Eine besonders spannende Wahl ist am 10. März in Ramingstein im Lungau zu erwarten. In der 1100-Einwohner-Gemeinde ist die Mehrheit zwischen Rot und Schwarz traditionell umkämpft. Eine knappe Entscheidung ist auch dieses Mal sehr wahrscheinlich. Die SPÖ hofft, das im Jahr 2014 verlorene Bürgermeisteramt von der ÖVP zurückholen zu können. In der Gemeindevertretung hat die ÖVP derzeit sechs Mandate, die SPÖ fünf und die FPÖ zwei Sitze.
Am Mittwochabend machte die Wahltour der Salzburger und der Lungauer Nachrichten in Ramingstein Station. An die 200 Besucher kamen in den Saal des Dorfwirts Bräu. Einen neuen Bürgermeister wird es jedenfalls geben, weil ÖVP-Ortschef Peter Rotschopf nicht mehr antritt. Der Diskussion stellten sich die beiden Bürgermeisterkandidaten Leonhard Kocher (ÖVP) und Günther Pagitsch (SPÖ) sowie FPÖ-Spitzenkandidat Georg Pritz. Trotz zum Teil unterschiedlicher Meinungen und nach so manchen Streitigkeiten in den vergangenen Jahren legen die Parteien dieses Mal Wert auf die gemeinsame Arbeit für Ramingstein.
Die Gemeinde hat mit der Abwanderung zu kämpfen. Einige der aktuellsten Themen in der Ramingsteiner Gemeindepolitik sind das Projekt Seniorenheim, die Nahversorgung, Wohnungen, Arbeitsplätze und das Problem des starken Lkw-Durchzugsverkehrs.
Bevor die Bürgerinnen und Bürger ihre Anliegen formulierten, stellten SN-Chefredakteur Manfred Perterer und sein Kollege Heinz Bayer, Chefredakteur der Salzburger Woche, dem Trio drei Fragen.
Die SN haben den Abend live auf Instagram dokumentiert. Hier die Story zum Nachsehen:
Die Gemeinde will die Abwanderung stoppen
Wie wollen die Gemeindepolitiker die Abwanderung und den Bevölkerungsrückgang stoppen? ÖVP-Kandidat Kocher verwies auf den hohen Altersdurchschnitt. Die gute Infrastruktur, vom Arzt bis zur Bank, müsse erhalten werden. "Wenn wir das schaffen und wir auch noch Arbeitsplätze lukrieren, dann haben wir gute Chancen." Das neue Altersheim und der Nahversorger werde rund 25 Arbeitsplätze schaffen.
Der SPÖ-Bewerber Pagitsch setzt auf das besonders gut funktionierende Vereinsleben in Ramingstein. Das sei neben der Infrastruktur ebenfalls ein Argument fürs Dableiben oder Heimkehren. Es bestehe Nachholbedarf. "Wir brauchen kleine Wohnungen, Starterwohnungen für junge Leute." Die Gemeinde könne auch stolz sein auf ihre Betriebe. Der FPÖ-Kandidat bedauert, dass es wenige Bauplätze und kein Gewerbegebiet gebe. "Wir müssen schauen, dass wir etwas schaffen können, damit wir Firmen herbringen und Arbeitsplätze bekommen." Auch Wohnungen seien notwendig, gerade für Leute, die sich kein Haus leisten können.
Ramingstein setzt auf neues Seniorenheim und Nahversorger
Das Großprojekt Seniorenheim und Nahversorger soll nun umgesetzt werden. Alle drei Kandidaten gaben sich davon überzeugt, dass das Vorhaben heuer in Angriff genommen werde. Günther Pagitsch: "Das wird umgesetzt." Eigentlich komme man jetzt auf den Entwurf des früheren Bürgermeisters Franz Winkler (SPÖ) zurück. Einige Jahre habe man auf das falsche Pferd, ein Projekt mit Eigentumswohnungen, gesetzt. Leonhard Kocher betonte, dass das Land die Investitionen kräftig unterstütze. "Wir können uns auf den extrem großen Rückhalt verlassen." Allein dieses Projekt koste rund fünf Millionen Euro. Das Vorhaben werde hundertprozentig umgesetzt.
Der Lkw-Verkehr durch den Ort ist nur schwer einzudämmen
Zum Thema Schwerverkehr durch die Gemeinde sagte ÖVP-Gemeindevertreter Kocher: "Lastwagen, die durchpfeifen, kriegen wir nicht in Ramingstein weg." Das sei ein Problem, das in den Regionalverbänden und Ländern gelöst werden müsse. Die Gemeinde wolle ein Verkehrskonzept erstellen - für mehr Sicherheit vor allem vom Dorfwirt bis zur Volksschule.
Die FPÖ meint, man solle die Straße so gestalten, dass der Verkehr nicht so schnell durchfließe, sondern eingebremst werde. Man bekomme den Schwerverkehr nicht einfach weg. Die SPÖ will sich besonders auch der Radfahrer annehmen. Und: "Wir müssen was gegen Lärm, Staub und Gefahren machen und alle Ortsteile einbeziehen." Ein Schulterschluss der Bürgermeister der betroffenen Gemeinden im Lungau und der benachbarten Steiermark wäre wünschenswert, so Pagitsch.
Als weitere Themen, die den Bürgern unter den Nägeln brennen, stellten sich in der Diskussion die Sicherheit an den Übergängen der Murtalbahn, der dringend notwendige Neubau der Feuerwehr, der Ausbau des Breitbandinternets und fehlende Gewerbegründe heraus.
Eindeutige Absagen erteilten alle drei Kandidaten der Windkraft und einem Murkraftwerk, sollten in Zukunft derartige Pläne wieder auftauchen.
In der wechselvollen parteipolitischen Geschichte der Lungauer Gemeinde an der Grenze zur Steiermark sollen einst manche Mandatare den Begriff "schlagkräftige Argumente" gar zu wörtlich genommen haben. Daraus haben die Protagonisten der bevorstehenden Wahlen in der 1000-Seelen-Gemeinde unter der Ehrfurcht gebietenden Burg Finstergrün wohl gelernt. Nach dem Wahlkampf will man konsequent an der Umsetzung vieler aufgeschobener Projekte und Themenfelder mitarbeiten.
Was die Ramingsteiner bewegt: Die SN-Umfrage
Zur Geschichte
Ramingstein wurde urkundlich erstmals im Jahre 1139 erwähnt. Vom 15. Jahrhundert bis Ende des 18. Jahrhunderts blühte in Ramingstein der Bergbau. In Kendlbruck wurde im hinteren Mühlbachtal der Eisenbergbau betrieben und in Ramingstein waren die Abbaustätten für Marmor, Blei und Silber. Im Mittelalter zählte Ramingstein zu den größten Bergbaugebieten in den Alpenländern. Im Jahr 1841 wurde die Gemeinde von einem schrecklichen Waldbrand heimgesucht und erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts erholte sich Ramingstein langsam von diesem Ereignis. Mit 94,21 Quadratkilometern ist sie die viertgrößte Gemeinde des Bezirks - so kommen elf Einwohner auf einen Quadratkilometer.