Böser Bär, armer Bär. So schnell verschiebt sich zuweilen die öffentliche Meinung, wie man nach dem Unfalltod eines jungen Braunbären auf den Gleisen bei Schwarzach beobachten konnte. Wildtiere wie Wolf und Bär dringen immer häufiger in die Nähe von Wohngebieten vor. Das zwingt zum Umdenken im Umgang mit ihnen. Die in der neuen Landesregierung für den Natur-schutz zuständige Marlene Svazek (FPÖ) kündigt einen Paradigmenwechsel im Umgang mit großen Beutegreifern an.
Ein mit der Wolfsansiedlung verbundener Gedanke ist es ja, zusätzliche Wildflächen zu erzeugen. Dem halten Wissenschafter der Universität für Bodenkultur Wien entgegen, dass es - umgekehrt - eine moderate Bewirtschaftung der Almen braucht, um die Biodiversität zu erhalten. Würden Schafbauern nicht mehr auftreiben, was vereinzelt schon geschieht, würde man Natur und Gesellschaft also einen Bären(!)dienst erweisen. Nicht nur wegen des Arten- und Lawinenschutzes: Almen sind großartige Naherholungsgebiete für Touristen wie Einheimische.
Der Herdenschutz indes funktioniert nicht: Zu den Kosten kommt ein eklatanter "Personalmangel" bei Hunden und Hirten. Um Haustiere zu schützen, wird man Problemwölfe (und -bären) entnehmen müssen - auch zum Wohl jener Artgenossen, die vor allem Wild fressen und die Nähe des Menschen meiden. Eine echte Koexistenz ist dauerhaft nur auf Distanz möglich.