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Betriebsversammlung für dayli-Mitarbeiter in Salzburg

Seit dem Wochenende wissen die Dayli-Mitarbeiterinnen, welche Kolleginnen ihre Jobs verlieren. Doch bei den ersten Betriebsversammlungen herrschte nicht nur Frust.



Sie müssen seit einem Jahr um ihren Arbeitsplatz fürchten, seit Ende Mai haben sie kein Geld mehr bekommen, und jetzt wissen viele noch immer nicht, wie es weitergehen soll. In den Gesichtern der Dayli-Frauen wird die Pleite der Handelskette auch konkret sichtbar. Es geht eben nicht nur um leere Regale.

Zur ersten Betriebsversammlung im Bundesland Salzburg - solche Treffen organisiert die Gewerkschaft der Privatangestellten bis nächste Woche bundesweit - sind Dienstagmittag rund 80 Frauen ins Parkhotel Brunauer nach Itzling gekommen.

Es sind nur wenige ganz junge Frauen darunter, die meisten sind mittleren Alters. Entsprechend lang arbeiten sie - vielfach in Teilzeit - oft schon im Unternehmen, das bis vor einem Jahr die Firma Schlecker war.

Der Frust bei den meisten sitzt sicher tief, aber einige Betroffene vermitteln durchaus den Eindruck, dass sie froh sind, jetzt wenigstens Bescheid zu wissen. "Was soll man sagen, nach 22 Jahren?", fragt eine, um sich selbst die Antwort zu geben: "Am Schluss war es einfach nicht mehr lustig." Die fehlende Ware, die ständig gleichen Fragen der Kundschaft und die Unsicherheit haben am Nervenkostüm der Angestellten genagt. Die erwähnte Frau hat in der Filiale in Oberalm bei Hallein gearbeitet, in der Warenwirtschaft ist das der Standort Nummer 54151 - das Gericht hat am Freitag auf Antrag des Masseverwalters die Schließung genehmigt. Ihre Kollegin sagt: "Ich will nur noch zu meinem Geld kommen."

Einen wichtigen Schritt dazu konnten die Teilnehmerinnen der Betriebsversammlung am Dienstag machen. Mithilfe von Expertinnen der Arbeiterkammer und des Arbeitsmarktservice konnten sie ihre berechtigten Ansprüche beim Insolvenzentgeltfonds beantragen. Aus diesem Topf bekommen sie das Junigehalt und das Urlaubsgeld. Ihre Ansprüche, inklusive allfälliger Abfertigung, wurden gleich ausgerechnet.

Von den 63 Filialen in Salzburg sind 24 bereits zu - 86 Frauen verlieren ihre Jobs, in ganz Österreich sind es mehr als 1200. Der Betrieb in 522 Filialen läuft vorerst weiter. Doch Geld hat der Masseverwalter nur bis Ende Juli, wie er an die Belegschaft schrieb. Den Brief liest GPA-Regionalsekretär Michael Huber zu Beginn der Versammlung vor. Darin heißt es klar, dass die vorläufige Weiterführung von zwei Drittel der Filialen "nicht bedeutet, dass das Restunternehmen schon gerettet ist". Rund 40 Mill. Euro werden nötig sein, aber die wenigsten glauben daran, dass es klappt.

In der ersten Rauchpause erzählen einige Dayli-Beschäftigte, wie es ihnen ergangen ist. Darunter eine Frau, die erst im Juli als Urlaubsvertretung eingestellt wurde. "Man hat mir gesagt, ich bekomme Geld." Erhalten hat sie noch nichts. Eine junge Filialleiterin aus dem Tennengau sagt: "Man hat sich die Dienste immer selbst einteilen können, das war schon klass!" Eine ihrer älteren Kolleginnen - sie hatte erst im März bei Dayli begonnen - hofft jetzt auf ihre Tochter - die ist Filialleiterin bei Bipa, dem Drogeriemarkt des Rewe-Konzerns. Auch Spar, dm, Hofer sowie Tankstellenbetreiber Doppler aus Wels haben Interesse am Dayli-Personal.

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