Dem österreichischen Eishockey-Meister Red Bull Salzburg kann man eines nicht nachsagen: Aktionismus und übereilte Schnellschüsse. Erst ein einziger Trainer musste in den 15 Jahren in der Erste Bank Liga vorzeitig seinen Hut nehmen (das war Jorma Siitarinen im allerersten Jahr), doch diese Woche könnte sich das seltene Ereignis im Volksgarten wiederholen.
Nach der sportlichen Bankrotterklärung gegen die ihrerseits nur mit drei Linien angetretenen und bisher punktelosen Ungarn von Fehérvár wird die sportliche Führung in Salzburg wohl kaum um Konsequenzen herumkommen, wenn man die Lage ernsthaft und emotionslos analysiert. Der oberste Eishockey-Chef René Dimter und Salzburg-Manager Stefan Wagner sahen sich die ersten zwei Drittel im VIP-Club der Eisbullen an, dann dürften sie genug gesehen haben.

Auch wenn eine mögliche Personalrochade schon sehr spät kommt, könnte sie doch noch etwas bewirken: Der neue Trainer hätte zwei Wochen und fünf Spiele bis zum Beginn der Play-offs Zeit, um die völlig verunsicherte Mannschaft aufzurichten und ihr ein neues Spielkonzept zu verpassen.
Das Spiel gegen Fehérvár begann praktisch schon mit einem 0:1, der erste Angriff der Ungarn saß nach nur 43 Sekunden. Die Gäste trauten sich auch danach nicht, von der typischen Defensiv-Taktik ihres Coaches Hannu Järvenpää abzurücken, doch spätestens als sie im zweiten Drittel erkannten, dass die Salzburger nicht mehr zusetzen können, drehten die Gäste auf.
Nach dem 0:2 schien Salzburg endgültig zu zerfallen und die Gäste kombinierten sich fast ohne Gegenwehr bis vors Tor von Lukas Herzog. Die völlig verunsicherten Salzburger hatten einen kurzen Moment der Hoffnung, als John Hughes aus spitzem Winkel das 1:2 markierte, doch 52 Sekunden später blies Eric Meland, der wenige Minuten zuvor das leere Tor verfehlt hatte, Salzburg die Lichter aus. Erst als der biederen ungarischen Rumpftruppe im Finish die Luft ausging, konnte Salzburg Druck aufbauen. Chancen blieben aber Mangelware.
Torschütze Hughes war nach dem Match ebenso schockiert wie ratlos. "So wie wir derzeit spielen, können wir auch nicht gewinnen." Was sich bis zum nächsten Spiel am Freitag in Ungarn ändern muss? "Ich weiß es nicht, ich bin ratlos." Coach Greg Poss gibt der Mannschaft nun zwei Tage frei. "Wir müssen das alles aus dem Kopf bekommen."