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Wenn der Rechtsanwalt aus der Schule plaudert

Recht für Schüler. Salzburgs Maturanten erhalten von Anwälten Tipps. Auffallend: Die jungen Leute sind vom Strafrecht geradezu fasziniert.

Wenn der Rechtsanwalt aus der Schule plaudert

In der Bibliothek des Akademischen Gymnasiums in Salzburg-Riedenburg haben gut 30 Maturanten samt Professor Hannes Salzmann Platz genommen. Vor ihnen steht Jurist Robert Morianz - in grauem Anzug und Krawatte. "So, heute könnt ihr alle möglichen Fragen an den Anwalt stellen - und es kostet nix", sagt der Jurist, der seit 15 Jahren in Salzburg als Rechtsanwalt und Strafverteidiger tätig ist. Morianz ist einer von mehreren Dutzend Salzburger Advokaten, die im Rahmen der Aktion "Anwaltstag in Schulen" landesweit jungen Menschen vor dem Eintritt ins Berufs- oder Studentenleben juristische Infos und Tipps geben.

"Mit Eintritt der Volljährigkeit könnt ihr alles selbst unterschreiben. Ob beim Autokauf, Mietvertrag für die erste Wohnung oder bezüglich Finanzierung des Studiums: Als 18-Jährige entstehen für euch Rechte, aber auch Pflichten", betont Morianz. Zu Beginn des Expertenvortrags sind die Mädchen und Burschen mit Fragen, die sie aus dem Bereich der Juristerei interessieren, noch zurückhaltend. "Müssen die Eltern eigentlich das Studium bezahlen?", fragt ein Maturant. Antwort des Anwalts: "Ja. Jeder hat das Recht zu studieren. Es besteht während der Ausbildung weiterhin ein Anspruch auf Unterhalt gegenüber den Eltern. Allerdings muss das Studium auch nachweislich ernsthaft betrieben werden."

Ein Bursch bezieht sich dann auf einen Fall, in den er offenbar selbst involviert ist: "Wenn ich mir ein Gebrauchtauto kaufe und bald darauf merke, beim Auto ist etwas kaputt: Was muss ich dann tun?" - Antwort: "Auf keinen Fall sofort reparieren lassen, sondern zuerst Beweise sichern und den Wagen genau anschauen lassen." Werde etwa ein Pkw privat gekauft, dann sei es ganz wichtig, diesen zuerst von ÖAMTC oder ARBÖ prüfen zu lassen: "Es gilt auch hier: Im Vorfeld abklären und gegebenenfalls rechtlichen Rat einholen, ehe man eine Unterschrift leistet."

Erstaunlicherweise wird Morianz kaum mit Fragen zum Bereich Social Media konfrontiert - z. B. über böse Postings auf Facebook, Einkaufen im Internet oder Cyber-Strafrecht. Nur einer will wissen, "wie das im Netz mit dem Recht auf das eigene Bild ist". Morianz: "Wenn ihr Fotos von anderen macht und diese unerlaubt veröffentlicht, drohen Klagen - etwa auf Schadenersatz." - Die mit Abstand meisten Fragen der jungen Leute betreffen das Strafrecht: Verteidigt der Vortragende eigentlich auch Kinderschänder? - Antwort: "Wenn ich als Pflichtverteidiger von der Anwaltskammer bestellt werde, dann schon. Wenn mich ein Beschuldigter als Wahlverteidiger will, dann nicht." Nachsatz von Morianz: "Prinzipiell gilt: Jeder Beschuldigte hat das Recht auf einen Verteidiger."

Wann liegt Notwehr vor? Wie viel Haft droht bei Körperverletzung? Was passiert, wenn ich als Alkolenker einen Unfall verursache, bei dem jemand verletzt oder gar getötet wird? Robert Morianz gibt auf diese Fragen ebenso sachkundig und verständlich Auskunft wie auf die Frage eines Mädchens, "ob denn ein Polizist eigentlich so einfach den Inhalt meiner Handtasche kontrollieren darf". Antwort: "Grundsätzlich nein. Sie sind nur ausweispflichtig." Nach knapp zwei Stunden spannender Fragen muss Professor Salzmann abbrechen: "Wir haben heute ja auch noch normalen Unterricht."

Im Land Salzburg werden in diesem Schuljahr übrigens fast 1600 Schüler über Rechte und Pflichten im Alltag aufgeklärt.

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