Der Auftritt in der ersten Runde von Roland Garros hat das mittlerweile 14-monatige Comeback von Dominic Thiem in knapp vier Stunden zusammengefasst: Der Wille ist da, kann aber durch die Unsicherheit die enormen Leistungsschwankungen nicht kaschieren. So lieferte sich Österreichs Tennisstar mit Pedro Cachin nach einem extrem ernüchternden Start zwar noch einen Krimi über fünf Sätze, letztlich reichte es beim 3:6, 2:6, 7:6(1), 6:4, 2:6 aber nicht für seinen ersten Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier seit Jänner 2021.
Thiem startete mit 2:13 Punkten denkbar schlecht, glich auf 3:3 aus und gab infolge wieder drei Games zum 3:6 ab. Als er dann auch im zweiten Satz ein frühes Break kassierte, wurde die Verkrampfung zusehends größer. 2:6 - nicht weniger als 30 unerzwungene Fehler standen zu Buche. Nach nur gut einer Stunden stand Thiem mit dem Rücken zur Wand, Paris war für ihn fast schon vorbei. Schlechter konnte es nicht mehr werden, er hatte nichts mehr zu verlieren. Aus dieser Situation heraus startete der 29-Jährige, der in Paris zwischen 2016 und 2019 je zwei Mal im Halbfinale und Endspiel stand, die Aufholjagd.
Dominic Thiem: Nur der Kampfgeist war Weltklasse
Es fehlte an fast allem, definitiv aber nicht am Kampfgeist. Der wurde auch belohnt und die Hoffnung größer, als der 29-Jährige 4:1 in Führung ging, wenngleich sich Thiems Wankelmut fortsetzte - 4:4. Immer und immer wieder ließ ihn die Vorhand im Stich, die Bälle flogen meist meterweit ins Aus. Als Cachin dann schon auf das Match servierte, zeigte der Argentinier plötzlich Nerven und ließ Thiem so zurück ins Match. Das Tiebreak war eine klare Angelegenheit, Thiem fortan spielbestimmend, Cachin fehleranfällig. So ging es im Eiltempo in einen entscheidenden Satz. Thiem schien endgültig auf dem Weg in die 2. Runde, ehe sich dann allerdings noch einmal das Blatt wendete. Unerklärliche Fehler, ungenützte Chancen, ungläubige Reaktionen - um 19.27 Uhr was das Abenteuer Roland Garros beendet, noch bevor es so richtig losgehen hätte sollen.
Damit hat sich Österreichs Quartett schon halbiert: Jurij Rodionov war - als Lucky Loser zum zweiten Mal in vier Tagen gegen Lokalmatador Lucas Pouille - chancenlos. Die Hoffnungen ruhen nun auf Sebastian Ofner. Dem Qualifikanten ist nach dem 6:4, 7:6(6), 6:2 gegen Maxime Cressy auch gegen Sebastian Korda am Mittwoch etwas zuzutrauen. Zudem will Julia Grabher ihre gute Form auch in Paris beweisen. Die Vorarlbergerin, die am Samstag in Rabat knapp an ihrem ersten WTA-Titel vorbeischrammte, trifft zum Auftakt am Dienstag auf die Niederländerin Arantxa Rus.