Fußballmeister Red Bull Salzburg startete als souveräner Tabellenführer am Sonntag bei Rekordmeister Rapid ins Liga-Frühjahr. Die Bullen waren vor der Partie In Hütteldorf in ihren 22 Saisonpflichtspielen auf nationaler Ebene ungeschlagen geblieben. Im 23. Spiel verloren die Bullen beim 0:2 auch national ihre Unbesiegbarkeit in dieser Spielzeit.
Nach der Gala in der Europa League gegen Belgiens Meister Brügge landeten die Bullen drei Tage später auf dem harten Boden der Realität. Da stellte auch Salzburg-Trainer Marco Rose nach einem intensiven, temporeichen Topspiel, das auch ÖFB-Teamchef Franco Foda gefallen hat, fest: "Wir wissen, dass wir uns in keiner Phase der Saison ausruhen können. Ein Spiel gegen Rapid ist immer etwas Spezielles." Nach 1765 Tagen schaffte Grün-Weiß gegen den Liga-Dominator aus Salzburg wieder einmal einen Heimsieg. Einen ganz wichtigen noch dazu. Denn drei Runden vor Ende des Grunddurchganges wittern die Hütteldorfer plötzlich wieder eine Chance, sich doch noch für das obere Play-off der besten sechs Teams zu qualifizieren.
Mit viel Aggressivität versuchte Rapid in der Startphase die Bullen in Verlegenheit zu bringen. Aber der Meister ließ sich nicht verunsichern, hatte die Partie lange gut im Griff und ließ keine echten Torchancen des Rekordmeisters zu. Salzburg wurde immer dann besonderes gefährlich, wenn Patson Daka, der an der Seite von Takumi Minamino stürmte, seine Schnelligkeit ausspielen konnte. Rapid-Torhüter Richard Strebinger vereitelte eine gute Möglichkeit der Bullen, als er Daka in letzter Sekunde stoppte. Und auch Enock Mwepu scheiterte aus spitzem Winkel am Rapid-Torhüter. Die beste Chance vergab aber Daka kurz vor der Pause, als er nach einem Pass von Xaver Schlager den Ball volley am Tor vorbeidrosch. Strebinger wäre chancenlos gewesen.


Mit viel Sicherheit am Ball beruhigten die Bullen das Spiel in der Schlussphase der ersten Halbzeit. Rapid gelang es nicht mehr, Hektik in die Partie zu bringen. Die Hütteldorfer konnten das hohe Tempo der Anfangsphase nicht mehr gehen und so beherrschte die Truppe von Marco Rose Spiel und Gegner. Zumindest bis zum Platzverweis für Andre Ramalho, der nach Schiedsrichterkritik - der Brasilianer tippte mit seinem Finger gegen die Stirn, zeigte Schörgenhofer so den Vogel - mit Gelb-Rot vom Feld flog. Zuvor war Mitspieler Jerome Onguene im Gerangel niedergestreckt worden. Emotion hin, Emotion her, dumm war die Aktion auf alle Fälle. Und kostete Salzburg zumindest das Remis. "Es war nicht so schlau von mir, so zu handeln, aber ich habe es nicht so gemeint. Mir tut es auch leid für die Mannschaft", meinte Ramalho untröstlich.
In Unterzahl versuchten die Bullen, vorerst aktiv zu bleiben, ihr Pressingspiel durchzuziehen. Das gelang allerdings nicht lange, denn in der 65. Minute nützte Rapid die personelle Überzahl. Nach einer Bolingoli-Flanke traf Veton Berisha per Kopf. Der Rapid-Angreifer stand beim Kopfball im Sturmzentrum völlig frei. Auch weil Ramalho schon unter der Dusche stand. Und Rapid setzte nach und schaffte durch den Pinzgauer Stefan Schwab die Entscheidung.
Stimmen zum Spiel:
Marco Rose (Salzburg-Trainer): "In Unterzahl spielen müssen, das hat dann auch das Spiel entschieden. So wie das Spiel bis dahin gelaufen ist, war das schon der Knackpunkt. Wir haben zu viele Fehler gemacht. Wir waren aber gut im Spiel und haben sogar in Unterzahl noch gute Szenen gehabt."
Andre Ramalho (Salzburg-Spieler/mit Gelb-Rot ausgeschlossen): "Mein Ausschluss war spielentscheidend. Aus meiner Sicht war die Geste nicht so schlimm, sie war aber auch nicht clever. Ich habe damit nicht gemeint, dass der Schiedsrichter eine schlechte Person ist, sondern habe die Geste intuitiv gemacht. Nach dem Spiel habe ich mich beim Schiedsrichter entschuldigt."

Dietmar Kühbauer (Rapid-Trainer): "Es war ein sehr wichtiger Sieg. Man hat genau gewusst, was am Spiel gestanden ist - hätten wir verloren, wäre es mit dem oberen Play-off definitiv zu Ende gewesen. Man hat zwei Teams gesehen, die alles versucht haben, um Tore erzielen. Salzburg hatte die feinere klinge, wir haben sehr viel Herz reingelegt. Mit dem Ausschluss von Ramalho ist das Spiel auf unsere Seite gekippt. Man hat aber gesehen, dass Salzburg riesige Qualität hat, deswegen freut es mich für meine Mannschaft umso mehr, dass wir dieses Team geschlagen haben. So eine Mannschaft zu schlagen ist enorm wichtig, das sollte uns für die nächsten Spiele viel Kraft geben."
Stefan Schwab (Rapid-Kapitän): "Das war sicher ein Lebenszeichen, dass die Gegner noch mit uns rechnen müssen. Wir hoffen, dass uns dieses Ergebnis Aufschwung gibt, müssen aber am Boden bleiben. Wenn wir aus den letzten drei Spielen das Punktemaximum holen, ist sicher noch etwas drin."