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Sprungtrainer Andreas Felder: "Man muss eine gewisse Gelassenheit haben"

Andreas Felder hat in seinen mehr als 25 Jahren als Trainer Skispringerinnen und Skispringer zu Medaillen geführt, nun absolviert er bereits seine dritte Heim-WM. Der 56-jährige Tiroler hat viel erlebt, hält mit seiner Meinung nie hinter dem Berg und gibt seinen Athleten klare Anweisungen. Felder wirkt gelassen, bei Großereignissen sei er aber schon nervös, gab er vor dem WM-Auftakt am Samstag zu.

Skisprung-Trainer Andreas Felder am Mittwoch, 20. Februar, bei einer Pressekonferenz in Seefeld.
Skisprung-Trainer Andreas Felder am Mittwoch, 20. Februar, bei einer Pressekonferenz in Seefeld.
Felder gibt sich gelassen
Felder gibt sich gelassen

Nach seiner aktiven Karriere, in der die WM-Titel von der Großschanze 1987 und im Skifliegen 1986 sowie Olympia-Team-Silber 1992 die Höhepunkte waren, absolvierte Felder zahlreiche Stationen als Trainer. Er war von 1995 bis 1997 schon ÖSV-Cheftrainer der Springer, danach Coach der Kombinierer, in Deutschland Sprungtrainer der Kombinierer, Chef der ÖSV-Damen und seit Sommer 2018 ist er wieder Cheftrainer der ÖSV-"Adler".

Vor dem Großschanzen-Bewerb auf dem Bergisel am Samstag erzählte Felder auch offen über die schwierige Anfangszeit mit dem Team. Er habe Versagensängste bei den Springern bemerkt, negative Schlagzeilen und tiefe Kommentare aus der Bevölkerung hätten Eindruck bei den Athleten hinterlassen. "Sie sind anfangs wie leicht geprügelte Hunde zu den Wettkämpfen gegangen und das war für uns die Herausforderung, die Springer darauf zu fokussieren, dass sie um den Sieg mitspringen und nicht gegen schlechte Resultate", betonte der Coach.

Es habe sich in die richtige Richtung entwickelt, es sei bald eine Selbstverständlichkeit gekommen, man habe die Wettkampfstärke gemerkt. "Sie haben sich gut 'derschupft', die Burschen, das gefällt mir", sagte Felder zu den Steigerungen des dreifachen Saisonsiegers Stefan Kraft und seiner Kollegen seit Jänner.

Spezielle psychologische Maßnahme habe das Team nicht ergriffen, meinte Felder, man habe "fleißig trainiert und versucht, positiv nach vorne zu schauen." Der nun in Axams lebende ÖSV-Coach wirkt gelassen und er ist es auch im Vorfeld der Wettkämpfe. "Wenn man weiß, dass man seine Hausaufgaben gemacht hat und nichts weiter beitragen kann, dann muss man es einfach laufen lassen und schauen, dass die Stimmung gut ist und dann das nehmen, was man bekommt. Da gibt es keine Zauberformel, wo man von einem Tag auf den anderen eine Form herzaubern kann, die nicht da ist."

Im Sport sehe man es immer wieder, dass man es passieren lassen müsse. Edelmetall sei nicht zu erzwingen, sagte Felder und erinnerte an einen Spruch des Ex-Kombinierer-Trainers Wilfried Vettori: Einen Bullen könne man auch mit Gewalt nicht melken.

Ruhe auszustrahlen, hält Felder speziell bei einer Heim-WM für enorm wichtig. "Man muss eine gewisse Gelassenheit haben. Es ist zwar alles extrem aufgebauscht bei der Heim-WM und wichtig, es ist sicher super, wenn wir gut springen, aber es ist dann auch schnell wieder vergessen, wenn der Weltcup weitergeht", erklärte der Gewinner von 25 Weltcupbewerben und Gesamtsieger von 1990/91.

Bei den Athleten kommt die Art des Trainers sehr gut an. "Andi ist ein Ruhepol. Er ist ein bodenständiger Typ, der aber immer klar sagt, was er sich denkt und der die Richtung vorgibt. Gleichzeitig ist er einer, der sich das, auch wenn es nicht gut läuft, nie anmerken lässt und immer die Ruhe in Person und immer positiv ist", erklärte Michael Hayböck gegenüber der APA - Austria Presse Agentur.

Während eines Großereignisses sei aber auch er nervös, gab Felder zu. " Ich war als Springer nervös und bin es jetzt auch", sagte er. Nach dem Bewerb müsse er 20 Minuten joggen oder schnell gehen. "Damit ich runterkomme und das Adrenalin abgebaut wird, das sich während des Tages bei jedem Sprung anstaut. Aber es ist fein, wenn man es nicht nach außen trägt, denn die Nervosität kann sich schnell auf die Mannschaft übertragen."

Felder ist natürlich bewusst, dass seine Athleten und die Kombinierer bei den Titelkämpfen in der Heimat, wo noch mehr Emotionen im Spiel sind, die Hoffnungen auf Edelmetall tragen. "Aber ich weiß, wie schwer es ist, eine Medaille zu gewinnen, wieviel Glück dazugehört und die Tagesverfassung, die Verhältnisse, die Konkurrenten. Aber wenn wir mit einer Medaille oder mit zwei heimfahren können, dann bin ich sehr froh."

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