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Wohnen um 5 Euro pro Quadratmeter: Im teuren Kitzbühel ist das Realität

Die Bürgerliste wäre schon froh, ein Wohnbau-Pilotprojekt um sieben Euro Brutto-Warmmiete realisieren zu können - und setzt dazu auf einen Bodenfonds. Dieser ist aber der SPÖ-Vizebürgermeister zu gering dotiert, weshalb sie von "Augenauswischerei" spricht.

Bürgerlisten-Spitzenkandidatin Martina Berthold und der grüne Umweltreferent in Schwaz, Hermann Weratschnig, stellen die Idee eines Low-Budget-Wohnprojekts nach Tiroler Vorbild am Dienstag in Salzburg vor.
Bürgerlisten-Spitzenkandidatin Martina Berthold und der grüne Umweltreferent in Schwaz, Hermann Weratschnig, stellen die Idee eines Low-Budget-Wohnprojekts nach Tiroler Vorbild am Dienstag in Salzburg vor.

Dass ein Low-Budget-Wohnbauprojekt um maximal sieben Euro pro Quadratmeter Bruttomiete im Monat auch in Salzburg gestartet werden soll, fordert die Bürgerliste schon länger. Am Dienstag hat sich deren Bürgermeister-Kandidatin Martina Berthold dazu Unterstützung aus Schwaz in Tirol geholt: Dort wurde 2017 sogar ein Fünf-Euro-Wohnprojekt übergeben. Die SN berichteten. Allerdings: Der Schwazer Grün-Gemeinderat Hermann Weratschnig konnte beim Medientermin mit Berthold mit einem noch prominenteren Beispiel aufwarten: "Es gibt mittlerweile zehn Tiroler Gemeinden, die mit dem Modell des 5-Euro-Wohnens arbeiten. Sogar Kitzbühel ist da dabei und hat 2018 einen viergeschoßigen Bau mit Lift als Fünf-Euro-Wohnbau übergeben - mit Niedrigenergiestandard." Und wenn so ein Modell im Nobel-Skiort Kitzbühel funktioniere, "warum soll das nicht in Salzburg gehen, wenn man will?" fragt Weratschnig.

Berthold sagt, dass sie aufgrund der hiesigen Grundstückspreise schon froh wäre, ein 7-Euro-Wohnbauprojekt umsetzen zu können. Möglich sei das, wenn man, wie in Tirol, auf einfache Grundrisse setze sowie auf Kellerabteile, Tiefgaragen und einen Teil der oberirdischen Stellplätze verzichte. "Bei der Barrierefreiheit akzeptieren wir aber keine Abstriche", sagt sie. Die Bedenken, dass durch so ein Projekt eine Zwei-Klassen-Gesellschaft im geförderten Mietwohnbau entstünde, teilt Berthold nicht: "Das ist in Tirol auch nicht passiert."

Wichtigster Eckpunkt für 7-Euro-Wohnen sei aber, die Grundkosten sehr niedrig zu halten, sagt Berthold. Daher fordert sie, wie berichtet, eine aktive Bodenpolitik der Landeshauptstadt: Dazu soll ein Bodenfonds, dotiert mit einer Million Euro jährlich, eingerichtet werden, damit die Stadt Flächen kaufen könne. Diese sollten dann entweder selbst von der Stadt bebaut oder in Form eines günstigen Baurechts den gemeinnützigen Wohnbauträgern übergeben werden.

Genau an diesem Bodenfonds entzündet sich aber die Kritik von Bgm.-Stellvertreterin Anja Hagenauer (SPÖ): Sie wirft angesichts der geplanten Million pro Jahr Berthold "Augenauswischerei" vor. Hagenauer: "Um eine Million Euro kann man eine Fläche für einen größeren Spielplatz kaufen. Wenn man so einen Bodenfonds ernst nimmt, muss man 15 Millionen Euro zum Start in die Hand nehmen."

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