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Ist die Landschaft ein Ort für idyllische Vorstellungen?

Eine Ausstellung mit internationalen Videoarbeiten in der Stadtgalerie Lehen versieht den Begriff "Landschaft" mit einem Fragezeichen.

Bild aus Lisa Truttmanns Videoarbeit „Water Fields“ (2013).
Bild aus Lisa Truttmanns Videoarbeit „Water Fields“ (2013).

Im Lungau belebt derzeit zeitgenössische Kunst die Landschaft: Noch bis Sonntag sind die Installationen, Performances, Führungen und Touren des zehntägigen Festivals Supergau zu erleben. In Salzburg kommt zur gleichen Zeit die Landschaft in den Kunstraum: Die Stadtgalerie Lehen zeigt, wie sich zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler mit dem oft idealisierten Begriff auseinandersetzen.

Dass diese Auseinandersetzung sich nicht lang mit idyllischen Bildern aufhält, verrät schon das Fragezeichen im Titel: "Landschaft?" heißt die von Gastkurator Claus Friede gestaltete Schau. Landschaft, das sei kein Thema für Nostalgiker, schreibt der Kunstexperte im Katalogheft, sie könne auch "eine präzise Metapher für die ökologischen, psychologischen, sozialen, politischen, historischen und digitalen Konflikte unserer Zeit" sein.

Was etwa in der dreieinhalbminütigen Videoarbeit "Water Fields" der österreichischen Künstlerin Lisa Truttmann erst nach meditativen Wasserspielen aussehen könnte, entpuppt sich schnell als strenger Blick auf riesige Agrarflächen in Kalifornien, auf denen angesichts fortschreitender Dürre nur mit massivem Einsatz künstlicher Bewässerung noch etwas gedeihen kann. Nicht der Boden, die Rechte am Wasser sind das wichtigste Kapital. Auch in anderen Arbeiten der am Donnerstag eröffneten Ausstellung gehe es um die Gegensätze zwischen idealisierter Vorstellung und Wirklichkeit, sagt Gabriele Wagner, die Leiterin der Stadtgalerie. Der US-Künstler Ross Constable sei etwa zurück in den Ort seiner Kindheit gefahren, in die Stadt Cairo im Bundesstaat Illinois, die heute als heruntergekommene "ghost town" gilt. Auf zwei parallel laufenden, im rechten Winkel zueinander stehenden Bildschirmen zeigt er weite Felder und verlassene Gebäude, Überflutungen und Anti-Rassismus-Aufmärsche. Auf einem Acker liegt ein totes Reh. Auch ein Wolf streift durchs Bild.

In einem anderen "Spannungsfeld zwischen Stadt und Land" siedle Gabriele Worgitzki ihre "Baustelle des Imaginären" an, berichtet die Galerieleiterin. Mit einer Lochbildkamera hat Worgitzki Wohngebiete an Stadträndern verschwommen fotografiert und zu einer Videoinstallation montiert. Es gehe "um die Verheißung von einem Leben im eigenen Haus", zu der nicht selten auch "vorgefertigte Lebenskonzepte" gehören, sagt Worgitzki im Katalogheft.

Die Ausstellung, resümiert Gabriele Wagner, könne "auch anregen, über die eigenen Vorstellungsbilder von Stadt, Land und Landschaft nachzudenken."

Ausstellung:"Landschaft? Internationale Videokunst zur Urbanisierung von Landschaft", Salzburg, Stadtgalerie Lehen, bis 29. Juli

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