Wie laufen die ersten Schritte, um Spielerberater zu werden, ab?Frank Schreier: Bei mir ist es eine untypische "Karriere". Ich war ein guter Allroundsportler, also Skifahrer, Tennisspieler etc. und hatte ein ganz gutes Angebot aus Deutschland. Der damalige Präsident des Halleiner Tennisclub bat mich, für sie zu spielen. Da wurde mir Mohamed Khalifa vorgestellt, ein berühmter Heilmasseur in Hallein, bei dem die Größen aus Sport, Politik und Wirtschaft ein und aus gingen. Ich war von seinem Sekretär bis zu seinem Manager alles.
Und so sind die Kontakte dann entstanden?Ja, Herr Khalifa betreute drei bis vier Personen am Tag, hatte aber mehrere hundert Anfragen täglich. Das habe ich koordiniert und er hat mir immer Termine für akute Verletzungen von "wichtigen" Personen freigehalten. So bin ich schnell in die Sportwelt gekommen.
Daraus entstand die Agentur More than Sports?Ich habe dann noch acht Jahre in Monaco gelebt, einfach weil dort die gesamte Sportwelt vertreten war und war noch einige Jahre Teil einer großen deutschen Agentur. 2001 gründete ich dann More than Sports.
Ihr bietet ja mehr als reine Fußballtransfers an?Genau, wir haben drei Standbeine. Das unterscheidet uns auch von anderen Agenturen. Einerseits machen wir klassische Fußballtransfers auf der ganzen Welt mit den von uns betreuten Spielern. Wir haben zwar keine Ronaldos, Messis oder Mbappés, aber wir sind oft in solche Transfers involviert.
Inwiefern?Es gibt oft Parteien, die nicht miteinander können. Ich stehe in der Mitte, kenne die Parteien und versuche Lösungen zu finden. Da arbeite ich auf der Ebene der Vereine, nicht der Spieler. Also weltweites Consulting für Vereine.
Und das dritte Geschäftsfeld?Das ist das Investoren-Thema. Bedeutet, wenn Firmen in einen Verein einsteigen wollen oder ein System ähnlich wie es Red Bull mit den weltweiten Akademien und Vereinen aufgebaut hat, realisieren wollen. Das nimmt immer größere Dimensionen an. Hier arbeiten wir einerseits mit Großinvestoren, aber auch mit den Vereinen selbst.
Wie sehen Sie das klassische Geschäftsfeld der Spielerberater, die ja nicht immer den besten Ruf genießen?Ich sage immer, der Fußball ist ein Pool mit vielen Spielern aber noch mehr Haifischen. Das bedeutet aber nicht, dass die Agenturen schlecht sind. Wir müssen schauen, dass alle Seiten zufrieden sind - der Verein, der Spieler oft auch noch der ehemalige Verein. Wir sind nicht die schwarzen Schafe, als welche wir oft dargestellt werden, wir sind die, die die Lösungen suchen. Es sind natürlich unzählige Spielervermittler unterwegs, da kann nicht jeder erfolgreich sein.
Gerade in den sozialen Medien werden Spielerberater oft kritisiert. Es wird ihnen teilweise sogar vorgeworfen, Karrieren zerstört zu haben. Wie gehen Sie mit solchen Aussagen um?Fußballfans sehen einen Promillebereich von dem, was bei einem Transfer passiert.
Wie empfinden Sie Transfers etwa den von Harry Kane, für den 100 Millionen bezahlt wurden?Da muss man den wirtschaftlichen Aspekt betrachten. Es gibt Transfers, die sind bei der Unterschrift wegen dem Merchandising schon wieder refinanziert. Das Beispiel Harry Kane eben. Die Trikotverkäufe haben den Kaufpreis nach wenigen Wochen schon abgedeckt. Ob es dann auch sportlich funktioniert, steht wieder auf einem anderen Blatt. Der Markt gibt das Geld her.
Was bleibt bei solchen Transfers für die Agentur finanziell über?Wir bekommen eine Provision, die von der FIFA geregelt ist. Wenn man geschickt ist, ist es manchmal ein bisschen mehr.
Ok, das wusste ich nicht.Im Fußball ist eigentlich alles sehr sauber geregelt. Natürlich, wo viel Geld im Umlauf ist, gibt es auch immer schwarze Schafe.
Als Fan bekommt man eben nur spezielle Transfers mit.Genau. Medial ist ein Transfer von zum Beispiel Kapfenberg nach Zeltweg weniger interessant. Und bei gr0ßen Transfers wird auch nicht immer alles richtig berichtet. Ganz so wahnsinnig, wie der Fußballmarkt oft dargestellt wird, ist er nicht.
Welche Ziele hat man in seiner Karriere als Spielerberater?Für mich muss die Lebensqualität neben der Arbeit passen. Ich mache nichts mehr, wo ich im Nachhinein mehr Baustellen habe als notwendig.
Auf welchen abgewickelten Transfer waren Sie richtig stolz?Die Transfergeschichte von Patrick Wimmer, der aktuell in der österreichischen A-Nationalmannschaft spielt. Wir haben ihn innerhalb kürzester Zeit von den Young Violets (2. Mannschaft von Austria Wien) zur Kampfmannschaft der Austria, dann zu Bielefeld in die deutsche Bundesliga und nach nur einem Jahr weiter zum Topverein VfL Wolfsburg transferiert, wo er Schlüsselspieler ist. Das war sehr interessant von der Entwicklung her und zeigt, wie schnell es im Fußball gehen kann - eben von der niederösterreichischen Landesliga zur deutschen Bundesliga und in unser Nationalteam.
Also geht es Ihnen mehr um den Transfer an sich, als darum zu sagen, dass man genau den oder den Spieler vermittelt hat?Mir ist die Entwicklung wichtig. Ich brauche keine Selbstbeweihräucherung.


