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Schokolade und Erdnussbutter

Horst Pleiner ist ein Knirps im Alter von dreieinhalb Jahren, als er in der Stadt Salzburg das Kriegsende erlebte. Heute ist er in Langenzersdorf zu Hause.

"Ich habe damals in der Gabelsbergerstraße 19 im zweiten Stock gewohnt. Mein Vater war bei der Wehrmacht und befand sich irgendwo im nördlichen Jugoslawien. Die Gegend nahe am Hauptbahnhof war bei mehreren Luftangriffen der Alliierten in Mitleidenschaft gezogen worden, aber in unserer Straße war kein Wohnhaus direkt getroffen worden.

Meine Mutter, meine Großmutter und der Onkel Alois, wie ich unseren Untermieter nannte, überstanden die meisten Luftangriffe im Luftschutzstollen im Kapuzinerberg. Ich holte mir dabei nur einmal eine Lungenentzündung, die mich arg mitgenommen hat. Ich hatte im Luftschutzstollen immer ein rotes Holzkästchen um den Hals gehängt, in dem sich offenbar meine ,Papiere‘ befanden. In einem kleinen Rucksack befanden sich die notwendigsten Utensilien.

Einmal überraschte uns ein Luftangriff in der Bayerhamerstraße. Die Bomben fielen zwar woanders, aber Piloten aus tief fliegenden Maschinen schossen auf uns. Meine Mutter und ich flüchteten in einen Hauseingang, als es kurz später auch schon wild knallte. In der Fassade des Hauses waren zahlreiche Einschusslöcher zu sehen.

Als sich der Einmarsch der Amerikaner dann abzeichnete, bemühten sich Mutter und Großmutter, für die Punkte auf den Lebensmittel- und Kleiderkarten noch schnell etwas zu bekommen. Als die Amerikaner dann da waren, gab es zunächst einmal nichts mehr.

Ich durfte in diesen Tagen das Haus nicht verlassen. Von unserem Küchenbalkon aus sahen wir dann, wie die Amerikaner auf den freien Wiesenflächen zwischen der Bayerhamer- und der Lastenstraße ein großes Zeltlager errichteten. Ich sah damals zum ersten Mal einen Schwarzen, die kannte ich bis dahin nur aus dem Bilderbuch ,Die zehn kleinen Negerlein‘. Die Soldaten waren zu uns sehr freundlich, es gab Schokolade und Erdnussbutter.

Einige Tage, nachdem die Amerikaner gekommen waren, tauchte mein Vater auf. Er war in Kärnten von den Engländern weitergeschickt worden und ging zu Fuß über den Lungau, über Werfen und das Hagengebirge nach Salzburg, weil es auf dem Pass Lueg eine Kontrollstation der Amis gab. Als ehemaliges ,kleines Kirchenlicht‘ der NSDAP kam er nicht ins Lager in Glasenbach, hatte dann aber als ehemaliges Parteimitglied doch Schwierigkeiten. So konnte er nicht mehr in seinen Beruf zurück und arbeitete am Bau."