Die SN haben zum Interview mit den Bürgermeister-Spitzenkandidaten mehrere kleine Mehlspeisen mitgebracht. Dazu zwei Gabeln. Damit Schaden und Preuner die "Stich-Wahl" haben. Der Scherz kommt aber nicht so gut an. Heinz Schaden schiebt die Kuchen zur Seite. Preuner sagt "Nein, danke." Also zur Sache.
SN: Herr Bürgermeister, was mögen Sie am Vizebürgermeister am meisten?
Schaden: Ach. Ich mag seine umgängliche Art. Seit wann bist du in der Politik, Harald?
Preuner: 15 Jahre.
Schaden: Genau. Und wir haben, gewöhnlich, ein gutes Verhältnis.
SN: Und Herr Preuner, was ist ihre Lieblingseigenschaft beim Bürgermeister?
Preuner: Man kann mit ihm reden, wenn man ein Problem hat. Wir mögen uns auch privat.
SN: Das ist schön. Käme da nicht auch einmal eine stärkere Zusammenarbeit zwischen SPÖ und ÖVP in der Stadt infrage? Eine "Quasi-Koalition"?
Schaden: Gibt es doch immer wieder. Denken Sie an die Verkehrsregelung in der Griesgasse. In anderen Fragen wird die Achse weiterhin rot-grün sein.
Preuner: Das kann sich immer ändern, da ist ja nichts in Stein gemeißelt.
SN: Jetzt ein Sachthema: Die Stadt hat etwa hundert Millionen Euro auf der hohen Kante. Der Bürgermeister will damit Seniorenheime sanieren und um 70 Millionen das Paracelsusbad neu bauen. Herr Preuner, würden Sie als Stadtchef das Geld anders einsetzen?
Preuner: Also, zu der Sanierung der Seniorenheime stehe ich. Beim Bad bin ich weiter skeptisch. Ich glaube, das wird teurer als die 70 Millionen. Und dann die Erhaltungskosten. Ich fände weiterhin das zweite Projekt aus dem Wettbewerb besser. Ich habe daher aus Betreibersicht in der Jury gegen das Siegerprojekt gestimmt.
Schaden: Das Alternativmodell ist halt viel konventioneller. Das neue Bad wird ohnehin Thema in den Parteienverhandlungen sein. Die Umsetzbarkeit des Baus, die Folgekosten, das wird noch diskutiert.
SN: Apropos bauen: Wird in der Stadt allgemein zu hoch und dicht gebaut? In der Riedenburg, am Stadtwerkeareal?
Schaden: Innerstädtisch muss man einfach eine gewisse Dichte vorgeben. Es gibt aber Beispiele, wo Dichte und Freiraum perfekt zusammengehen. Etwa beim Freiraum Maxglan. Das ist ein Musterbeispiel.
Preuner: Ich finde, wir bauen teilweise wirklich zu dicht. In der Riedenburg gab es dazu von uns auch Einsprüche. Vor allem hätte ich aber gern, dass wir mehr geförderte Eigentumswohnungen bauen, nicht nur Mietwohnungen.
SN: Sind wir uns einig, dass die Bolaringsiedlung in Taxham danebengegangen ist?
Schaden: Sind wir. Die ist danebengegangen. Weil man sich dort fast von Balkon zu Balkon die Hand geben kann. Ein Beispiel, wie es nicht sein soll.
Preuner: Als Negativbeispiel würde ich aber auch das Stadtwerkeareal dazunehmen.
Schaden: Nein, dort schaut es schon ganz anders aus . . .
Preuner: Finde ich nicht . . .
SN: Weil wir gerade so am Diskutieren sind: Herr Schaden, was wollten Sie dem Vizebürgermeister eigentlich immer schon sagen - und haben sich nie getraut?
Schaden: Geh, bitte. Wenn ich ihm was sagen will, sage ich ihm das schon selbst. Und zwar in unmissverständlicher Weise.
Preuner: Ja, da gibt's halt auch eine entsprechende Antwort von mir zurück. Ich sage aber: Gewisse Dinge, die beredet man nur unter vier Augen.
