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Video: Griechen und "Gut Eiterbichl" in Anthering

500 Narren, viel beklatschte, selbst gebaute und witzig gestaltete Wagen: Antherings erster Faschingsumzug seit 1990 war sehenswert.

Wenn die Mandln einmal Weiberl sein dürfen und die Weiberl Mandln; wenn die pleitebedrohten Griechen deftig aufs Korn genommen werden; wenn die Affen Party machen und Gut Aiderbichl zu "Gut Eiterbichl" wird - dann sind in Anthering wieder die Narren los.

Nach langen 22 Jahren Pause erweckte die Feuerwehr der Flachgauer Gemeinde um Cheforganisator Heinz Lebesmühlbacher den örtlichen Faschingsumzug wieder zum Leben. Rund 500 Mitwirkende sorgten am Sonntagnachmittag dann auch dafür, dass es beim ersten Umzug durch das Dorf seit 1990 gleich richtig hoch herging.

Nicht weniger als 27 Gruppen zogen lärmend und feiernd durch den Ort. Sie waren als maskiertes Fußvolk oder auf zwölf selbst gebauten Faschingswagen unterwegs und wurden von vielen Hundert Zuschauern beklatscht.

"Endlich hamma wieder an Faschingsumzug", freuen sich Ortsbäuerin Frieda Leberer und Ortsbauernobmann Franz Gschaider. 35 Frauen und Männer der Antheringer Bauernschaft bauten in den vergangenen Wochen in vielen Arbeitsstunden beim Hof der Ortsbäuerin einen buchstäblich tierischen Wagen. "Wir sind verkleidet als Viecherl vom Gnadenhof ,Gut Eiterbichl‘. Einige von uns spielen prominente Paten wie Uschi Glas und DJ Ötzi", erklärt die knallgelbe Henne Frieda. Ortsoberbauer Gschaider mimt natürlich Michael Aufhauser, den Gründer des - echten - Guts Aiderbichl. "Aber keine Angst", gackert die knallgelbe Henne, "unsere Aufführung ist nicht beleidigend, sondern nur zum Lachen. Die Viecherl stellen Persönlichkeiten aus dem Ort dar. Es wird enthüllt, warum sie auf ,Gut Eiterbichl‘ kommen."

Ob die Landjugend, die Affenparty macht oder die als Zigeunermusi auftretende Musikkapelle samt hinterherspringender, bockiger "Haberngoaß": Zwei Drittel der Gruppen kommen aus Anthering. Als "verkehrte Hochzeitsgesellschaft" treten Heimatverein und Aperschnalzer auf - die Frauen sind als Männer, die Männer als Frauen maskiert. "Heut ist einfach alles verkehrt. Obwohl: Manchmal wollen die Mandln eh Weiberl sein und umgekehrt", lacht "Hochzeitslader" Hilde Frauenlob.

Ins Umzugsgetümmel haben sich auch 50 kleine Künstler vom Cirkus Anthelli gestürzt. Die Kinder der Volksschule Anthering zeigen dabei ihre Fähigkeiten als Clowns, Einradfahrer und Jongleure.

Übrigens kein Faschingsscherz: "Manege frei für den großen Kinder-Circus Anthelli!" hatte es tatsächlich ein Jahr lang im Rahmen eines bundesweit einzigartigen Schulprojekts in der Volksschule Anthering geheißen. Lehrerin Heidi Hölzl im Clownkostüm erklärt: "Wir waren die erste Schule in Österreich, in der Schüler und Lehrer Jonglieren, Einradfahren und Akrobatik in den Schulalltag eingebaut haben. Im Vorjahr gab es in Anthering ein Riesen-Zirkuszelt mit viel bejubelten Vorführungen der Kinder."

Unter die 500 Umzugsnarren mischten sich Sonntag aber auch Gruppen aus dem übrigen Flachgau sowie aus Oberösterreich und Bayern. Ein 25-köpfige Clique junger Burschen und Mädchen aus Laufen nimmt dabei die wirtschaftliche Misere in Griechenland aufs Korn. Die Clique nennt sich Verein Thannhauser Hüttn. "A bisserl lästern über das Geld, das unsere Politiker in die Pleite-Griechen hineinbuttern, tun wir schon. Aber hauptsächlich wollen wir heute so wild feiern, trinken und tanzen wie die Griechen", betont Lias Mayer in ihrer feschen Tunika.

Heinz Lebesmühlbacher, "Vater" des wieder ins Leben gerufenen Antheringer Faschingsumzugs, konnte sich selbst nicht unters Narrenvolk begeben: "Ich muss mit meinen Antheringer Feuerwehrkollegen den ganzen Ablauf koordinieren", sagt der 36-Jährige, der im Zivilberuf übrigens Berufsfeuerwehrmann in der Stadt Salzburg ist. Die enorm aufwendige Organisationsarbeit im Vorfeld habe sich wirklich ausgezahlt, ergänzt er: "Gewaltig, dass so viele Gruppen und Zuschauer da sind."

Video: Griechen  und  "Gut Eiterbichl" in Anthering
Video: Griechen und "Gut Eiterbichl" in Anthering

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