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Wettskandal erschüttert die Liga: Manipulation im Salzburg-Derby?

Knalleffekt in der Wettskandal-Affäre: Die Staatsanwaltschaft gab bekannt, dass 17 Matches manipuliert worden sein könnten, 20 Spieler sollen beteiligt sein. Auch das Derby Grödig gegen Red Bull könnte betroffen sein.

Neue Facette in der Affäre um Dominique Taboga und mögliche Spielmanipulationen im österreichischen Fußball: Auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz erklärte am Donnerstag die Staatsanwaltschaft Salzburg, dass inzwischen bereits 30 Spieler involviert seien. "20 von ihnen wurden bereits befragt und werden nun auch als Beschuldigte geführt", erläuterte Andreas Holzer, Bundeskriminalamt. Unter den Befragten sollen auch drei Spieler des SV Grödig sein. Bei einer Hausdurchsuchung im Rahmen der Operation "Rinas" wurde eine Liste mit 26 Namen gefunden, die die Fahnder auf die Spur der Spieler gebracht hat. Gesamt wurden bislang sechs Personen im Zusammenhang mit dem Wettskandal festgenommen.

Manipulationen bei 17 bis 19 Spielen? 17 bis 19 Spiele könnten zwischen 2004 und 2013 manipuliert worden sein. Hauptsächlich seien Kapfenberg-Matches betroffen, ergänzt Holzer. Jedoch: "Manipulation heißt nicht automatisch, dass das Ergebnis beeinflusst wurde. In erster Linie gab es Ereigniswetten (Wetten auf Einwürfe, Elfmeter etc., Anm.)." Unter den Spielen sind auch zwei Partien von Red Bull Salzburg, etwa auch das Derby gegen Grödig vergangenen Oktober. Eine Liste mit allen möglicherweise manipulierten Spielen finden Sie hier.

Marcus Neher von der Staatsanwaltschaft Salzburg bestätigte, dass es in vier Bundesländern, unter anderem in Salzburg, Hausdurchsuchungen geben hat. Parallel erklärte Neher, dass es keinen Hinweis darauf gibt, dass Vereine von den Manipulationen gewusst hatten.Wettgewinn in MillionenhöheDie Ermittler machten über den lukrierten Wettgewinn keine Angaben. "Es ist schwierig, das genau zu beziffern", sagte Holzer, "es sind hohe Summen". Der Betrag soll in die Millionen gehen. Ob alle 17 Spiele tatsächlich erfolgreich manipuliert worden sind, könne man nicht sagen, hieß es bei der Pressekonferenz. Jedenfalls sei es gelungen, von den "Köpfen" bis zu den Spielern eine Gruppierung abzubilden, sagte Holzer. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen, der Kreis der Verdächtigen kann sich noch ausweiten.Ex-Grödig-Spieler Taboga verhaftetBereits Donnerstagmittag wurde bekannt, dass Dominique Taboga verhaftet wurde. Gegen den Ex-Grödig-Spieler werde wegen Betruges in Zusammenhang von Spielmanipulation und Wettbetrug ermittelt, weiters wegen Veruntreuung, erläuterte Marcus Neher. Taboga soll von einer Person massiv belastet worden sein, die vergangene Woche festgenommen wurde. "Es wurde U-Haft wegen Verdunkelungsgefahr verhängt", ergänzte Neher auf der Pressekonferenz am Nachmittag. Geld aus Mannschaftskasse gestohlenTaboga war offenbar an bundesweiten Spielmanipulationen beteiligt. Der 31-Jährige soll zudem 5000 Euro aus der Mannschaftskasse des SV Grödig genommen und in die eigene Tasche gesteckt haben. Taboga, der seit 14. November nicht mehr Spieler des SV Grödig ist, wurde bereits in die Justizanstalt Salzburg überstellt. Dort sitzen seit 15. November Ex-Teamspieler Sanel Kuljic (36) sowie der tschetschenische Konventionsflüchtling Sulim D. (32) in Untersuchungshaft. Sie sollen Taboga erpresst haben. Kuljic und Sulim D. müssen wegen Verdunkelungsgefahr weiterhin in U-Haft bleiben. Das ist das Ergebnis der Haftprüfungsverhandlung vom Donnerstag am Landesgericht Salzburg. Kuljic wird wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und wegen schwerer Erpressung beschuldigt. Die U-Haft wurde für beide für einen Monat verlängert.Drei weitere Personen festgenommenAm vergangenen Freitag sind drei weitere Personen in Zusammenhang mit der Wett-Affäre festgenommen worden. Dabei handelt es sich SN-Recherchen zufolge um den ehemaligen Fußballer Johannes L. sowie um die beiden albanischen Verdächtigen Ilir N. und Arben T.. Auch hier geht es um den Verdacht des Wettbetrugs bzw. der Manipulation von Bundesliga-Fußballspielen. Alle drei sitzen in Untersuchungshaft. Zwei Dutzend Bundesliga-Spieler im Visier?Taboga hatte am 11. November gegenüber der Polizei in einer Anzeige angegeben, dass er erpresst werde. Tags darauf wurden Kuljic und dessen mutmaßlicher Komplize Sulim D. in Anif bei Salzburg von der Eliteeinheit Cobra festgenommen. Über die beiden wurde am 15. November in Salzburg die Untersuchungshaft verhängt. Sie bestritten aber vehement, Taboga erpresst und bedroht zu haben.

