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KTM sorgt für Motorrad-Boom - aber nur auf dem Papier: "Zulassungszahlen kann man nicht ernst nehmen"

31 Prozent mehr Motorräder wurden 2024 zugelassen. Hinter dem Hype steckt KTM - mit massiven Rabatten, aber auch mit Tageszulassungen. Viele der neu zugelassenen Bikes wurden damit vermutlich noch gar nicht verkauft. Händler hoffen dennoch auf neuen Schwung.

Christoph Hauthaler ist der größte KTM-Händler in Salzburg.
Christoph Hauthaler ist der größte KTM-Händler in Salzburg.

Wer sich ein Motorrad kaufen will, für den sei jetzt der beste Zeitpunkt. Nicht nur, sagt Motorradhändler Christoph Hauthaler, weil die ersten frühlingshaften Tage bereits Lust auf eine Spritztour machen. "Vor allem locken extreme Rabatte."

Der Familienbetrieb Hauthaler in der Moosstraße ist Salzburgs größter KTM-Händler. Rund 1200 Motorräder verkauft Hauthaler im Jahr, auch 2024 habe er eine "gute Steigerung" verzeichnet. Leider, wie Hauthaler einräumt, auch auf Kosten seines Deckungsbeitrags. Denn nicht nur KTM lockte - um gewaltige Lagerbestände zu reduzieren - mit Rabatten, auch viele Händler gaben noch zusätzlich Nachlässe, wohl auch, weil sie selbst Liquidität brauchten. Die Preise seien um 10 bis 25 Prozent eingebrochen.

"Die Zulassungszahlen kann man nicht ernst nehmen"

Die jüngsten Daten der Statistik Austria belegen einen wahren Boom: 46.508 Motorräder wurden im Vorjahr neu zugelassen, ein Plus von 31 Prozent. "Die Zulassungszahlen kann man nicht ernst nehmen", räumt Hauthaler ein. Denn auch wenn großzügige Rabatte mehr Käufer brachten, sorgte vor allem ein anderer Faktor für den Zahlensprung. Seit 1. Jänner gilt für Motorräder die nächste Abgasnorm: Modelle, die nicht nach Euro 5+ homologiert sind, dürfen nur noch ausnahmsweise und in geringer Stückzahl zugelassen werden. Auch er habe daher einige Motorräder der alten Euro-5-Norm, die er auf Lager hatte, über Tageszulassungen angemeldet, sagt Hauthaler. Als "gebrauchte" Fahrzeuge kann er sie damit weiterverkaufen. KTM war dazu offenbar in großem Umfang gezwungen.

Boom begründet sich offenbar auf noch gar nicht verkauften Motorräder

Der Ausreißer bei den Zulassungszahlen 2024 liege klar an KTM, meint auch Stefan Premm von der Statistik Austria. Während unter der Marke KTM im traditionell starken Frühjahrsgeschäft im März 2024 etwa 536 Bikes zugelassen wurden und im April 584, waren es im Dezember 4272. Davon waren 3911 Zulassungen für nur einen Tag. Auch bei den zu KTM zählenden Marken GasGas und Husqvarna verzeichnete die Statistik allein im Dezember 2192 bzw. 1128 Tageszulassungen. In normalen Monaten werden zwischen 20 und 40 GasGas-Maschinen und an die 100 Husqvarna-Bikes verkauft. Der statistische Boom begründet sich damit offenbar auch auf in Wahrheit noch gar nicht verkaufte Motorräder.

Einige KTM-Modelle wieder ausverkauft

Christoph Hauthaler ortet in der Branche zuletzt dennoch eine Aufbruchsstimmung. Die Nachfrage steige wieder und seit die Gläubiger dem Sanierungsverfahren und damit der Rettung von KTM zugestimmt haben, auch wieder das Vertrauen der Kunden. Zuletzt habe es zwei Kundengruppen gegeben, die einen Motorradkauf lieber aufschoben. "Die einen waren verunsichert, ob sie weiterhin alle Ersatzteile bekommen und ihre Garantien auch weiterhin gelten. Die anderen haben darauf gehofft, dass bei einer möglichen Pleite die Preise vielleicht noch massiver fallen."

Zuletzt seien auch wieder einige KTM-Modelle - wie etwa das sehr sportliche Straßenmotorrad KTM 690 SMCR - ausverkauft. Für manchen Kunden vielleicht ärgerlich. "Das Produkt kriegt damit aber auch wieder einen Wert", sagt Hauthaler. Grund dafür sei der Produktionsstopp im Werk in Mattighofen. Die neuen 2025er-Modelle würden damit teils verzögert geliefert. Modelle, die in Indien oder China produziert werden, sollte man bereits in den nächsten Wochen bekommen. Jene besonders sportlichen und schweren Maschinen, die in Mattighofen hergestellt werden, dürften erst im dritten Quartal geliefert werden.

"Die Fangemeinde ist weiterhin groß"

Die Marke KTM, ist Hauthaler überzeugt, habe ihre Kraft noch lang nicht verloren. "Die Fangemeinde ist weiterhin groß." Existenzängste? Nein, die habe er auch in den vergangenen harten Wochen nie gehabt, betont er. Aber doch mögliche Notfallpläne im Kopf durchgespielt. Erst 2017 hat der Familienbetrieb, den Christoph Hauthaler gemeinsam mit seiner Schwester Anna und Vater Harti führt, drei Millionen Euro in einen großen Ausbau investiert. Bisher setzt man ausschließlich auf KTM-Marken und Vespa. Demnächst, kündigt Hauthaler an, soll eine weitere Marke dazukommen.

46.508 Motorräder wurden 2024 in Österreich neu zugelassen. KTM ist laut den Daten der Statistik Austria mit 8046 Motorrädern die stärkste Marke, gefolgt von Vespa mit 7066 und Honda mit 6332 Fahrzeugen. Zu KTM zählen zudem die Marken Husqvarna (2226 Fahrzeuge) und GasGas (2957).

Verfälscht werden die Vorjahresdaten durch Tageszulassungen, zu denen KTM gezwungen war, um lagernde Fahrzeuge der Euro5-Norm auch 2025 noch verkaufen zu können. 3911 Tageszulassungen waren es allein bei KTM im Dezember, 1128 bei Husqvarna, 2192 bei GasGas. Honda zählte im Dezember dagegen nur 7 Tageszulassungen, bei Vespa waren es 52 Tageszulassungen.

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