Wenn Hermann Mayrhofer (73) die Geschichte des Bergbau- und Gotikmuseums in Leogang erzählt, vergisst er keinen, der ihm geholfen hat, zu erwähnen und zu würdigen. Diese Charaktereigenschaft ist wohl ein entscheidender Teil seines Erfolgs. Sicher hätte er es ohne Hilfe nicht geschafft. Aber ohne seinen Anstoß und seine langjährige Arbeit als Kustos gäbe es das Museum erst recht nicht.
Schon jetzt hat das Museum im Dorf einen Ruf, der weit über die Landesgrenze hinausreicht. Vor allem wegen der einzigartigen Sammlung von Bergbauheiligen. Die bis zu 20.000 Besucher im Jahr reisen oft eigens wegen des Museums an und kommen aus ganz Mitteleuropa. Mayrhofer hat Kontakte zu Sammlern und Museen bis in die USA. Und immer wieder gelingt es ihm, Sponsoren zu gewinnen. Im Mai wird die Ausstellungsfläche des Museums im alten Bergbaudorf Hütten auf rund 1000 Quadratmeter verdoppelt. Der dafür nötige Kauf und die Renovierung des Thurnhauses um mehrere Millionen Euro wurden zum guten Teil mit Spenden finanziert. Mayrhofer: "In Salzburg wurde der Domrundgang für das barocke Salzburg geschaffen. In Leogang wollen wir das mittelalterliche Salzburg zeigen." Zur Eröffnung beginnen zwei Sonderausstellungen, darunter eine mit Madonnen aus der Zeit um 1400 - ein gemeinsames Projekt mit der Nationalgalerie Prag.
Mayrhofer hat kein Kunststudium absolviert, sondern sich sein Wissen allein angeeignet. Er war fast 40 Jahre lang Amtsleiter von Leogang und ist dort auf einem Erbhof aufgewachsen. Seine Familie lebt seit mindestens 400 Jahren im Ort. Das Interesse an alten Kulturgütern sei ihm von seinem Vater mitgegeben worden, sagt Mayrhofer. "Er war handwerklich sehr begabt und hat vom Wagenrad bis zur Elektroinstallation alles selbst gemacht. Und er hielt die alten Sachen wie die Möbel hoch. Er hat uns sieben Kindern eingebläut, dass wir nichts verkaufen sollen." Auch von den Lehrern in der Hauptschule in Saalfelden sei ihm viel vermittelt worden.
Nach einer Landwirtschaftslehre holte der damalige Bürgermeister Albert Steidl den 22-Jährigen in die Gemeinde und sagte: "Ich frage nicht nach, wie du es machst, aber der Laden muss laufen." So war es auch später, als Mayrhofer viel Zeit in die Suche nach Kulturgütern investierte. "Wenn die Gemeinde zahlen sollte, verlangte ich einen einstimmigen Beschluss von der Gemeindevertretung. Und den hat es immer gegeben."
In den 1980er-Jahren schätzte man die eigene Kultur und Geschichte nicht mehr. Von der reichen Bergbautradition Leogangs war fast nichts mehr übrig. Die Leute waren beschäftigt. Der Tourismus brachte Wohlstand. "Arme Bauern sind zu Hoteliers geworden. Aber wer nicht weiß, wo er herkommt, der weiß auch nicht, wo er steht und wohin er geht. Die Zeit war reif." 1982 hatte Mayrhofer dann ein einschneidendes Erlebnis. In Wörgl wurde ein Bild aus der Leoganger Kirche versteigert. Innerhalb weniger Tage sammelte er 100.000 Schilling, aber den Zuschlag erhielt nicht er, sondern ein Museum in Ulm. "Dann habe ich zwei Jahre lang mit denen verhandelt, bis ich es zum gleichen Preis erhalten habe. Mein Interesse für die Rückführung von Kulturgütern ist so entstanden."
1988 schleppte Mayrhofer die Gemeindevertretung ins ehemalige Bergwerk im Schwarzleotal. Noch im Stollen wurde der Beschluss für ein Schaubergwerk und ein Bergbaumuseum gefasst. Das Bergwerk wurde 1989 eröffnet, das Museum 1992, nachdem Mayrhofer unter anderem Leoganger Mineralien aus Pariser Museen auftreiben konnte.
Dann versuchte man, sich unter den deutschsprachigen Bergbaumuseen mit einem besondern Schwerpunkt abzuheben. Das gelang mit den Bergbauheiligen. Unter anderem "bettelte" Mayrhofer in zwei Jahren zwei Millionen Schilling zusammen, um eine Madonna von 1400 zu kaufen. 2000 fand die erste Sonderausstellung über Bergbauheilige im Alpenraum statt, die den Durchbruch für das Museum brachte. Kontakte zu anderen Museen und Sammlern ergaben sich, und es wurde vieles leichter, so Mayrhofer. Schon 2003 wurde das Museum erstmals aufwendig erweitert, um Platz für weitere Exponate zu schaffen.