Darts

Geniale Stimmung in Salzburg rührte Suljovic sogar zu Tränen, Rob Cross sicherte sich Titel

Bei der Darts-Europameisterschaft in der Salzburgarena herrschte eine ähnlich ausgelassene Atmosphäre wie im legendären Alexandra Palace − vor allem im Länderduell gegen Deutschland.

Mensur Suljovic war von der Atmosphäre in der Salzburgarena und der Unterstützung durch seine Fans begeistert.

Für viele Sportbegeisterte in Österreich ist es schon fast Tradition, sich die Zeit rund um Weihnachten mit dem Verfolgen der Darts-Übertragungen im Fernsehen zu vertreiben. Bei den um die Jahreswende ausgetragenen Weltmeisterschaften zeigen die Stars der Szene, wie präzise Topspieler ihre Pfeile in den Doppel- und Dreifachfeldern auf dem Brett versenken können. Zudem beeindruckt auch die ausgelassene Stimmung, die im Darts-Mekka Alexandra Palace (von den Fans liebevoll Ally Pally genannt) herrscht.

Anders als bei den meisten anderen Konzentrations- und Präzisionssportarten wird hier nicht nur hinter vorgehaltener Hand geräuspert. Ganz im Gegenteil: Mit ihren ausgiebigen Gesängen und Anfeuerungen schrauben die oft aufwendig kostümierten Fans den Lautstärkepegel regelmäßig in den obersten Bereich. Die Spieler lassen sich davon nur in den seltensten Fällen irritieren und spielen selbst gerne mit dem Publikum und seinen Emotionen.

Wer glaubt, eine solche Stimmung zwischen Fußballstadion, Bierzelt und Kostümball lasse sich nur von enthemmten Engländern erzeugen, wurde bei der Darts-Europameisterschaft in Salzburg eines Besseren belehrt. 1500 Fans ließen etwa am Samstag die Salzburgarena beinahe überkochen, als mit Mensur Suljovic der heiß geliebte Lokalmatador sein Achtelfinalmatch gegen den Deutschen Florian Hempel spielte.

"Hier regiert Suljovic", schallte es aus Hunderten Kehlen durch die Halle. Trat sein Gegner für seine Wurfversuche an die Scheibe, musste er mit lautstarken Buh-Rufen und einem Pfeifkonzert rechnen. "Ich war mir vorher selbst nicht sicher, auf welcher Seite hier das Publikum steht. Salzburg liegt ja schon sehr nahe an der deutschen Grenze", erklärte Suljovic, der sich von der Woge der Begeisterung antreiben ließ, aber sich deshalb auch selbst zusätzlichen Druck machte. "Ich wollte dieses geniale Publikum einfach nicht enttäuschen. Die Zuschauer haben ihr Bestes gegeben und ich habe auch mein Bestes gegeben. Ich habe gebetet, dass es sich am Ende ausgeht", erklärte der Wiener, der sich in einem dramatischen Match letztlich mit 10:9 durchsetzte. Nachdem er seinen achten Matchdart endlich in der Doppel-20 versenkt hatte, brachen die Emotionen ungefiltert aus ihm heraus. Suljovic sank auf die Knie und weinte vor Glück.

"Es war für mich sehr emotional. Ein paar Tröpferl sind rausgegangen", gestand der 49-Jährige, der vor einem Monat wegen anhaltender Bandscheibenprobleme noch knapp vor seinem Rücktritt gestanden war. "Aber jetzt bin ich wieder da, auch wenn mit alles wehtut."

Nach dem kräfteraubenden Triumph über Hempel war für Suljovic am Sonntag im Viertelfinale Endstation. Der Österreicher, der seit seinem Aufstieg in die Topgruppe der Darts-Profis den Kampfnamen "The Gentle" trägt, hielt das Match gegen den Engländer Joe Cullen lange offen. Am Ende musste er sich aber mit 7:10 geschlagen geben. Als Trostpflaster erhält Suljovic 20.000 Pfund Preisgeld.

Der frühere Darts-Weltmeister Rob Cross hat sich mit dem Titel als Europameister eindrucksvoll zurückgemeldet. "Voltage", wie der Engländer genannt wird, bezwang am Sonntagabend in Salzburg Michael van Gerwen aus den Niederlanden im Endspiel mit 11:8 und sicherte sich damit seinen zweiten EM-Titel nach 2019. Zuvor hatte Cross am Sonntag Landsmann Joe Cullen (11:3), den Portugiesen José de Sousa (10:5) und den Weltranglistenersten Gerwyn Price aus Wales (10:8) besiegt.

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