Sie ist 48 Jahre alt, war fünf Jahre Landesrätin für Integration, Familien und Sport und wird Johann Padutsch nach 31 Jahren an der Spitze der Bürgerliste ablösen: Martina Berthold.
Sie wurden immer wieder als mögliche Nachfolgerin von Johann Padutsch an der Spitze der Bürgerliste genannt, haben sich bisher aber nie dazu geäußert. Ist es jetzt so weit? Martina Berthold: Ja, die Entscheidung ist gefallen. Die Stadt war für mich immer eine Option. Die Frage, ob ich Lust dazu habe, ist ja schon vor längerer Zeit an mich herangetragen worden. Es ist schon länger in mir herangereift. Jetzt ist es konkret geworden. Ich bin bereit und es ist ein Entschluss, mich für die Spitzenkandidatur zu bewerben. Am 29. September wählt die Stadtversammlung die Liste neu. Ich habe die Unterstützung vom aktuellen Bürgerlisten-Klub. Und ich werde noch viele Gespräche führen.
Hat man Sie dazu überreden müssen? Nein. Es gibt Weggabelungen, da muss man abwägen, was ist der nächste Schritt, den man gehen möchte. Für mich ist die Stadt Salzburg die nächste spannende Herausforderung. Ich habe den Eindruck, dass die Stadt bereit ist für eine kraftvolle Bürgerliste. Das Ergebnis von Innsbruck gibt uns natürlich auch Auftrieb. Zu sehen, dass österreichische Städte mit voller Lebendigkeit auch bereit sind für eine grüne Politik.
Der grüne Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi hat gemeint, ihm sei ein leistbares Dach über dem Kopf für die Menschen wichtiger als das Binnen-I. Sehen Sie das auch so? Es gibt verschiedene Grundbedürfnisse, die Menschen haben, und die sind zunächst zu befriedigen. Ich muss gut wohnen können, das ist die Basis für ein Leben in der Stadt. Darüber hinaus gibt es die Vielfalt, das Prickelnde, das Spannende. Es geht darum, dass alle gut leben können.
Also würden Sie Georg Willi schon eher recht geben? Diese Polarisierung ist zugespitzt, die braucht es in so einer Diskussion nicht. Wir brauchen eine Stadt, in der wir gut leben können. Der öffentliche Verkehr gehört unbedingt ausgebaut und die Menschen brauchen leistbaren Wohnraum. Punkt.
Gehen Sie dann auch als Kandidatin in die Bürgermeister-Direktwahl? Meine Entscheidung für die Spitzenkandidatur bei der Bürgerliste heißt auch, bereit zu sein für die Spitzenposition in dieser Stadt.
Wenn Sie jetzt ankündigen, für die Bürgerliste zu kandidieren, wann wechseln Sie dann von der Landes- in die Stadtpolitik? Ich werde im Landtag am 13. Juni angelobt. Ich werde auch den Klub übernehmen und dann im Frühjahr 2019 in die Stadt wechseln. Mir ist der Übergang jetzt noch wichtig, den Landtagsklub gut aufzustellen und die zentralen Themen aufzubereiten.
Das heißt folglich auch, Heinrich Schellhorn wird Landesrat? Ja, wenn eine Regierung zustande kommt, wird er das übernehmen.
Gab es denn ein Gerangel zwischen Ihnen und Schellhorn um den Sitz in der Landesregierung? Wir sind in einer grünen Luxussituation. Wir haben erfahrene Menschen, die die Politik kennen. Es kann einer Partei nichts Besseres passieren. Es gab keinen Streit.
Eine andere Entscheidung steht bei den Grünen auch noch an: Wer folgt Astrid Rössler als Chefin nach? Ich konzentriere mich auf den Aufbau des Landtagsklubs und dann auf die Stadt. Ich werde nicht kandidieren als Landessprecherin für die Grünen. Wir haben Ende Mai die Landesversammlung, da wird es eine neue Sprecherin oder einen neuen Sprecher geben. Heinrich Schellhorn ist sicher eine Option.
Johann Padutsch verfolgt das Ziel, den Europark zu erweitern. Sie auch? Ich habe da vielleicht eine andere Haltung. Ich habe schon noch den Blick auf das gesamte Bundesland. Auch wenn ich dann Stadtpolitikerin bin, ist es gut, den Blick über Stadtgrenzen hinaus zu haben.
Padutsch wirkt nach 31 Jahren amtsmüde, die Bürgerliste scheint im Dornröschenschlaf. Braucht es jetzt dringend den Aufbruch? Dass es eine Veränderung und neue Personen braucht, das war bekannt, das ist auch allen handelnden Mandataren der Bürgerliste bekannt. Das braucht man nicht wegdiskutieren.



