"Salzburg ist eine alte Frau mit Perlenkette": Das war das Ergebnis einer Mitarbeiter-Umfrage im Porsche-Konzern über das Image der Stadt Salzburgs. Denn sie ist national und international als Kultur-, Tourismus- und Handelsstadt bekannt. Um aber aufzuzeigen, dass hier auch etliche innovative Forschungs-, IT- und Industriebetriebe arbeiten, gibt es unter anderem die ITG, die Innovationsservice-Agentur von Stadt und Land.
Eine der rund 340 Firmen, die die ITG pro Jahr unterstützt, ist die MedPhoton GmbH von Heinz Deutschmann. Der studierte Physiker hat 20 Jahre in den Landeskliniken bzw. der Paracelsus Medizin Uni gearbeitet und sich 2012 selbständig gemacht. Mittlerweile hat medPhoton 45 Mitarbeiter: "Wir machen gerade den Sprung vom Hochrisiko-Startup zum KMU," sagt Deutschmann. Zunächst beschäftigte sich die Firma mit Software, ist dann aber in die Konstruktion von Hardware zur Krebs-Strahlentherapie eingestiegen. Jüngstes "Baby" ist der ImagingRing: Das ist ein speziell für bildgeführte Anwendungen in der Strahlentherapie entwickelter hochauflösender Computertomograph (CT) mit ultraschneller Bildgebung in Echtzeit: "Es geht darum, den Tumor während der Therapie sichtbar zu machen, um ihn zielgenau bestrahlen zu können." Das Gerät ermöglicht im Bereich des Brustkorbs die Lunge ohne Überlagerung von Rippen hochauflösend und kontrastreich darzustellen - "mit der von uns entwickelten Dual-Energy-Bildgebung."
Der erste Großauftrag für Imaging-Ring-Systeme waren vier Bestrahlungsräume für das österreichweit führende Ionentherapiezentrum MedAustron in Wiener Neustadt (NÖ). Das nächste Gerät ist in Nashville (USA) im Einsatz. Weitere CT in Boston (USA) und Maastricht stehen kurz vor der Inbetriebnahme.
Aktuell liegt die Exportquote von medPhoton bei 80 Prozent: "Pro Monat können wir derzeit maximal ein neues Gerät herstellen. Ein Ziel ist aber der Umstieg von Projektaufträgen zur Serienfertigung", sagt Deutschmann.
Daher ist die Firma am Wachsen: Die gemieteten 600 m22 in der Frey-Villa am Stadtwerke-Areal in der Strubergasse sind ist jetzt schon zu klein. Deutschmanns Plan: "Wir suchen ein Gebäude in der Stadt mit 1000 Quadratmetern." Eine Option wäre die Anmietung der Ceconi-Villa am Riedenburg-Areal in der Neutorstraße: "Sie gehört der GSWB. Wir sind in Gesprächen mit dem Bürgermeister. Und wir hätten gerne in den Neubauten in der Riedenburg im Erdgeschoß Flächen für Labors und Montage." Laut Deutschmann soll medPhoton bis Ende 2020 auf 60 Mitarbeiter wachsen: "Den Umsatz von vier Millionen Euro wollen wir binnen drei Jahren verdoppeln."
Derzeit ist medPhoton dabei, in den Bereich navigierte Chirurgie einzusteigen: "Wir liefern da Geräte für intraoperative Strahlentherapien. Dazu laufen bereits Vorgespräche mit der SALK als möglichem ersten Kunden." Um finanziell für die Expansion gerüstet zu sein, hat das Unternehmen im Vorjahr 24,9 Prozent seiner Anteile an einen europäischen Investor verkauft: "Wir gehören uns aber mehrheitlich weiter selbst. Mit dem strategischen Partner haben wir aber die Möglichkeit, den globalen Markt der Chirurgie zu erobern."
Fusion von ITG und StandortAgentur
Mit 1. 1. 2019 wurden StandortAgentur und ITG (Innovations- und Technologietransfer Salzburg GmbH) fusioniert. Damit wurden die Aufgaben und Services im Bereich Standortentwicklung, Unternehmens-Betreuung, Start-ups, Betriebsansiedlung, Chinabüro sowie Filmlocation und Standortvermarktung unter einem Dach vereint. Neue Eigentümer der ITG sind Land (71 Prozent); Stadt (15 Prozent), Wirtschaftskammer (11 Prozent) und Industriellenvereinigung (2 Prozent). Die bisherigen ITG-Partner Techno-Z, FH, Salzburg Research und Uni sind über ein Strategieboard in die ITG eingebunden.