War gerade ein Fußballweltmeisterschaftsfinale? An Italien scheint Frankreichs Triumph im Endspiel von Moskau spurlos vorübergegangen zu sein. "Gazzetta dello Sport", "Corriere dello Sport" und andere hatten am Montag nur ein Thema: Cristiano Ronaldos Ankunft in Turin.
Kein Wunder, ist doch der Kauf des portugiesischen Superstars ein "Manifest der Ambitionen" von Juventus, wie "Tuttosport" schreibt. Mit ihm sei der Gewinn der Champions League möglich, und selbiges hat der 33-Jährige bei seiner Präsentation auch den Fans versprochen.

Ronaldo hat mit seinem Wechsel möglicherweise eine sommerliche Transferlawine in Gang gesetzt. Der Ronaldo-Abgang setzt die Bosse von Real Madrid unter Druck, möglichst gleichwertigen Ersatz zu verpflichten. Der soll Eden Hazard heißen. Der Belgier redete nach dem dritten Platz mit den "Roten Teufeln" auch gar nicht um den heißen Brei herum: "Nach sechs Jahren bei Chelsea könnte es an der Zeit sein, etwas Neues zu entdecken", sagte er.
Den Umzugslaster kann er sich gleich mit Landsmann Thibaut Courtois teilen, den Torhüter wollen die "Königlichen" mit im Paket holen. Als Gesamtpreis werden 225 Millionen Euro (davon 170 Millionen für Hazard) kolportiert.

Bei Chelsea steht überhaupt der große Ausverkauf an: N'Golo Kanté soll bei Paris Saint-Germain hoch im Kurs stehen. Der Weltmeister hat seinen Wert auf rund 80 Millionen Euro gesteigert. Und selbst ein Nicht-WM-Teilnehmer wie Álvaro Morata (angeblich von Dortmund umworben) wird noch um 60 Millionen Euro gehandelt.

Mit der gut gefüllten Kasse würden die Londoner auf sommerliche Shoppingtour gehen. Derzeit heiß gehandelt werden die Namen von James Rodríguez (Bayern München) und von Russlands WM-Aufsteiger Aleksandr Golovin (ZSKA Moskau).
Gleich bis zu zehn Stars will der FC Barcelona abgeben, weil sein Kader derzeit mit 32 Mann zu groß ist. Vergleichsweise zum Schnäppchenpreis von etwa 20 Millionen Euro könnte so ein vielversprechender Mann wie Kolumbiens Yerry Mina zu haben sein.
Viel Arbeit im Sommer wartet auf die Berater der Stars von Vizeweltmeister Kroatien. Ante Rebić wird mit großer Sicherheit nicht mehr unter Frankfurts Neo-Trainer Adi Hütter schwitzen. Der Mittelfeldmotor verdreifachte seinen Wert laut der Plattform Transfermarkt auf 30 Millionen Euro und kann unter rund einem halben Dutzend Angeboten auswählen.

Was eine gute WM möglich macht, zeigt das Beispiel Domagoj Vida. Beşiktaş Istanbul hat den Innenverteidiger, einst Nebenmann von ÖFB-Abwehrspieler Aleksandar Dragovic bei Dinamo Kiew, erst vorigen Winter ablösefrei geholt. Nun bieten Premier-League-Clubs mehr als 20 Millionen Euro für den Zopfträger, der in Russland auch Negativschlagzeilen wegen seiner proukrainischen Parolen machte. Beşiktaş-Präsident Fikret Orman reicht das aber nicht: "Ich will 35 Millionen", sagt er.
Nicht mehr reisewillig zeigt sich hingegen Vidas Landsmann Mario Mandžukić, und das trotz neuer Konkurrenz bei Juventus durch Ronaldo. Und ebenfalls keine Übersiedlung steht beim teuersten Fußballer der Welt an. Ließ Neymar die Gerüchteküche vor der WM kräftig brodeln, gilt nun sein Verbleib bei Paris Saint-Germain als sicher. Die Erklärung dafür von PSG-Nachwuchs-Chef Luis Fernández hätte freilich auch bei jedem Clubwechsel gepasst: "Neymar will bei uns Titel gewinnen."