Kindergärtnerin Christina schüttet etwas Wasser aus am Tisch - nicht ganz unabsichtlich: Denn gleich neben dem kleinen Tisch im Kindergarten Schleedorf liegen die Materialien des Spürnasenkoffers griffbereit: Und mithilfe von Stofftier Elli entwickelt sich schnell eine Debatte, welches Material denn am besten geeignet ist, um Wasser aufzusaugen: Alufolie, Watte - oder am Ende gar eine Höschen-Babywindel? Mit Eifer gehen die vier Miniforscher Mija, Tobias, Nina und Alexander daran, die Windel zu zerschneiden: "Da sind ja Kugerl drin", ruft Alexander überrascht aus - und wundert sich über das weiße Granulat in der Windel.
Als Nächstes werden die vier Forscherkinder mit einer Pipette vertraut gemacht: Denn zuerst muss das Wasser vom Tisch in ein Glas gebracht werden, um am Ende herauszufinden, welches Material am besten saugfähig ist.
Diese und andere Versuche ermöglicht die Spürnasenecke, die es seit knapp zehn Jahren gibt. Für die Schleedorfer Kindergartenleiterin Sandra Zipperle geht mit dem Projekt "ein langersehnter Wunsch in Erfüllung", wie sie sagt: "Wir träumen seit 2013 davon." Mit dem Minilabor, das samt Einrichtung 18.000 Euro koste, könne "geforscht, experimentiert, beobachtet und gestaunt werden", sagt Zipperle. Enthalten sind auch zwei Mikroskope.
Auch für den Schleedorfer Bgm. Hermann Scheipl (ÖVP) ist "die Spürnasenecke eine große Bereicherung. Denn die Kinder haben auch heute einen Forscherdrang". Im Gegensatz zu seiner Kindheit ("Wir haben im Wald Erfahrungen gesammelt") hätten die Kinder von heute aber nur mehr wenige Möglichkeiten, diesen Drang auch auszuleben.
Die Gemeinde hat knapp ein Drittel der Projektkosten in Form der Möblierung samt Raumadaptierung finanziert. Hauptsponsor ist aber das W&H-Dentalwerk in Bürmoos. Dessen Chef Peter Malata sagt, dass sein Unternehmen einen sechsstelligen Betrag ins Sponsoring der landesweit 61 Spürnasenecken investiert habe: "Wenn man Technikernachwuchs haben möchte, muss man auch etwas dafür tun." Und das Projekt sei die richtige Plattform, um schon Kindergartenkinder für Technik zu begeistern.
Auch das Land hat bei den Spürnasenecken mitgezahlt - und so das Ziel, die Zahl der Projekte von 30 binnen 18 Monaten auf 60 zu verdoppeln, erreicht, sagt Landesrätin Maria Hutter (ÖVP). Gerade für junge Mädchen sei es wichtig, möglichst früh mit Technik in Kontakt zu kommen.
Dass die Minilabors nachhaltig wirken, wurde nun im Rahmen einer Masterarbeit bestätigt. Betreut hat sie Bernadette Unger: "Festgestellt wurde, dass Kinder, die mit der Spürnasenecke arbeiten, nachweislich einen Kompetenzgewinn im naturwissenschaftlichen Bereich haben." Mittlerweile seien durch das Projekt bereits 8000 Kinder im Bundesland erreicht worden.
Die vier Kinder sind inzwischen mit ihrer Forschung fertig - und sich einig: "Das da saugt am besten", sagt Mija - und deutet auf das Granulat aus der Windel.