Osten.
In der westsüdwestlichen Strömung nähert sich am Freitag dann eine weitere Störung dem Ostalpenraum an. Im Westen ist kaum noch energiereiche Luft vorhanden, hier gehen vor allem ergiebige Regenschauer nieder. Weiter nach Osten zu baut sich in der schwülen Luft tagsüber abermals Gewitterpotenzial auf, im Flachgau und in Oberkärnten muss man ab Mittag damit rechnen. Am Abend sind auch im Osten verbreitet Gewitter zu erwarten. Lebhafter Wind weht aus West bis Süd. Die Frühtemperaturen betragen zwölf bis 22 Grad, die Tageshöchsttemperaturen 22 bis 32 Grad.
Vorsicht bei Bergtouren
Trotz möglicher Gewitter sind in diesen Tagen Bergwanderer und Bergsteiger in den heimischen Gebirgen unterwegs - schließlich donnert und blitzt es ja nicht den ganzen Tag. In den Alpen gehören starke Gewitter in den Sommermonaten zu den größten Gefahren am Berg. Neben Kälte und Nässe und den damit einhergehenden Risiken der Unterkühlung und Ausrutschgefahr bringt das Wetterphänomen auch eine akute Blitzschlaggefahr mit sich. Mit einer sorgfältigen Tourenplanung, einem frühen Aufbruch und einem rechtzeitigen Beenden der Tour lassen sich Gefahren durch Gewitter vermeiden.
Die gute Nachricht: Die Chance, von einem Gewitter überrascht zu werden, lässt sich mit einer guten Tourenplanung und einer genauen Beobachtung der Wolkenbildung am Tourentag zum Großteil verhindern. Ein früher Aufbruch ist vor allem im Sommer ein klarer Vorteil.
"Vor jeder Bergtour sollte man sich möglichst zeitnah bei einem qualitätsvollen Wetterbericht über die tägliche Gewitterneigung informieren. Ist eine solche gegeben, planen wir unsere Tour so, dass wir rechtzeitig - idealerweise zu Mittag - wieder retour oder in einer Schutzhütte sind. Wir verzichten an labilen Tagen auf lange Touren und solche mit Seilversicherungen an ausgesetzten Graten und mit exponierten Gipfeln", rät Michael Larcher, Leiter der Abteilung Bergsport beim Alpenverein.
Was tun, wenn ein Gewitter naht?
Akute und eindeutige Alarmzeichen für ein nahendes Gewitter sind turmartig und ambossförmig aufgebaute Gewitterwolken, böig auffrischender Wind und elektrische Ladungen (Surren) in der Luft. Überrascht uns dennoch einmal ein Gewitter am Berg, können wir unsere Situation mithilfe einfacher, aber effektiver Verhaltensregeln verbessern:
- Wir verlassen so schnell wie möglich ausgesetzte Grate und allein stehende Erhebungen wie Gipfelkreuze und Felstürme.
- Wir entfernen uns von Stahlseilen und suchen - falls möglich - größere Felshöhlen zum Schutz auf, bleiben der Felswand aber so gut es geht fern, mindestens 1,5 Meter.
- In Kauerstellung auf Rucksack oder Seil hockend, um eine mögliche Schrittspannung zu vermeiden, warten wir darauf, dass das Gewitter vorübergeht.
- Im absturzgefährdeten Gelände, z. B. am Klettersteig, bleiben wir stets gesichert!
- Gegen Nässe und Auskühlung können wir uns mit Biwaksack und Funktionsbekleidung schützen.