Stadt und Land Salzburg vermeldeten gleichzeitig, dass die Kapazitäten der Stadt beinahe erschöpft seien. Nur dank der guten Kontakte zwischen Wien und Berlin gebe es überhaupt noch Sonderzüge, sagt Bürgermeister Heinz Schaden. "Und die brauchen wir wie einen Bissen Brot." Schon am Dienstag waren gleichzeitig 1500 Flüchtlinge am Bahnhof, 800 an der Grenze nach Freilassing und 600 im Notquartier in der ehemaligen Autobahnmeisterei. "Damit kommen wir an die Kapazitätsgrenze der Stadt", sagt Schaden.
Die Sonderzüge sind deshalb wichtig, weil damit auf einmal 400 Flüchtlinge vom Bahnhof nach Deutschland gebracht werden. An der Grenze werden stets nur 20 bis 30 Personen pro Stunde abgefertigt. Am Mittwoch kam sogar zeitweise nur eine Person pro Stunde über die Grenze.
Gleichzeitig sind Stadt und Land darum bemüht, die Strukturen für die Abwicklung der Flüchtlinge an der Grenze zu verbessern. Am Mittwoch wurde ein zweites Zelt gebaut, damit Flüchtlinge dort direkt übernachten können. Die Stadt richtete auch einen Shuttledienst zwischen der Grenze und der Notunterkunft in der ehemaligen Autobahnmeisterei in Liefering ein. Das Problem sei, sagt Karl Schupfer, Pressesprecher der Stadt Salzburg, dass immer wieder Flüchtlinge von Liefering zu Fuß zur Grenze gingen. Dort würden sie aber nicht abgefertigt, da man mittlerweile ein System mit Bändchen für die Flüchtlinge eingeführt habe. Nur wer ein solches Bändchen hat, kommt auch über die Grenze. Und die Bänder gibt es nur in Liefering. Wenn nun Flüchtlinge ohne Armband an der Grenze ankommen, bringt sie ein Bus zurück, um den Wartebereich nicht zu überfüllen.
Dadurch schaffe man an der Grenze eine gute Ordnung, sagte Schupfer. "Aber dafür ist die Autobahnmeisterei sehr voll." Dort warteten am Mittwochnachmittag knapp 1000 Personen. Auch der Bahnhof war am Mittwochnachmittag wieder sehr gefüllt. Die Bahnhofstiefgarage war mit 800 Personen voll belegt, zudem warteten häufig viele Flüchtlinge in der Lastenstraße, um mit Bussen in die Autobahnmeisterei gebracht zu werden.
Gesundheitsministerin vor OrtÖsterreichs Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser machte sich ein Bild von der Lage in Salzburg. Sie besichtigte die Notquartiere und meinte zur Hilfe: "Was hier geleistet wird, ist mit einem Wunder gleichzusetzen. Ich kann nicht genug Danke sagen. Und bin zutiefst berührt und beeindruckt." Der Leiter des UNHCR-Österreich Büros Christoph Pinter besuchte die Grenze und den Bahnhof. Am Beginn der kalten Jahreszeit sei es nötig, "dass die Flüchtlinge ein Dach über dem Kopf und ein festes Quartier haben", sagte er. Den Bemühungen Salzburgs zollte Pinter Respekt.
Zwei Fälle von NorovirusDas städtische Gesundheitsamt bestätigte zwei Fälle von Norovirus. Zwei Kinder sind von dieser Virusinfektion betroffen. Eines davon am Bahnhof und das zweite beim Notquartier an der Grenze Salachbrücke. Beide Kinder dürften bereits von den Deutschen Behörden übernommen worden sein. Bisher kam es zu keiner weiteren Ausbreitung. Alle Helfer wurden angewiesen, Mundschutz zu tragen, die Hände zu desinfizieren und die Einsatzkleidung öfter zu wechseln. Noroviren lösen akute Entzündungen des Magen-Darm-Traktes aus und sind weltweit verbreitet. Die Krankheit bricht in der Regel 12 bis 48 Stunden nach der Ansteckung aus; meist abrupt mit oft schwallartigem Erbrechen, starkem Durchfall und häufig begleitet von Bauch-, Muskel- und Kopfschmerzen. Vereinzelt kommt noch Fieber dazu. Nach 2 bis 3 Tagen ist die Krankheit überwunden. Als Behandlung ist vor allem auf genügend Flüssigkeitszufuhr zu achten.