SN: Herr Bürgermeister Schaden, wer ist denn so Ihr Lieblings-ÖVP-Politiker?
Schaden: Bitte? Also, na gut. Ich sage gern, dass ich mit Claudia Schmidt besonders gut kann. Tut mir leid, dass sie nach Brüssel geht. Aber auch mit dir kann ich sehr gut, Harry. Und wer mein absoluter Nicht-Lieblings-ÖVP-Politiker ist, das sage ich hier gar nicht. Sie können jetzt ein bisserl grübeln, wen ich meine. (ÖVP-Klubchef Christoph Fuchs könnte sich angesprochen fühlen, Anm.)
SN: Herr Preuner, Ihr Liebling bei der SPÖ?
Preuner: Es geht doch nicht drum, wen ich lieb habe.
SN: Aber wen haben Sie lieb?
Preuner: Ich habe keinen Liebling, nein.
Schaden: Schauen wir zwei vielleicht aus wie Plüschtiere?
SN: Lassen wir das lieber. Zur Verkehrspolitik: Wann kommt die Stadtregionalbahn - oder die U-Bahn? Bitte nur mit einer Jahreszahl antworten.
Preuner: 2030.
Schaden: Soll ich das jetzt unterbieten, oder wie?
SN: Oder überbieten. Ganz wie Sie wollen.
Schaden: Ich sage so: Das Projekt ist in weiter Ferne. Der Bund will nur 50 Prozent bezahlen, und damit ist es unfinanzierbar. Da brauche ich keine Jahreszahl zu nennen.
SN: Und die Alternativen? Wenn die Stadt so viel Geld hat - warum nimmt man nicht einfach ein paar Millionen Euro in die Hand und verdichtet die Busverbindungen?
Schaden: Wir geben ja jedes Jahr zehn, elf Millionen Euro an Luftsteuer an die Salzburg AG zurück. Wir haben Millionen investiert, um Umlandgemeinden an das Busnetz anzubinden. Der Stau kommt vor allem von den Einpendlern. Kommen soll ein "Musterkorridor" ins Seengebiet.
Preuner: Ja, entlang der Wolfgangsee-Straße gibt es keine Schienenverbindung. Der Postbus könnte dort stark ausgebaut werden. Aber da müssen auch das Land und die Gemeinden ins Boot.
Schaden: Da muss man rund fünf Millionen Euro investieren, dann eine Million jedes Jahr. Wenn Stadt und Gemeinden zusammenzahlen, geht es.
SN: Sie sind ja ein eingespieltes Duo. Können Sie sich eigentlich an den Moment erinnern, als Sie sich kennengelernt haben?
Preuner: Kann ich. Sogar ziemlich genau. Das war im Jahr 1999, ich bin im Chez Roland in der Imbergstraße gesessen. Es war mein erster Wahlkampf. Da ist der Heinz bei der Tür reingekommen.
SN: Haben Sie ihn damals angesprochen?
Preuner: Nein, da nicht. Später haben wir uns in der Blauen Gans getroffen, da hat er mir das Du-Wort angeboten.
Schaden: Ich weiß etwas anderes noch genau. Im Jahr 2000, als ich nach meiner Krebsoperation im Spital war. Da habe ich einen Brief von dir bekommen. Das war bewegend.
Preuner: Ich wusste ja, auf welcher Station du gelegen bist. Ich war ja selbst auch schon dort, als Patient.
SN: Letzte Frage: Herr Bürgermeister, was würden Sie an Herrn Preuner ändern, wenn Sie einen Wunsch frei hätten?
Schaden: Ich richte dem Harald da sicher nichts aus. Auch wenn sie noch so lange warten. Essen Sie ruhig noch ein Stück Kuchen. Selbst weiß ich natürlich, dass der Harald gern meine sprichwörtliche Sturheit kommentieren würde . . .
Preuner: Einen Menschen kann man nicht ändern. Und: Der Heinz ist in letzter Zeit schon viel konzilianter geworden. Nur manchmal kriegt er noch seinen Rappel.