Nebel, Wind, Dauerschneefall, Sturm, Minusgrade (minus 28 am ersten Wettkampftag) und am Ende Sonnenschein und ein Temperaturanstieg um 36 Grad Celsius (auf acht Plusgrade am Freitag): Die alpine Ski-WM in Åre hatte so ziemlich alles zu bieten, was es in einem Freiluftsport gibt und was man sich bei einer Ski-WM nicht wünscht.
Bis zum Riesentorlauf am Freitag waren es nur der Super G der Herren und der Teambewerb, die vom Originalstart gefahren werden konnten. Besonders schlimm war es naturgemäß in den Speed-Disziplinen: Der Super G der Damen wurde wegen Windes ab dem Reservestart Hummelbranten gefahren, die Siegerzeit von Mikaela Shiffrin (USA) lag bei 1:04,89 Minuten. Das erste Herren-Training wurde überhaupt gleich abgesagt, weil es viele Athleten und Trainer wegen teils tagelanger Flugverspätungen nicht zeitgerecht bis Åre geschafft hatten. Das erste Training fand dann ab Super-G-Start statt, weil zu früh das Training auf der Originalstrecke abgesagt worden war - eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen, denn bis zum Schluss bekam man kein Training (und damit kein Rennen) vom Originalstart hin.
Zwar versuchte man das noch am Renntag, doch Schneeverwehungen stoppten schon um 6 Uhr früh diesen Plan A. Als alle schon mit der Absage des Rennens gerechnet hatten, wurde es um 13.30 Uhr mit einer Stunde Verspätung ab dem Super-G-Start doch noch ausgetragen. Die Siegerzeit von Kjetil Jansrud betrug 1:19,98 Minuten, nur rund zehn Fahrsekunden länger als Freitag ein Durchgang im Riesentorlauf. Noch schlimmer erwischte es die Damen, die konnten überhaupt nur ab dem zweiten Reservestart fahren - 1:01,74 Minuten reichten Ilka Štuhec zur Titelverteidigung.
Den Tiefpunkt gab es dann in der montägigen Kombi der Herren: Da musste die Herren-Abfahrt wegen Windes verkürzt werden, dann der Slalom von der Damen- auf die Herren-Piste verlegt werden, weil der vorgesehene Hang nicht fertig präpariert worden war.
FIS-Präsident Gian Franco Kasper verteidigte dennoch die Chaos-WM. Zum Glück habe es keine Außenseitersiege gegeben. "Außenseitersiege, wenn es mehrere sind, sind schlechte Beispiele für die Fairness des Rennens. Es kommen viele Leute infrage, aber wenn ein Mexikaner die Abfahrt gewänne, würde ich sagen: Das ist nicht die beste Werbung für den Skisport." Eine zu 100 Prozent faire WM gebe es nicht. "Das ist nicht möglich. Sonst wären wir in der Halle oder im Labor."