"Destination Rotpunkt" hat Jakob Schubert seinen Blog genannt. Ein dezenter Hinweis auf die Fahne Japans und das damit verbundene große Ziel Olympia. Erstmals ist Sportklettern olympisch, und der Tiroler ist einer der großen Favoriten. Diesen Dienstag (10 Uhr MESZ) startet die Qualifikation. Das Finale ist für Mittwoch (10.30 Uhr) angesetzt.
"Das erste Ziel ist es, die Quali zu überstehen und in das Finale der Top acht zu kommen. Schritt für Schritt. Das große Ziel ist, mit einer Medaille heimzufahren", sagte der 30-Jährige. Dafür muss er zum Auftakt den Speedbewerb so gut wie möglich überstehen. In diesem Temporennen in der Vertikale sind andere die Spezialisten. Boulder und Lead folgen danach, damit kommt die Paradedisziplin des 30-Jährigen zum Schluss. Die jeweiligen Platzierungen werden multipliziert, weshalb ein Sieg oder Toprang am Ende alles nochmals umwerfen kann.
"Ich hatte ein Jahr mehr Zeit, um der beste Kletterer zu werden, der ich sein kann", sieht Schubert in der Verschiebung der Spiele auch einen Vorteil. Man müsse sich in seiner Karriere, wenn man einer der besten Athleten sein wolle, sowohl über einen längeren Zeitraum als auch an einem Tag beweisen. "Das eine ist die Konstanz, die nochmals mehr für das eigentliche Können des Athleten spricht. Das andere ist das Mentale, das dazukommt, der Druck eines Großereignisses - das zu schaffen", erzählte Schubert.
Er habe in der Vergangenheit schon bewiesen, dass er es draufhabe an einem bestimmten Tag. "Olympia ist vielleicht nochmals eine Stufe höher. Dass es an dem Tag läuft, das ist nicht garantiert. Man steht da, hat alles getan und die Chancen, eine Medaille zu holen, maximiert. Dann kommt das bissl Glück dazu. Ob es auf meiner Seite ist, wissen wir nicht."
In den letzten Trainingseinheiten steckte er etwas zurück. "Da vernichtet man sich nicht mehr selbst, man schaut, dass man mit einer guten Haut zum Wettkämpfen fährt." Haut-Management ist wichtig. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit hat er verschieden Magnesiumpulver ausprobiert. Es seien von der Feuchtigkeit her die zähesten Bedingungen, bei denen er je geklettert sei. Grundsätzlich mag er das aber. "Ich habe eher mit trockenen Verhältnissen ein Problem."
Finale ist das Ziel von Jessica Pilz
Mit ihren Fingern hat sich auch Jessica Pilz, Österreichs Vertreterin bei den Frauen, intensiver beschäftigt. Zwangsweise, denn eine Ringbandverletzung am Finger zwang sie zu einer längeren Wettkampfpause im Lead und sechs Wochen Reha mit wenig richtigem Training. "Jetzt geht wieder alles, ich kann voll angreifen und hoffe, eine gute Leistung abzurufen", erklärte die 24-Jährige. Ohne Druck werde sie versuchen, ihr Ziel mit dem Finale der Top 8 in der Kombination zu erreichen.
Dem Finger gehe es wieder richtig gut, erklärte Pilz nach ersten Trainingseinheiten auf der olympischen Kletterwand. Es seien wenige Sachen, die sie zuletzt noch im Training vermieden habe, im Wettkampf "dürfte das kein Problem mehr sein", erläuterte die in Innsbruck lebende Niederösterreicherin. "Aber sicher war die Vorbereitung nicht ideal." Und in ihrer Hauptdisziplin Lead (Vorstieg) könne die Weltmeisterin von 2018 in Innsbruck, wo sie auch Kombi-Bronze errang, ihre Leistungsfähigkeit nicht einschätzen.
Grundsätzlich sei sie ein Fan von schwierigen Runden. "Weil dann einfach die Stärksten gewinnen. Wenn leichte Runden sind, ist jeder kleine Fehler so ausschlaggebend, dann gewinnt oft nicht der Fitteste."
Die Qualifikation der Frauen ist für Mittwoch angesetzt (10.00 Uhr Speed/11.00 Bouldern/14.10 Lead), das Finale für Freitag (10.30 Uhr/ 11.30/14.10).