Die rot-weiß-rote Sportwelt stand am Freitagnachmittag kopf, zumindest ein paar Minuten. Die erfolgsverwöhnten ÖSV-Skiläuferinnen blieben in Åre ohne Edelmetall. Das holte praktisch zeitgleich Vanessa Herzog in Inzell nach und krallte sich die Goldmedaille.
Wer Herzogs Karriere verfolgt hat, für den ist dieser Titel keine Sensation mehr. Sie lief bereits als Juniorin der Konkurrenz um die Ohren, sie liefert konstant Spitzenresultate ab. Optimale Vorbereitung, gepaart mit einer außergewöhnlichen mentalen Stärke, hat am Tag X den Sieg gebracht.
Können Herzogs Erfolge einen Boom in ihrer Sportart auslösen? Tritt eines Tages ein starkes österreichisches Team beim Eisschnelllaufen an? Da wird wohl eher ein Niederländer Alpin-Skiweltmeister. Es brauchte Einzelkämpfer mit einer Portion Verrücktheit wie Vanessa Herzog und ihren Ehemann Thomas, der erst vor zwei Jahren ohne Vorkenntnisse auch ihr Trainer wurde. Herzog trainiert in Inzell, weil Österreichs einzige Bahn, der nicht überdachte Eisring in Innsbruck, nur wenige Monate offen hat. Wer hierzulande Sportstätten will, die Weltklasse hervorbringen, der muss schon Ski an den Beinen haben. Oder auswandern.