Bei der WM in Lahti war der starke Springer 2017 noch Ersatzmann gewesen. Auch bei den Olympischen Spielen 2018 hielt seine Laufform noch nicht mit den Sprungleistungen Schritt, er erhielt keinen Platz im späteren Bronze-Team. Doch im WM-Winter zeigte sich Rehrl von Beginn an auch in der Loipe stark und bewies es schon bei den zwei wichtigsten Terminen vor der WM.
In seinem Heim-Weltcup in Ramsau wurde er Zweiter und beim Nordic Triple in Chaux-Neuve (FRA) feierte er seine ersten zwei Weltcupsiege. "Ich bin mit den Aufgaben gereift, war oft in Wettkämpfen vorne mit dabei und kann die Rennen jetzt besser lesen", erklärte der passionierte Paragleit-Pilot. Sein Hobby - die Eltern führen eine Flugschule - hilft ihm beim Springen. "Da bekommt man ein richtig gutes Gefühl für die Luft."
Die WM-Medaille kam dennoch unverhofft. Obwohl Rehrl gemeinsam mit seinem Zimmerkollegen Mario Seidl, dem schließlich unbedankten WM-Vierten, das Sprungtraining dominiert hatte, war er nach dem entscheidenden Sprung am Freitag auf dem Bergisel nur Vierter. Da hatte er mit Edelmetall eigentlich schon abgeschlossen.
Doch mit einem starken Lauf und perfekt präparierten Ski erreichte Rehrl, der sich selbst als emotionalen Menschen beschreibt, gleich beim ersten der vier WM-Bewerbe das gesteckte Ziel. Er ist der erst siebente ÖSV-Kombinierer mit einer Einzel-WM-Medaille, sein Name steht unter Bernhard Gruber, Klaus Sulzenbacher, Felix Gottwald, Mario Stecher und Co. auf der Erfolgsliste. "Dass ich mich mit großen Namen in eine Reihe gesetzt habe, das ehrt mich am meisten", betonte Rehrl.
Nach dem Team-Sprint am Sonntag erfolgt der Wechsel vom Bergisel auf die für alle Kombinierer gewohnte, kleinere Seelos-Schanze in Seefeld. Dort folgen am Donnerstag der Einzelbewerb von der Normalschanze und am Samstag die Team-Konkurrenz. Rehrl weiß, dass er vom kleinen Bakken erneut Chancen hat. "Ich weiß, dass ich viel besser Skispringen kann. Auch auf der kleinen Schanze kann man weit springen."
Der Olympia-Dritte Lukas Klapfer vergab nach gutem Sprung seine Chance auf der Langlaufstrecke, bewunderte aber seine jüngeren Teamkollegen Rehrl und Seidl. "Sie sind mittlerweile auch auf der Loipe so stark, dass sie um eine Medaille mitkämpfen. Das ist gewaltig. Da können wir stolz sein auf diese Jungs."
Rehrl hatte zu den Medaillenkandidaten gehört, doch dem Sieger gelang ein Überraschungscoup. Eric Frenzel hatte die letzten drei Weltcup-Stationen vor der WM ausgelassen, um mit seinem Heimtrainer in Planica die Sprungform wiederzufinden. Es gelang und auf dem Bergisel hatte der 30-Jährige auch Glück mit Aufwind und dem nach Meinung von ÖSV-Sprungtrainer Christoph Bieler zu lang bemessenen Anlauf.
Frenzel, vierfacher Gewinner des Nordic Triple in Seefeld, holte aus der besten Startposition seinen sechsten WM-Titel und avancierte dank zusätzlicher Medaillen vorerst vor seinem Teamkollegen Johannes Rydzek zum erfolgreichsten Kombinierer der WM-Geschichte. "Es war ein Tag, den man sich gerne erträumt. Ich bin dankbar, dass es wieder so aufgegangen ist", sagte der Sachse.
Für DSV-Trainer Hermann Weinbuch, den zweifachen Champion von Seefeld 1985, war es die 50. Medaille als Coach bei einem Großereignis.