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Kann Alleinsein lustig sein?

Klaus Eckel ist ein Aufdecker der menschlichen Schwächen. Seine Fans nehmen es dankbar auf.

Klaus Eckel kommt im Dezember nach Salzburg.
Klaus Eckel kommt im Dezember nach Salzburg.

Mit Mitte 20 warf Klaus Eckel seinen Job als Logistiker hin und begann seine Bühnenkarriere. Vor Kurzem brachte der oft unfreiwillig komisch wirkende, zweifache Vater das Publikum im Kulturzentrum Hof zum Lachen. Nicht ohne sich zuvor unseren Fragen zu stellen.


Redaktion: Ihr Einstieg ins Kabarett war ein Sprung ins kalte Wasser. Was gab Ihnen dabei Mut?
Eckel: Eigentlich gar nichts. Der Alkohol wahrscheinlich (lacht). Du bist ja total unsicher. Ich glaube, das Unangenehmste, was einem Menschen passieren kann, ist Leute zum Lachen bringen zu wollen, und keiner lacht.


Sie haben 2007 den Salzburger Stier bekommen. Welche Beziehung haben Sie zu Salzburg?
Ich war als Kind immer zum Skifahren in Salzburg. Als Kabarettist war der Preis für mich ein Höhe- und auch ein Wendepunkt, wo ich gemerkt habe, ich kann jetzt von dieser Kunst leben. Und deshalb ist der Preis für mich von großer Bedeutung.


In einem Ihrer Programme machen Sie sich über die Waldorfpädagogik lustig.
Selbst Erfahrung damit gehabt?

Nein, nur in der Beobachtung. Ich bin eigentlich von Alternativschulen sehr begeistert, trotzdem hat man natürlich Klischees im Kopf. Es gibt tatsächlich ein paar Ideen, die mich faszinieren, wie zum Beispiel das intrinsische Lernen, das Fördern von Neugierde und Eigenantrieb oder die Einstellung, Menschen nicht nach Noten zu beurteilen - das ist schon etwas, was, wie ich finde, sehr fortschrittlich ist.

Auch die Erziehung ist für Sie ein wichtiges Thema. Haben Sie noch Hoffnung, es besser zu machen als Ihre Eltern?

Ich bleibe auf alle Fälle dran - manchmal mit Erfolg, manchmal mit totaler Verzweiflung oder irgendwo dazwischen. Also eines muss man schon sagen, man entwickelt eine Wertschätzung gegenüber den eigenen Eltern, wenn man selber Kinder hat. Man merkt auf einmal, es ist wirklich nicht einfach. Das finde ich ja das Interessante am Leben, dass man immer wieder in die Rollen schlüpft, über die man zuerst geschimpft hat. Und dann wird das alles mit sehr viel Verständnis aufgefüllt.


Es gibt von Ihnen ein Stück über einen Skifahrer, der nachts am Sessellift vergessen wird. Ist das ein eigenes Trauma?
Nein, da ging es eigentlich darum, ob man Langeweile heute überhaupt noch aushält oder ob man dann sofort den Fernseher vermisst, das Wlan und andere Ablenkungen... Ich frage mich oft, wie man das Aushalten der Einsamkeit lustig machen kann. Ich habe zum Beispiel einmal versucht zu meditieren und dabei gesehen, wie schwierig es ist, den Kopf von Gedanken frei zu kriegen. Das ist fast unmöglich. Es ist erschreckend, wie die Schallplatte da oben rotiert. Und an so einem Punkt wird das Thema für mich spannend, weil viele von uns gleiche Erfahrungen machen. Ich glaube, deshalb sind auch so viele Menschen erschöpft, weil sie dauernd irgendwer in ihrem Kopf niederbrüllt.

Von vielen Kabarettisten weiß man, dass sie privat oft depressiv sind. Sind Sie das auch?
Nein, das ist ein Klischee. Ich glaube, dass die guten Kabarettisten tiefgehende Menschen sind, und gleichzeitig den Humor als Überlebensmittel sehen. Man kann ja Probleme oft nicht lösen, aber der Humor kann sie unglaublich leicht machen.


Politik kommt bei Ihnen nur am Rande vor. Es geht mehr um die menschlichen Schwächen.
Ich will mich nicht an Politikern abarbeiten, nicht an Namen. Mir geht es darum, das Politische im Alltag zu suchen. Eigentlich lässt sich jedes politische Thema auf das eigene Umfeld runterbrechen. Und da wird es für mich dann interessant. Gerhard Polt hat einmal gesagt, wichtig ist nicht das Aktuelle, sondern das Akute. Das ist ein unglaublich gescheiter Satz. Es geht darum, was hinter dem Problem steckt.

Haben Sie nie Angst, dass Sie einmal alle Themen des menschlichen Versagens durch haben?
Doch, die habe ich schon! Nur ich betrachte sie vielleicht über die Jahre anders. Ich habe einmal für mich festgestellt, es gibt ca. zehn große Themen, die die Menschheit interessieren. Und mit denen arbeite ich dann oder halt mit Subthemen davon. In einem der nächsten Programm geht es zum Beispiel um Gefühle, aber um solche, die nicht ständig so präsent sind im Dialog, die wir aber tief drin in uns spüren.

Rückblickend: Hat sich der Wechsel zum Kabarett für Sie gelohnt?
Ja, das schon. Als Kabarettist kann man sich nicht beklagen, solange es halbwegs rennt. Aber das Finanzielle war nie ein Motiv für mich. Ich finde immer, je glücklicher man als Mensch ist, desto weniger materielle Dinge braucht man.

Wie lange wollen Sie noch Kabarett machen?
Ich glaube nicht, dass ich einmal als Kabarettist in Pension gehe. Aber ich bleibe der Kleinkunst verschrieben. Ich mache heuer zum zweiten Mal einen Kabarett-Workshop für Jugendliche. Das macht sehr viel Spaß. Vielleicht übernehme ich ein kleines Theater am Land? Um nicht mehr so viel unterwegs und mehr für die Familie da zu sein.


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