Vorerst blieb Taboga noch auf freiem Fuß. Anfangs wurde er von der Polizei in einer Pressekonferenz noch als Opfer bezeichnet. Doch sehr bald stellte sich heraus, dass der 31-Jährige in die Spielmanipulationsaffäre offenbar tief involviert ist. In einer polizeilichen Einvernahme gestand er schließlich, dass er insgesamt sieben Fußballspieler unterschiedlicher Bundesliga-Vereine für eine Spielmanipulation gewinnen wollte. Diese hätten aber alle abgelehnt, erklärte Taboga.Taboga leaste Mini Cooper für KuljicDer Ex-Grödig-Spieler hatte der Polizei am 11. November geschildert, dass er wegen des entgangenen Wettgewinns unter Androhung von Gewalt gegen sich und seine Familie erpresst worden sei. Er habe schließlich "etwas unter 30.000 Euro" an seine Erpresser bezahlt, erklärte Taboga. Kuljic wies jedoch jede Schuld von sich. Taboga habe bei ihm private Schulden, und zwar rund 65.000 Euro für Einrichtungsgegenstände, rechtfertigte sich der Ex-Teamspieler.

Den Vernehmungsprotokollen zufolge, wollte Taboga die Schulden in Raten abzahlen. Zur Schuldenbegleichung leaste er auch einen BMW Mini Cooper für Kuljic. Sulim D. schlüpfte offenbar für Kuljic in die Rolle des Geldeintreibers.Kuljic-Verteidiger: "Mehrere Spiele manipuliert"Der Verteidiger von Kuljic, der Salzburger Rechtsanwalt Franz Essl, erklärte am Donnerstag: "Laut Aussage des in U-Haft befindlichen Teambetreuers sollen mehrere, von diesem konkret bezeichnete Spiele manipuliert worden sein. Mein Mandant hat mit Wettbetrug nichts zu tun. Die Vorwürfe sind auch leicht zu entkräften: Vorwiegend geht es um Spiele des SV Kapfenberg. Zum Zeitpunkt dieser Spiele spielte mein Mandant großteils gar nicht beim SV Kapfenberg, sondern beim FCS Xamax Neuchatel (in der Schweiz, Anm.). Bei einem Spiel - SV Kapfenberg gegen Red Bull Salzburg am 17. März 2012 (Endstand 0:1, Anm.) - hat mein Mandant nur die 1. Halbzeit gespielt und es stand damals 0:0."Grödig trennte sich Mitte November von TabogaDer Fußball-Bundesligist SV Grödig trennte sich am 14. November einvernehmlich von Taboga, nachdem dieser gegenüber Vereinsmanager Christian Haas zugegeben hatte, er habe im vergangenen Winter vier Mitspieler zur Spielmanipulation anstiften wollen. Es sei aber zu keiner Spielmanipulation gekommen, soll Taboga laut Haas bei dem Gespräch beteuert haben.

Das Bundeskriminalamt in Wien ist mit den Ermittlungen in Zusammenhang mit Spielmanipulation und Wettbetrugs betraut. Über die konkrete Zahl der in Verdacht geratenen Personen wird offiziell keine Auskunft gegeben.

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