Das Thermometer zeigt minus neun Grad, im Wind sind es gefühlte minus 15. Die Kälte zieht es unerbittlich in den Körper - und dennoch arbeiten derzeit mehr als ein Dutzend Techniker der Salzburg AG unter diesen Bedingungen, um eine der wichtigsten Stromleitungen in Salzburg zu reparieren.
Der Schauplatz: Das sogenannte Windsfeld in 2100 Meter Seehöhe in den Radstädter Tauern an der Grenze zwischen dem Pongau und dem Lungau. Orkanartige Winde, Vereisungen der Leiterseile sowie Brüche an den Masten haben am 9. Jänner die 110-kV-Leitung, die ins Zederhaustal führt, gekappt. Josef Strasser, Projektleiter der Salzburger Netzgesellschaft: "Diese Leitung, eine unserer vier Hochgebirgsleitungen, ist seit 45 Jahren klaglos in Betrieb, doch im Jänner ist es in diesem exponierten Gebiet, eine Wetterscheide, eben zu diesen großen Schäden gekommen."
Aufgrund der extremen Witterung gelang es den Technikern erst einen Woche nach dem Schaden auf das Windsfeld zu gelangen. In einer ersten Notmaßnahme legen die Experten eine 409 Meter lange Behelfsleitung über die geknickten Masten, um so eine Stromversorgung in den Lungau gewährleisten zu können.
Die Reparaturteams arbeiten unter extremen Bedingungen, können nur mit dem Helikopter auf das Windsfeld geflogen werden und tragen bei ihren Arbeiten Lawinenpipserl. "Für den Fall, dass sich die Wetterbedingungen einmal verschlechtern sollten und keine Flüge möglich sein, haben wir Container zur Baustelle gebracht, zudem gibt in der Nähe eine kleine, sehr spartanisch eingerichtete Hütte, in der für die Mannschaft Proviant für fünf Tage sowie Reservekleidung eingelagert ist", erklärt Projektleiter Strasser.
Die Dauer der Arbeiten in diesem hochalpinen und tief verschneiten Gelände sei noch unbestimmt, man rechne aber, dass die Leitung in einer Woche fertiggestellt sei, und es gehe auch viel voran, so die Techniker. Zu diesem Zeitpunkt werden am Rande des Parkplatzes Tauernalm am Nordportal des Tauerntunnels die Trümmer von einem der Masten abtransportiert. Man habe zuvor den Mast für den Abtransport mit dem Hubschrauber zum Lagerplatz in Teile geschnitten, so Josef Strasser. "Nach der Schneeschmelze werden neue Masten errichtet und die Seile sowie Isolatoren erneuert, damit die Leitung wieder winterfit wird", betont der Projektleiter.
Doch die Baustelle am Windsfeld in den Tauern ist und war nicht die einzige für die Salzburg AG-Techniker: Im Jänner habe es in Spitzenzeiten bis zu 2800 Haushalte in Salzburg gegeben, die tagelang ohne Strom auskommen mussten. Am längsten betroffen waren die Gemeinden St. Koloman, Adnet, Bad Vigaun sowie St. Martin, Lungötz und Filzmoos.
"An Spitzentagen waren wir mit bis zu 230 Mitarbeiter und mehr als 100 Fahrzeugen unterwegs, um Schäden am Netz zu beheben", so Strasser. Mit mehr als 20 großen Stromaggregaten für die Versorgung von Ortsnetzen sowie Kleinaggregaten für Einzelkunden schlossen die Techniker die zahlreichen Lücken. "Man muss sich vorstellen, dass wir pro Tag bis zu 300 Netzumschaltungen zu bewältigen hatten", sagt Josef Strasser. Seit dem 3. Jänner seien es rund 2800 Schalthandlungen gewesen.