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Vor welchen Herausforderungen stehen Gründerinnen?

Voriges Jahr wurden 2018 Unternehmen in Salzburg gegründet - 47 Prozent davon von Frauen, Tendenz steigend. Ist es gerecht, wenn Gründerinnen eigene Förderungen erhalten?

Lena Hödl hat ein Programm konzipiert, das Gründerinnen helfen soll.
Lena Hödl hat ein Programm konzipiert, das Gründerinnen helfen soll.
Sonja Kneser hat vor einem Jahr ihr Unternehmen gegründet.
Sonja Kneser hat vor einem Jahr ihr Unternehmen gegründet.
Marianne Kusejko ist Geschäftsführerin von Sigmatek. Das Unternehmen für Automatisierungstechnik hat 500 Mitarbeiter weltweit.
Marianne Kusejko ist Geschäftsführerin von Sigmatek. Das Unternehmen für Automatisierungstechnik hat 500 Mitarbeiter weltweit.

Auf ihre Präsentation hat sich Sonja Kneser gut vorbereitet. Seit einigen Monaten ist die 46-jährige Salzburgerin in der Factory, einem Programm, das Start-ups zur Marktreife verhilft. Am Ende dieses Programms steht am Dienstag der Demo Day, bei dem Gründer ihre Projekte vorstellen.

Kneser ist Architektin. Doch seit einem Jahr konzentriert sie sich auf ihr jüngstes Projekt: Die 46-Jährige will Salzburgern beim Immobilienkauf helfen, auf einer Plattform stellt sie dafür Checklisten zur Verfügung. Als Gründerin sei sie ständig mit Hürden konfrontiert, erzählt sie. Die größten Schwierigkeiten bisher: Eine Marke, die sie anmelden wollte, existierte bereits. Und es sei nicht leicht, Programmierer sowie eine Finanzierung zu finden. Sie hofft mit der Präsentation am Dienstag einen Investor für ihre Idee zu begeistern. Kneser hat sich gut vorbereitet, das kommt nicht von ungefähr: "Ich habe das Gefühl, dass man als Frau genauer beobachtet wird. Dass mehr Leistung nötig ist, um anerkannt zu werden."

"Brav sein hilft im Beruf nicht"

Aber unterscheiden sich diese Probleme von jenen der männlichen Gründern? Lena Hödl beantwortet diese Frage klar mit "Ja". Die 26-jährige Grazerin hat für "Female Founders" ein Programm entwickelt, bei dem Unternehmerinnen ihre Soft Skills trainieren und Zugang zu Investoren und Netzwerk haben. "Das Feedback hat klar gezeigt: Frauen wollen sich mit anderen Gründerinnen austauschen", sagt Hödl. Das Ökosystem der Start-ups sei männlich geprägt, es sei angenehm, mal nicht die einzige Frau zu sein.

Freilich könne sie das nicht pauschalieren. Den größten Nachholbedarf sieht Hödl aber beim Streiten: Frauen seien besser in der Schule und im Studium - weil sie brav seien. Doch für beruflichen Erfolg seien ganz andere Faktoren essenziell. "Sie müssen lernen, sich durchzusetzen, auf den Tisch zu hauen, ihre Meinung gegen andere zu vertreten." In ihrem Programm arbeiten Coaches mit den Gründerinnen an genau diesen Themen.

"Nehmt Unterstützung an"

Vor 30 Jahren hat Marianne Kusejko mit zwei Partnern Sigmatek gegründet. Heute hat das Unternehmen für Automatisierungstechnik 500 Mitarbeiter. Grundsätzlich sei es für Frauen schwieriger, zu gründen, sagt Kusejko. "Man traut es Frauen nicht zu. Das liegt am gesellschaftlichen Rollenbild, das einfach nach wie vor vermittelt wird." Eine eigene Firma brauche viel Herzblut und Engagement. Bereut hat die 57-jährige Köstendorferin es nie. "Ich muss klar sagen, dass in den 30 Jahren nicht ein Tag vergangen ist, an dem ich nicht an die Firma gedacht habe." Das sei jedoch keineswegs negativ. "Es ist Teil des Lebens."

Selbstständig zu sein, habe viele Vorteile: die Chance, mehr zu verdienen. Die Möglichkeit, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, da die Zeiteinteilung flexibler ist. Kusejko hat auch Tipps für Kneser, die gerade mit ihrem Unternehmen gestartet hat. "Scheuen Sie sich nicht, ein Netzwerk aufzubauen - und Hilfe in Anspruch zu nehmen. So können Sie Ihre Zeit besser einsetzen."

Voriges Jahr wurden in Salzburg 2018 Unternehmen gegründet, 47 Prozent davon von Gründerinnen. Ist es fair, dass Frauen mehr Unterstützung bekommen - durch Female Founders etwa? Die Start-up Szene sei so männlich geprägt, dass es einen Ausgleich brauche, sagt Hödl. Die fachliche Kompetenz hätten die Gründerinnen sowieso, oft scheitere es aber am Selbstbewusstsein. "Wir kriegen ständig das Feedback, dass sich die Teilnehmerinnen durch unser Programm bestärkt fühlen." Zudem seien nur sieben Prozent der Investorinnen weiblich, was die Finanzierung schwieriger mache. "Investieren ist eine persönliche Geschichte. Geldgeber verstehen manchmal das Produkt nicht, können sich in Gründerinnen nicht reinfühlen. Wir sind deshalb für mehr Diversität."

Der Demo Day der Initiative Start-up Salzburg findet am Dienstag ab 16 Uhr im WIFI Salzburg statt. Das Thema des Netzwerktreffens: "The Future is Female?! Weibliches Unternehmertum in Österreich." Zudem stellen zehn Jungunternehmer ihre Projekte bei einem Pitch vor.

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