Ländermatches zwischen Deutschland und Österreich vermögen nicht nur beim Fußball die Spannung des Publikums anzuheizen, auch in wortgewandteren Gefilden löst das Duell zitternde Nerven und klammes Mitfiebern aus.
Am Samstag (14. November) traten im ausverkauften Saal der "Salzburger Nachrichten" jeweils vier Poeten aus beiden Ländern gegeneinander an, um beim emotionsgeladenen Slammen ihr Talent unter Beweis zu stellen und das kunterbunt gemischte Publikum zu erobern.
Packende Wortspiele"Poetry-Slam begeistert mich, weil es Menschen ermöglicht, sich auf raffinierte und spannende Art und Weise mit Sprache zu beschäftigen", sagte SN-Mitgesellschafterin Trude Kaindl-Hönig bei der Begrüßung. Sie ergriff die Initiative und holte die packenden Wortspiele der Slam-Poeten ins Haus der "Salzburger Nachrichten".
Antje Haupt (Göttingen), Artem Zolotarov (Kaiserslautern), Gerrard Schueft (Chemnitz) und Eva Niedermeier (Bad Aibling) hießen die bereits in diversen Slam Contests erprobten Hobbypoeten auf deutscher Seite.
Für Österreich gingen Judith Klammsteiner (Lienz), Xaver Wienerroither (Salzburg), Peter Fitz (Lustenau) und Helene Ziegler (Salzburg) an den Start.
Das Teilnehmerfeld stellte Slam-Routinier Lukas Wagner zusammen, der auch als Moderator durch den Abend führte. "Mir war es wichtig, eine Mischung aus Slam-Poeten zusammenzufügen, die Erfahrung mit dem Format haben und dennoch für frischen Wind sorgen. Poetry-Slam begeistert. Wer das bezweifelt, war noch nie dabei."
Lachen und WeinenGeslammt wurde in zwei Runden über Herzschmerz, zwanghafte Konventionen und Selbstbefreiung. Viel Humor und Selbstironie strapazierten die Lachmuskeln des Publikums und ließen so manches "Genauso ist es!" entfahren. Traurige Aktualität hatte der erste Beitrag von Artem Zolotarov mit dem Titel "Sprengstoff", der zu Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit Position bezog. Denn eines ist Poetry-Slam nicht: flappsige Unterhaltung.
Lukas Wagner: "Jeder Slam ist gespickt mit aufrichtigen Gedanken und echtem Herzblut der Poetry-Künstler. Diese magische Aufrichtigkeit erzeugt immer ein Mitfühlen bei den Zusehern und reißt mit. Oberflächlichkeit gibt es da nicht."
Eine anfangs ausgewählte Publikumsjury bewertete die packenden Sprachspiele der ersten Runde, in der alle acht Poeten gegeneinander antraten. Österreich entschied mit fünf Punkten Vorsprung das Länderduell klar für sich. Ins Finale zogen mit Xaver Wienerroither und Helene Ziegler zwei Salzburger ein. Der Dritte im Bunde der Finalisten war Artem Zolotarov aus Kaiserslautern, der bereits ein Buch mit seinen Slam-Beiträgen veröffentlicht hat.
Der Applaus entschied für Helene Die Entscheidung über den "Schlag.Zeile"-Sieg fällte das Publikum gemeinsam per Anfeuern. Tosender Applaus, schrille Pfiffe und trampelnde Füße trugen die junge Slam-Poetin Helene Ziegler mit ihrer Hymne an den Pinzgauer Dialekt auf das Siegespodest. Doch das Duell mit Landsmann Xaver Wienerroither war haarscharf, denn auch seine ausgeklügelten Sprachspiele und elastischen Wortverrenkungen begeisterten das Publikum.