Wie bei den jüngsten Rennen war auch das fünfte dieser Saison im Hafenviertel von Hongkong spannend, frühe Entscheidungen an der Spitze wurden durch mehrere Gelb- und Safety-Car-Phasen unterbunden. Das Duell André Lotterer versus Sam Bird, also DS Techeetah (Werkteam) gegen Envision Virgin (privat/Audi-Kunde), war eines um Sekundenbruchteile. Anfangs der Engländer vorn, dann von der 8. bis zur 35. und vorletzten Runde der Deutsche, Ex-WEC-Weltmeister und Le-Mans-Sieger. Doch dann wurde es zu eng: Bird touchierte Lotterer im Heck, der behielt zwar noch einige hundert Meter die Spitze, wurde dann aber mit gebrochener Aufhängung und Reifenschaden immer langsamer - und rollte nur als 14. In die Wertung.
Bird, ein ehemaliger Mercedes-Nachwuchsmann, jubelte über seinen vermeintlich neunten FE-Sieg. DS Techeetah legte Protest ein. Die Kommissäre warteten über vier Stunden zu, bis es am späten Abend hieß: Fünf Strafsekunden für Bird, damit Platz sechs statt eins - und der in Genf lebende Italo-Schweizer Edoardo Mortara kam ebenso wie seine junge Teamchefin Susie Wolff samt dem ganzen Venturi-Team zum ersten FE-Sieg - als die meisten schon auf dem Weg zum Flughafen waren.
Doch das "Rennen" war noch immer nicht vorbei. DS Techeetah verlangte eine höhere Strafe gegen Bird, was am Montag aber endgültig abgelehnt wurde, gut 20 Stunden nach Schwenken der Zielflagge.
Mortara siegte also knapp ein Sekunde vor dem Audi von Ex-Champion Lucas di Grassi, 1,5 vor Robin Frijns im zweiten Envision Virgin und zwei Sekunden vor dem zweiten Audi-Piloten Daniel Abt. Weiters in den Punkten: Ex-F1-Star Felipe Massa mit seinem besten FE-Finish, Bird, Mitch Evans im Jaguar, Gary Paffett mit seinen ersten Punkten in der Serie (wie auch im Rennen für Mercedes-Satelliten HWA, nachdem Stoffel Vandoorne für die "Pole" die ersten drei Zähler verbuchen konnte), Oliver Turvey (Nio) und BMW-Andretti-Star Antonio Felix da Costa. Mit Mortara gab es also im fünften Saisonrennen den fünften Gewinner.
Die Formel E debütiert am 23. März auf dem Kurs in Sanya (Insel Hainan, China) und kommt dann zu den fünf Rennen nach Europa, in denen die Subwertung der voestalpine als "Europameisterschaft" geführt werden wird.
Diskussionen gab es in Hongkong auch über Agags Aussage in einem SN-Interview, die Formel E wolle Wien als neuen Schauplatz gewinnen. Das könnte zu Lasten von Bern passieren. Auch die Zukunft in Hongkong ist äußerst diffus, hier soll es Gespräche zwischen dem Spanier und der Stadtverwaltung der Sonderzone geben.
Gesamtstand: 1. Bird 54 Punkte, 2. d'Ambrosio (Mahindra) 53., 3. di Grassi 52, 4. Mortara 52, 5. Da Costa 47, 6.Froijns 43, 7. Abt 34, 8. Evans 34, 9. Wehrlein (Mahindra) 30, 10. Lotterer 29 etc. Teams: 1. Envision Virgin 97, 2. Audi-Abt 86, 3. Mahindra 83, 4. Venturi 66, 5. BMW-Andretti 65, 6. DS Techeetah 57, 7. Jaguar 35, 8. Nissan-e-Dams 21, 9. HWA 7, 10. Nio 6, 11. Dragon-Penske 2.
Formel E: Das längste Rennen zum Jubiläum
Die Elektroserie feierte in Hongkong den 50er. Dafür gab es auch ein kleines Präsent von Titelpartner ABB für Formel-E-Erfinder Alejandro Agag. Doch dass das 50. das bisher längste Rennen der nun in der fünften Saison befindlichen Story wird, war nicht abzusehen.