Die Startzone des Salzburg-Marathons in der Griesgasse am Sonntag früh gleicht einem Löwenkäfig vor der Fütterung. Unruhig scharren die knapp 6000 Teilnehmer an den diversen Bewerben von fünf bis 42,195 Kilometer hinter der Startlinie. Eine Vielzahl eigenwilliger Rituale kann beobachtet werden. Der eine versucht seinen Puls durch Auf- und Abhüpfen zu beruhigen. Ein anderer dehnt die Beinmuskulatur. Auch Sonnenbrillen werden eifrig geputzt - kein Wölkchen trübt den Himmel.
Ganz entspannt in all dem Trubel bleibt Ervin aus Parndorf. Er wechselt fünf Minuten vor dem Start noch einmal die Laufschuhe. Seine Partnerin Agnes trägt nicht nur die Tasche, in der das zweite Schuhpaar verschwindet, sie hält gleichzeitig diesen wichtigen Moment per Kamera fest. Die Athleten selbst mögen an diesem Sonntag im Mittelpunkt stehen. Doch was wären sie ohne die unbelohnten Helden, die eifrigen Helfer am Streckenrand? In dienender Funktion unterwegs ist auch Anni Frotschnig. Sie hat selbst unzählige Marathons in den Beinen und war Berglaufweltmeisterin. "Heute betreue ich meine Clubkollegin Sabine Hofer", sagt sie. Sie informiert die Salzburger Mitfavoritin unterwegs über den Abstand der Konkurrenz.
Punkt neun Uhr setzt sich der Tross in Richtung Staatsbrücke in Bewegung. Der Moment, in dem auch Veranstalter Johannes Langer zum ersten Mal an diesem Tag kurz durchatmen kann. Seine Helfer hatten ihm in aller Früh schon unruhige Minuten beschert, weil sie Absperrungen falsch aufgebaut hatten. "Nach 37 Marathons kriegt man aber schon eine gewisse Ruhe", sagt Langer.
Alles andere als ruhig ist es draußen auf der Strecke. Am Leopoldskroner Weiher, bei Kilometer zwölf, hat eine afrikanische Trommlergruppe Stellung bezogen. Gleich daneben sitzt ein weiterer familiärer Helfertrupp am Ufer. Felix und Lea halten Klatschinstrumente in der Hand. "Der Papa läuft den Halbmarathon. Er muss bald da sein", sagt die Mama.
Gegenüber klatscht Hans Kreuzeder den Läufern zu. Der Caritas-Direktor darf sich über einen großen Spendenbetrag durch den Marathon freuen, hält aber auch gezielt Ausschau: "Mein Sohn ist im Halbmarathon am Start."
Vor dem Neutor haben sich Heidi, Hertha, Jasmin, Jana und Christina platziert. Die Konzentration der Pongauerinnen gilt zwei Verwandten. "Jetzt müssen’s bald kemma", mutmaßen sie und bringen Videokamera und eine rot-weiß-rote Fahne in Stellung. "Und danach müssen wir gleich zum Ziel."
Denn am Ende der sportlichen Tortur, vor dem Festspielhaus, wartet der Lohn für die klatschenden, anfeuernden und aufmunternden Begleiter: Eine Umarmung mit ihren schwitzenden Schützlingen. Die gibt es auch für Karl Aumayr von seiner Lebensgefährtin. Nur wenige Minuten nach Sieger Martin Kiprugut-Kosgei (2:16:36 Std.) kommt der Lamprechtshausener in 2:23:25 Stunden ins Ziel und wird vor dem Henndorfer Robert Gruber (2:28:06) österreichischer Meister. "Für mich ist das ganz wichtig, dass meine Leute an der Strecke dabei sind und mich anfeuern", sagt der 29-Jährige. "Denn man hat in so einem Marathon auch Momente, in denen man hart kämpft." Vergeblich kämpft Sabine Hofer. Geschwächt durch eine Verkühlung, gibt sie das Rennen in der zweiten Runde auf.
Alle Ergebnisse unter www.salzburg-marathon.at.