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"Tatort Würstelstand": Land fördert junge Kunst

Das Programm "Podium" des Landes Salzburg fördert innovative Kunstprojekte. Das wirft auch Fragen zur Kultursubvention an sich auf.



Ein rotes Polizei-Absperrband hängt vom Würstelstand "Heiße Kiste". Der Imbiss-Anhänger steht zur Zeit ausnahmsweise nicht am Platzl sondern vor dem Salzburger Kongresshaus. Thomas Beck ist klar: Hier ist etwas passiert. Was genau, das versucht er derzeit mit seinen Kollegen vom Künstlerkollektiv "Ohne Titel" heraus zu finden. "Tatort Würstelstand" heißt das Theaterprojekt, das die Schauspieler hier umsetzen.

Es ist so etwas wie eine Umkehrung der altbekannten Dinner-Krimis. Statt mit einem gespielten Kriminalfall zum Publikum zu kommen, sammeln Thomas Beck und seine Kolleginnen und Kollegen am Würstelstand Gerüchte und Geschichten aus dem Andräviertel. Die werden dann zu einem Krimi verwoben und bei Rundgängen durch das Andräviertel am kommenden Wochenende mit insgesamt 50 Darstellern gezeigt.

"Tatort Würstelstand" ist eines von neun Projekten, das heuer vom Land Salzburg im Rahmen des Programmes "Podium" gefördert wird. Seit 2008 stellt das Kulturressort des Landes alle zwei Jahre insgesamt 100.000 Euro für "junge, innovative" Kunst bereit. Podium fördert Kunst- und Kulturprojekte, die aus den großen Kulturfördertöpfen des Landes kein Geld bekommen. Von der "Freien Szene" ist in diesem Zusammenhang oft die Rede.

Und die scheint in Salzburg sehr aktiv zu sein: 73 Einreichungen für das Podium-Programm gab es heuer. Die Preisträger sollten laut Jury unter anderem aktuell und politisch relevant sein. Das passt auf das Projekt "Bavarian Taliban". Die Künstler Markus Hank und Hamon Tanin veranstalten darin Heimatabende, in denen sie die Gemeinsamkeiten von Taliban und Alpenbewohnern zeigen wollen.

Diese Abende gaben Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn die Möglichkeit, auch im Landtag einmal ausführlich über künstlerische Inhalte zu diskutieren. "Es gab eine Anfrage der FPÖ zu dem Projekt. Ich hatte Spaß, im Landtag damit konfrontiert zu werden. Normalerweise diskutiert man dort nicht eine Dreiviertelstunde über Kunstprojekte."

Ebenfalls diskutiert wurde bei der Präsentation der Podium-Projekte, und zwar über Struktur und Zukunft der Kultursubvention in Salzburg. So konnte "Ohne Titel" mit ihren Projekten bereits zum vierten Mal in Folge die jeweils wechselnde Jury mit ihren Projekten überzeugen. Eine fixe Subvention gibt es für die Künstler aber nicht. "Es besteht in dem Bereich eine Lücke", sagt dazu Schellhorn. Der geplante Sparkurs der neuen Regierung werde aber kein Ende des Podium-Programmes bedeuten, sagt Schellhorn. "Wir schauen, dass wir mehr schaffen." Das soll vor allem mit "Umschichtungen" gelingen.

Kunst funktioniere oft über Selbstausbeutung. Das will das Projekt von Christiane Pott-Schlager: Sie erfasste die prekären Bedingungen, unter denen Salzburgs bildende Künstler mitunter arbeiten, in Excel-Tabellen und druckte diese aus. Das Ergebnis: Ein 13-Meter-Plakat, das im Oktober vor der Berchtold-Villa hängen wird.

Rundgänge des "Tatort Würstelstand": 12. und 13. Oktober, 14 und 18 Uhr ab Vorplatz Salzburg Congress.

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