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Motorsport: Lucas Auer hat Ambitionen auf DTM-Titel

Der 22-jährige Tiroler Lucas Auer beginnt am Wochenende seine dritte Saison im Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) - heuer will er voll durchstarten.

Der Neffe von Gerhard Berger zu sein, hat gelegentlich Vorteile. Aber Lucas Berger will aus dem Schatten des berühmten Onkels treten. Das ist nicht einfach. Der Onkel hat immerhin zehn Formel-1-Läufe gewonnen.

Zudem könnten Berger und Auer nun sogar gemeinsam zum Auftakt in Hockenheim fahren. Die beiden Tiroler wohnen nur 15 Minuten voneinander entfernt und Berger ist seit kurzem erster Vorsitzender der IRT, also neuer Chef der DTM.

Dies wird aber nicht nur von den Experten, sondern auch von Neffe Auer begrüßt. Die populäre deutsche Tourenwagen-Serie hat Zuschauer verloren, der 57-jährige Österreicher Berger soll frischen Schwung bringen. Erfahrung hat der 210-fache Grand-Prix-Starter genug, war er nach seiner aktiven Zeit doch auch BMW-Motorsportchef, Mitbesitzer von Toro Rosso und zuletzt für den Motorsport-Weltverband (FIA) tätig.

Schon 2017 präsentiert sich die DTM teilweise im neuen Gewand. Es gibt zwar keinen eindeutigen Titel-Favoriten, mehr Power, weniger Aerodynamik und vor allem die neuen Reifen haben die nun über 500 PS starken Autos aber um fast drei Sekunden schneller gemacht. Das soll die Rennen der nur noch 18 Autos aus dem Hause der drei deutschen Premium-Hersteller Audi, BMW und Mercedes noch spannender machen.

Der Kalender umfasst mit dem Auftakt und dem ebenfalls in Hockenheim gefahrenen Finale wieder insgesamt neun Stationen mit je zwei - nun gleich langen - Rennen. Gefahren wird außerhalb Deutschlands auch auf dem Hungaroring, in Moskau, Zandvoort und am 23/24. September auf dem Red Bull Ring in Österreich.

Die DTM gilt auch als aussichtsreiches Sprungbrett in die Formel 1. Paul di Resta etwa ist nebenher Testfahrer bei Williams, Pascal Wehrlein sitzt mittlerweile im Sauber. An Wehrlein könnte sich auch Auer orientieren. Der gleichaltrige Deutsche ist wie Auer Mercedes-Junior, gewann in seinem dritten Jahr die DTM und stieg dann in die Königsklasse um.

"Die Formel 1 war und wird immer ein Traum von mir sein. Aber ich brauche meine ganze Energie für die DTM. Und bevor ich da nicht um den Titel mitfahre, verschwende ich keine Gedanken an etwas anderes", ist Auer bewusst, dass nur das Hier und Jetzt zählt. Und dass ihn weder die Verwandtschaft mit "Onkel Gerhard", noch seine bei Mercedes so wichtigen Landsleute wie Motorsportchef Toto Wolff oder Niki Lauda schneller machen.

Die "Ösi-Connection" ist zwar gegeben, für den 22-jährigen Kufsteiner aber irrelevant. "So läuft das im Motorsport nicht. Jeder macht seinen Job." Dass er an Berger gemessen wird, ist ein Faktum. "Stört mich aber nicht wirklich. Gerhard war sehr erfolgreich", sagt Auer, der sich wie sein lebenslustiger Onkel auch gerne einen Spaß erlaubt, eine lockere Art hat und leidenschaftlich gerne Ski fährt.

Neben Auer gibt es im Motorsport viele junge Rennfahrer, die an bekannten Namen und Verwandten gemessen werden. In der aktuellen Formel 3 etwa starten ein Pedro Piquet, ein Harrison Newey, Ferdinand Habsburg oder auch Mick Schumacher. "Bei Mick ist es noch weit extremer als bei mir", weiß Auer nur zu gut, was der Sohn des Formel-1-Rekordweltmeisters Michael Schumacher durchzustehen hat.

Auch Auer geht seinen Weg. Der Tiroler begann mit sieben Jahren im Kart, fuhr dann in Asien, wurde 2012 deutscher Formel-3-Vizemeister und bestritt danach in der wichtigsten Nachwuchs-Klasse die EM.

2014 ließ er beim prestigeträchtigen Macao-Grand-Prix die nunmehrigen F1-Asse Max Verstappen und Esteban Ocon hinter sich und wurde als Zweiter nur vom heutigen Formel-E-Piloten Felix Rosenqvist besiegt. 2015 gelangen auf Anhieb DTM-Punkte, im Vorjahr am Lausitzring der erste Sieg.

2017 ist der Österreicher mit 22 der jüngste DTM-Pilot, konnte im Vorfeld aber nur zwei Tage testen. Dennoch sieht er Chancen. "Ich kann im Qualifying eine nur schwer zu schlagende Runde raushauen. Im Rennen habe ich einen guten Killerinstinkt", beschreibt Auer seine Stärken. Er warnt aber auch: "Bei uns liegen zwischen dem Schnellsten und dem Letzten nur wenige Zehntel. Ein Fehler, und du bist nirgendwo."

Erstes Saisonziel Auers ist, besser zu starten als im Vorjahr. Denn wer ab längstens Saisonmitte nicht um den Titel kämpft, wird zum Wasserträger für den Teamkollegen. Und da hat der nun für HWA startende Auer mit dem von Audi gekommenen Vizemeister Edoardo Mortara einen der Besten zum unmittelbaren Konkurrenten.

"Auch bei uns ist der Teamkollege der erste, den du schlagen musst", sieht Auer Parallelen zur Formel 1. "Aber mir taugt das. Als junger Pilot willst du dich speziell im dritten Jahr besonders beweisen und da kommt der schnellste Mann gerade recht."

War im Vorjahr eine gute Startposition oft die halbe Miete, könnte sich die DTM 2017 anders entwickeln. Vor allem die neuen und weicheren Reifen gelten als Unbekannte, Heizdecken sind nicht erlaubt. "Da fährst du nach dem Wechseln wie auf Eis und musst aufpassen, dass du nicht schon in der Box jemand niederfährst."

Viel Pulverdampf liegt also in der Luft, wenn es in Hockenheim spektakulär los geht. Auch die Rallyecross-WM tritt im Rahmen der DTM auf, Lenkrad-Genies wie der Schwede Mattias Ekström starten in beiden Serien.

Auer findet beim Auftakt eine besondere Situation vor, wieder hat sie mit seinem Onkel zu tun. Vor 20 Jahren hat Berger in Hockenheim als bisher letzter Österreicher ein Formel-1-Rennen gewonnen.

Für den mit Startnummer 22 fahrenden Auer wäre es also ein guter Ort, die Saison mit einem Sieg zu beginnen. "Es wär mir nur recht, so in die Saison zu starten", sagte Auer. "Damit dann jeder weiß, dass ich Lucas Auer bin, Rennfahrer und DTM-Pilot. Und nicht nur Bergers Neffe."

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