Wirt in einsamen Berghütten und auch im städtischen Bierkeller, Radiostimme, Fernsehstar: Sepp Forcher, Jahrgang 1930, blickt auf ein vielschichtiges Leben zurück. Jetzt hat Forcher sein erstes Buch geschrieben. "Einfach glücklich" ist im Verlag Brandstätter erschienen. Eine Autobiografie? Nein. Es ist ein Lesebuch über "Was im Leben wirklich zählt" - und natürlich stark vom eigenen Erfahrungsschatz geprägt.
SN: Wie lang haben Sie sich mit dem Gedanken getragen, ein Buch zu schreiben?
Forcher: Ich habe das nicht vor mir hergetragen. Eine gute Biografie über mich gibt es schon, und ich wollte nie selbst ein Buch schreiben. Der Verleger Nikolaus Brandstätter hat mich bei einer Rede in der Wachau erlebt und mir vorgeschlagen, ein Buch zu machen. Ich habe abgelehnt. Er hat mich weichgeknetet, und dann habe ich zugesagt, weil es zu meinem Leben passt. Ich finde nämlich, dass im Leben alles von selbst geschieht. Zu glauben, man könne agieren, ist falsch.
SN: Sie glauben nicht an die Lebensplanung?
Forcher: Nach meiner Erfahrung kann man nur reagieren. Aber man muss die Möglichkeiten erkennen, die einem geboten werden und dann die Wahl treffen. Bei mir war es immer so. Ob ich von einer Hütte zur anderen gewechselt bin, oder ob ich in der Stadt Salzburg den Platzlkeller, den es ja schon lange nicht mehr gibt, als Pächter übernommen habe. Oder wie ich zum Radio gekommen bin. Und später dann der Einstieg in das Fernsehen. Geplant waren alle diese Schritte nie.
SN: "Einfach glücklich", das klingt, als ob Glücklichsein so einfach wäre.
Forcher: Der Titel war eine Idee vom Verlag und er hat mir gefallen. Ich habe lang nachgedacht über die ersten Sätze und die lauten so: Ja, sie gehören zusammen, die Einfachheit und das Glücklichsein. Und sie haben auch eines gemeinsam, sie sind nicht erlernbar. "Einfach glücklich" ist die Summe von unzähligen, meist kleinen, selten großen Momenten, Begegnungen, Erfahrungen, Erlebtem und Erträumtem. Es ist eine Art Lebensleiter, die man Sprosse für Sprosse erklimmt. Kommt man in die Nähe der obersten Sprosse, breitet sich - so geht es mir zumindest - ein schönes Gefühl der Zufriedenheit aus, deren reinstes Destillat man Glück nennen darf.
SN: Liest man in Ihrem Buch, ist in Gedanken Ihre Stimme zu hören. Die Sätze wirken wie ein frei gesprochener Text.
Forcher: Wirkt das so? Dann freut mich das sehr. Ich bin sicher kein Dichter. Zur dichterischen Freiheit braucht man Talent, das habe ich nicht. Ich kann nur berichten - und ganz wichtig: Es muss überprüfbar sein. Das ist wie das Tourenbuch beim Bergsteigen. Wenn einer hineinschreibt, er war auf dem und dem Gipfel, und es stimmt so nicht, bekommt er ein Problem, wenn das wer liest, der sich auskennt. Ich habe meine Sätze mit der Hand in ein Büchlein niedergeschrieben und meinem Sohn Karl diktiert. Es war das erste Mal, dass ich einen Text aufgeschrieben habe. Ob Radio oder Fernsehen: Wenn ich rede, dann ist es immer live, auch wenn es aufgezeichnet wird. Ich verwende keine Textvorlagen.
SN: Ihre Art zu sprechen, gilt als typisch österreichisch.
Forcher: Ich habe mich festgelegt auf den Salzburger Stadtdialekt, weil er ist von Bregenz bis Eisenstadt verständlich. Ich würde viel schlampiger reden, hätte ich nicht den Rudi Bayr (Anm.: Autor, Freigeist und von 1975 bis 1984 Intendant des ORF-Landesstudios Salzburg) kennengelernt. Er ist für mich heute noch das ganz große Beispiel für Sprachpflege.
SN: War der Umstieg vom Wirt in die Welt des Radios und des Fernsehens nicht riesengroß?
Forcher: Als Wirt lernst du die Menschen kennen. Und als Hüttenwirt bist zu alles bis zum Polizisten und zum Feuerwehrmann. Ich bin nicht als Grünling zum Radio gekommen. Ich habe gewusst, was ich will. Das Hinkommen allerdings war auch nie von mir geplant.
SN: Wie lang machen Sie noch Ihre TV-Sendung "Klingendes Österreich?"
Forcher: Solange man mich sie machen lässt und solange es mir Freude macht.