SN.AT / Sport / Regionalsport / Fussball

Eine junge Kuchlerin zückt die Karte für Fairness am Platz

Alina Mitterlechner aus Kuchl ist eine der wenigen Frauen im Schiri-Geschäft. Ihr Nebenjob ist auch eine Lebensschule.

Warum kaum noch jemand Schiedsrichter werden möchte, und schon gar nicht Schiedsrichterin, das ist beim Fußballspiel Großgmain gegen Hallein 1b nur schwer zu überhören. Es fallen sexistische Beleidigungen, die Frauen auf nichts weiter als ihr Geschlechtsorgan reduzieren. Progressive Männlichkeit fehlt am Platz. Und wer stößt sich schon daran?

Die 18-jährige Alina Mitterlechner jedenfalls nicht. Sie ist Schiedsrichterin beim Salzburger Fußballverband. "Das gehört leider dazu. Wenn mich jemand provoziert, hat das nichts mit meiner Persönlichkeit zu tun. Ich bin 90 Minuten in meiner Rolle und gehe nicht darauf ein", sagt die Kuchlerin. Am Platz gelte es, Probleme zu lösen, mit Emotionen umzugehen. Einen kühlen Kopf zu bewahren. In jeder Situation zu wissen, wie man durchgreift. Selbstbewusst aufzutreten. Schiedsrichtern sei daher eine gute Lebensschule: "Man entwickelt sich ständig weiter und wächst über sich hinaus. Wenn ich vergleiche, wie ich jetzt auf den Platz gehe und wie das zu Beginn war, sind das Welten."

Angefangen habe das alles mit einem Spiel und einer Frau, erzählt Mitterlechner. "Als ich 15 Jahre alt war, habe ich Marina Zechner in der Regionalliga in Kuchl pfeifen gesehen. Den Schiedsrichterpart als Frau am Fußballplatz zu übernehmen, das ist immer noch untypisch. Von da an war für mich klar, dass ich das auch machen möchte."

Gerade als Frau das Sagen auf dem Platz zu haben, trauten sich viele nicht zu. "Wir pfeifen überwiegend Männerspiele und müssen noch mal mehr zeigen, dass wir uns nicht über den Tisch ziehen lassen", sagt Mitterlechner. Es solle aber keinen Unterschied machen, ob da ein Mann oder eine Frau stehe.

Die ambitionierte Kuchlerin möchte ein Vorbild für die Emanzipation der Frau im Fußball sein. Außerdem möchte sie mit Schiri-Klischees aufräumen: "Die Leute fragen immer, warum ich mir das antue. Dabei denken sie an Rudelbildungen, negative Zurufe. Nur bekomme ich auch viel positives Feedback und werde von Zuschauern gelobt. Genau deshalb habe ich so viel Freude daran." Nach der Partie in Großgmain habe sogar ein Spieler der Verlierermannschaft gesagt: "Die Schiri hat Respekt verdient."

Für Fußball hat sich Mitterlechner schon als Kind begeistert. Wenn ihr zwei Jahre jüngerer Bruder bei Kinderturnieren in Kuchl gespielt hat, ist die ganze Familie zum Platz gefahren. Selbst hat sie aber nie gespielt: "Ich hatte nie richtig viel Talent als Fußballerin. Beim Schiedsrichtern reicht das Interesse für den Sport." Ein Fußballspiel zu lesen, das lernte sie durch die Erfahrung am Platz und die Zeit im Schiedsrichterkollegium.

Neben der Kindergartenschule ist Schiedsrichtern ihre zweite wichtige Aufgabe und ein nettes Taschengeld. Wie es nach der Matura weitergeht, lässt die Schülerin sich noch offen. An der Schiedsrichterei möchte sie aber dranbleiben: "Ich stehe am Anfang meiner Karriere. Ein Traum und Meilenstein in den nächsten Jahren wird sein, ein internationales Testspiel zu pfeifen."

SPORT-NEWSLETTER

Jetzt anmelden und wöchentlich die wichtigsten Sportmeldungen kompakt per E-Mail erhalten.

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Alina Mitterlechner
Alina Mitterlechner

KOMMENTARE (1)

Rupert Seiwald

Super, weiter so Alina. Alle Achtung, ich könnte das sowieso nicht. Alles Gute für die Zukunft
Antworten