Das Land Salzburg hat am Donnerstagabend die Notbremse gezogen. Nachdem die Tiroler Landesregierung am späten Nachmittag das Ende der Wintersaison und die Sperre sämtlicher Skigebiete und Beherbergungsbetriebe ab Montag bzw. Dienstag verkündet hatte, zog Salzburg wenig später nach.
Denn Stunde für Stunde hatte sich am Donnerstag die Lage zugespitzt. Zunächst war von einer Sperre der Skigebiete nämlich noch keine Rede. Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) berief für 19.30 Uhr einen runden Tisch mit Vertretern von Tourismus, Seilbahnen, Gastronomie sowie Hotellerie ein. Um 20.50 Uhr fiel die Entscheidung, dass eine Sperre der Skigebiete und Beherbergungsbetriebe unumgänglich sei. Salzburgs Skigebiete müssen daher mit Sonntag (letzter Betriebstag) schließen. Das Ganze geschieht auf Basis des Epidemiegesetzes. Ab Montag werden alle Beherbegungsbetriebe im Bundesland Salzburg behördlich geschlossen. Das heißt, Montag ist der letzte offene Tag, damit es zu einer geordneten Rückreise der Gäste aus den Skigebieten kommen kann. Mehr als 100.000 Touristen waren zuletzt in Salzburg aufhältig.
Wirtschaftliche Konsequenzen weitreichend
Es ist eine Entscheidung von historischem Ausmaß. Sie sei entsprechend schwer gefallen, sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) im SN-Gespräch. Die Konsequenzen seien "wirtschaftlich weitreichend", trotzdem würden sie von "allen mitgetragen". Letztlich stehe die Gesundheit der Gäste, aber auch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Salzburger Bevölkerung ganz oben auf der Prioritätenliste. "Wir müssen jetzt alles tun, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen", sagte Haslauer. Den Gästen solle aber eine sichere und geordnete Rückreise ermöglicht werden.
Richard Greil, Primar der III. Medizin des Salzburger LKH, hatte schon zuvor im SN-Gespräch auf die notwendige Schließung der Skigebiete hingewiesen: "Der Sachverhalt ist eindeutig. Wir schließen Schulen und Universitäten, wo es noch keine Fälle gegeben hat. Der größte Teil der Infektionen, die in Westösterreich aufgetreten sind, waren in den Skidörfern."
"Wir werden das verkraften"
Eine freiwillige Schließung hatten die Seilbahner bis zuletzt ausgeschlossen. Sprecherin Veronika Scheffer sagte: "Wir fahren, außer es wird von der Behörde die Schließung verordnet." Das hatte auch Haftungsgründe. Schließt man "freiwillig", wären wohl Entschädigungen an Saisonkartenbesitzer zu zahlen.
Den Großteil des Umsatzes haben die Seilbahner ohnehin schon eingefahren. Willi Leitinger von den Loferer Bergbahnen: "Wir werden das verkraften." Die bisherige Saison sei sehr gut gelaufen. Die zweite Märzhälfte ist, wenn Ostern in den April fällt, ohnehin schwach. Und die relativ späte Osterwoche wäre auch schwierig geworden, so Leitinger. "80 bis 85 Prozent des Umsatzes werden von 20. Dezember bis 5. März gemacht." Auch Scheffer sagt, 80 Prozent seien eingefahren. Unter dem Strich werden manche Liftunternehmen im Vergleich zum Winter 2018/19, wo wegen des Schneechaos ein Teil des wichtigen Jänner wegfiel, keine Verluste haben.
Sorge um Sommertourismus
Der Schaden ist dennoch enorm und wird mit der nun verordnete Generalsperre beträchtlich höher. Vor allem in der Hotellerie. Man hofft, dass es mit der Sommersaison wieder besser wird. "Derzeit ist die Nachfrage nach dem Sommer allerdings null", sagt Walter Veit, Hotelier in Obertauern und Landesvorsitzender der Hoteliervereinigung. Da Obertauern eine sehr lange Saison hat, rechnet er damit, dass bei ihm bis zu ein Drittel des Winterumsatzes wegfällt. "Gebucht wird seit zwei Wochen nicht mehr. Seit die Bundesregierung die einschneidenden Maßnahmen verkündet hat, gibt es Stornierungen bis zum Gehtnichtmehr. Normalerweise habe ich 80 bis 90 Prozent Auslastung um diese Zeit. Ab Sonntag wären es nur noch 20 Prozent gewesen." Für ein Drittel der Tourismusbetriebe könnte es existenzgefährdend werden, meint Veit. "Vor allem für jene, die schon Probleme hatten."
Werner Hörl, Hotelier in Zell am See, beziffert seinen Schaden schon bisher auf bis zu 100.000 Euro. Hörls größte Sorge ist aber, wie es weitergeht. "Derzeit gibt es keine Buchungen für den Sommer. Die Leute warten ab. Man muss wieder zur Normalität zurückkehren."
Landeshauptmann Haslauer betont: Jetzt gehe es darum, ein Hilfspaket für den Tourismus zu schnüren. Er ist am Freitag bei Bundeskanzler Sebastian Kurz. Es brauche jetzt "weitreichende Hilfe". Das Paket solle rasch geschnürt werden. Die Mithilfe des Bundes sei nötig.
Ausbreitung steigt sprunghaft
Sieben Ansteckungen mit dem Coronavirus wurden gestern nachgewiesen. Vier Fälle gab es in der Stadt Salzburg (zwei Frauen im Alter von 33 und 79 Jahren und zwei Männer im Alter von 78 und 83 Jahren), drei im Pinzgau.
In Saalbach-Hinterglemm wurde das Virus bei einem 42-jährigen Österreicher festgestellt. Zudem ist ein weiteres Mitglied jener britischen Reisegruppe infiziert, die sich im Glemmtal aufgehalten hatte. Die BH Tamsweg stellte Donnerstagabend Betreiber und Mitarbeiter einer Pension in Tweng unter Quarantäne. Insgesamt handelt es sich um zehn Personen. Grund für die Anordnung ist die Meldung der deutschen Behörden, wonach drei Personen einer Urlaubergruppe nach der Rückkehr in ihre Heimatorte am Samstag positiv auf das Corona getestet worden sind.