3013 Beratungen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 21 im gesamten Bundesland führte die Kinder- und Jugendanwaltschaft (kija) Salzburg 2018 durch. Das vermeldete die Betreuungseinrichtung in einer Aussendung. Damit führte man um 542 Beratungen mehr durch als im Jahr 2017. Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt beobachtet den stetigen Zuwachs mit gemischten Gefühlen: "Grundsätzlich freuen wir uns, dass Kinder und Jugendliche uns vertrauen und sie so häufig den Weg in die kija Salzburg finden. Insbesondere in der Region stoßen wir mit den hohen Zahlen aber an den Rand unserer Kapazitäten. Im Koalitionsvertrag der Salzburger Landesregierung wird der Ausbau der kija-Regionalarbeit in Aussicht gestellt. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache, eine rasche Umsetzung ist das Gebot der Stunde."
Limit Innergebirg ist erreicht
Mit 667 Beratungen führt der Pinzgau die kija-Statistik deutlich an und liegt damit sogar noch vor der Stadt Salzburg (633 Beratungen). Die Regionalbeauftragte rücke selbstverständlich auch außerhalb der Dienstzeiten aus, wenn es erforderlich sei: "Krisen halten sich selten an Öffnungszeiten und da es in der Region zu wenig Anlaufstellen für Notfälle gibt, fahre ich los, wenn ein Jugendlicher am Verzweifeln ist", zitiert die kija die Betreuerin in einer Aussendung.
Das Engagement der erfahrenen Psychologin sei zwar löblich, es sei aber auch klar, dass es so nicht weitergehen könne: "Die Jugendlichen hier am Land sind noch stärker auf die Unterstützung der kija angewiesen. Sie haben sonst oft niemandem zum Reden. Ich mache mir mit ihnen dann aus, wo wir uns treffen können und komme auch zu ihnen in den Ort. Was passiert, wenn ich einmal ausfallen sollte, will ich mir gar nicht vorstellen."
Die Kija habe für den Pinzgau, Pongau und Lungau lediglich eine Vollzeitberaterin und eine Halbtags-Sekretariatskraft zur Verfügung.
Mobbing und Sexting: Mädchen stärker betroffen
Betrachtet man die Themen, die Kinder und Jugendliche in Salzburg am stärksten belasten, ist mit 558 Einzelfällen Mobbing das brennendste Thema. Obwohl in den Schulen bereits viel Sensibilisierungsarbeit geleistet würde, würde das von Konkurrenz geprägte Klima in den Schulen Mobbing begünstigen. Die Elf- bis 14-Jährigen seien hier die am stärksten betroffene Altersgruppe. 61 Prozent der Mobbingfälle, bei denen die kija Salzburg im vergangenen Jahr um Hilfe gebeten wurde, betrafen Mädchen. Hinzu kommen noch 23-Sextingfälle. Hier wurden ausschließlich Mädchen Opfer der Gewalt.
Ein neues Phänomen sind via Dating-Chats eingefädelte Erpressungen, die unter dem Namen "Sextorsion" bekannt wurden. Als Opfer dieses Betrugsmodells wandten sich ausschließlich Burschen an die kija Salzburg. Sie sollten hohe Geldsummen bezahlen, um die Veröffentlichung intimer Bilder zu verhindern. 34 Fälle wurden der kija bekannt.
Gesundheitliche Belastungen sind laut kija ein weiterer großer Themenkomplex, der Jugendliche beschäftigt. Insgesamt beriet die kija Salzburg hier in 1133 Fällen. Ein Großteil davon betrifft psychische Erkrankungen. Jede und jeder reagiere anders auf Belastungen und Traumata: Schulangst, Depressionen, Magersucht, Ritzen, Sucht, aggressives Verhalten seien die häufigsten Anzeichen. Während Burschen eher Hilfe suchen, nachdem sie mit Gesetzen und Normen in Konflikt gekommen sind, richten Mädchen die Aggression eher nach innen.
Insgesamt entfielen 57 Prozent der kija-Beratungen im vergangenen Jahr auf Mädchen, 43 Prozent auf Burschen. 1.667 Beratungen und damit 55 Prozent fanden persönlich statt, 45 Prozent telefonisch, per mail oder via Chat.