SN.AT / Salzburg / Wirtschaft

Mit dem E-Auto gratis durch Salzburg fahren

Die Solarroute, die bald 100 Gratis-Ladepunkte umfasst, ermöglicht 550 Kilometer freie Fahrt mit E-Autos. Stiegl fährt ab Herbst den ersten E-Lkw. Pionier Roland Haslauer erklärt das Konzept in wenigen Worten.

Im Bundesland Salzburg gibt es 300.000 Autos. Diese verbrauchen pro Jahr 260 Millionen Liter Sprit, wofür die Salzburger mehr als 300 Millionen Euro ausgeben. Als negative Folge werden von diesen Autos zudem 456.000 Tonnen klimaschädliches CO2 in die Luft geblasen.

Diese Fakten haben den Unternehmensberater Roland Haslauer auf den Plan gerufen. 2013 hat er eine Vision entwickelt, die er nun flächendeckend verwirklicht hat: Eine sogenannte Solarroute, auf der alle Lenker von Elektrofahrzeugen diese mit Strom aus Photovoltaik gratis aufladen können. Und: Die Route umfasst mittlerweile genug Ladestationen, um trotz begrenzter Akkuleistung locker wieder nach Hause zu kommen.

Haslauer, Chef der Unternehmensberatungsfirma GFB & Partner in Zell am See, kann mittlerweile auf ein beträchtliches Netz verweisen: Denn auf 550 Kilometern im Bundesland werden aktuell von 27 Unternehmen und Gemeinden 33 mit Solarstrom gespeiste Ladesäulen, die in Summe 99 Ansteckmöglichkeiten ("Ladepunkte") bieten, gratis zur Verfügung gestellt. "Damit haben wir alle 20 bis 25 Kilometer eine Ladestation", sagt Haslauer. Seine Prognose: "Das Projekt wird Salzburg an die Spitze der weltweiten freien Solarmobilität führen."

Warum kann der Strom gratis abgegeben werden? Der Schlüssel dafür ist laut Haslauer die Eigenproduktion: "Strom kann mit einer Photovolatik-Anlage viel günstiger produziert werden, als wenn man ihn aus dem "normalen" Stromnetz zukauft." Weiters betont der Experte, dass durch die Gratis-Stromtankstellen die Wertschöpfung im Land bleibe: Zum einen spare man sich das Geld für den Sprit. "Zum anderen haben wir die Ladesäulen gemeinsam mit einer Pinzgauer Designerfirma entwickelt. Sie werden im Pinzgau produziert und bestehen zu 100 Prozent aus Komponenten aus Österreich."

Am Mittwoch hat Haslauer zwei Partner seiner "Solarroute" vor den Vorhang geholt. Einer ist die Gemeinde Krimml: Dort war Bgm. Erich Czerny (ÖVP) ein von vielen belächelter Vorreiter, als er vor zwei Jahren die erste E-Ladestation bauen ließ. "Mittlerweile haben wir da aber ein richtig gute Nutzer-Frequenz. Sogar einige Teslas halten mittlerweile dort," erzählt Czerny.

Die Vorteile für Unternehmen, die bei der Solarroute mitmachen, erklärt Haslauer so: "Sie bekommen von uns ein komplettes Leistungspaket und erhöhen durch die Ladezeit die Aufenthaltsdauer und die Frequenz ihrer Kunden." Weiters würden sie ihr Image verbessern. Obendrin könnten sie, wenn sie den Strom für die Ladesäule selbst am Dach produzieren, auch noch die eigenen Stromkosten senken.

Ein zweiter Partner, der bei der Solarroute dabei ist, ist die Stiegl-Brauerei. Geschäftsführer Thomas Gerbl betont, dass das in der Produktion gepflegte Prinzip der Ressourcenschonung damit auch auf die Mobilität übertragen werde. Stiegl wolle ab Herbst aber auch in der Güterlogistik erstmals E-Mobilität testen, erzählt Gerbl: "Wir übernehmen unseren ersten Elektro-Lkw am 28. November. Es ist ein Dreiachs-Lkw von MAN mit 12 Tonnen Nutzlast. Den werden wir für Kundenbelieferungen im stadtnahen Bereich einsetzen. Der Lkw hat eine Reichweite von 200 Kilometer. Das reicht locker." Die Nutzungskosten seien mit 4000 Euro pro Monat aber noch doppelt so hoch wie für einen Diesel, sagt Gerbl. "Wenn das Fahrzeug praxistauglich ist und billiger wird, wäre es aber eine Möglichkeit, um den CO2-Verbrauch unserer Flotte, die 120 Lkw umfasst, zu senken."

Zurück zur Solarroute: GFB-Chef Haslauer gibt sich mit den 99 Ladepunkten - bei der auch Firmen wie die Hypobank, das Modehaus Reyer (Hallein) oder die Großglockner Hochalpenstraßen AG und Holzbau Meiberger (Lofer) dabei sind - nicht zufrieden. Er peilt bereits den hundertsten Ladepunkt im Bundesland an: Der soll demnächst im Bildungshaus St. Virgil in Betrieb gehen.

Als einen der ersten hat Haslauer Verkehrslandesrat Hans Mayr (SBG) für sein Projekt begeistert. Mayr: "Ich habe selbst privat ein Elektromotorrad. Das ist ein starkes Ding." Energielandesrat Josef Schwaiger (ÖVP) outet sich ebenfalls als Fan der E-Mobilität: "Mit solchen Fahrzeugen zu fahren, begeistert. Die haben eine große Beschleunigung und ein großes Drehmoment. Das ist echtes Fahrvergnügen." Und wenn das Wachstum in der Elektromobilität so weitergehe wie bisher, "werden wir in Salzburg einen 2025 einen Anteil von 15 Prozent E-Autos haben", sagt Schwaiger. Derzeit hält Salzburg bei rund 700 reinen Elektroautos.

Ein weiteres Ziel von Haslauer ist, die Solarroute nach Tirol, Osttirol, Oberösterreich und das benachbarte Bayern auszudehnen. Außerdem plant er den Bau eines Elektro-Motorrollers "made in Pinzgau". Haslauer: "Wir schließen jetzt den Prototyp ab und werden dann noch heuer eine Kleinserie von zehn Stück bauen. Man soll für das Gerät nur je nach Nutzung zahlen. Ob das Konzept ankommt, wird der Markt entscheiden."

WIRTSCHAFT-NEWSLETTER

Abonnieren Sie jetzt kostenlos den Wirtschaft-Newsletter der "Salzburger Nachrichten".

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Vorreiter bei der solargetriebenen Mobilität in Salzburg (von rechts): Roland Haslauer und Gerhard Petri (beide GFB & Partner), Thomas Gerbl (Stiegl) sowie der Krimmler Bürgermeister Erich Czerny.
Vorreiter bei der solargetriebenen Mobilität in Salzburg (von rechts): Roland Haslauer und Gerhard Petri (beide GFB & Partner), Thomas Gerbl (Stiegl) sowie der Krimmler Bürgermeister Erich Czerny.

KOMMENTARE (0)