Aufnahmsgebäude des Salzburger Hauptbahnhofs

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Bahnhofshalle neu 2011

Das Aufnahmsgebäude des Salzburger Hauptbahnhofs wurde nach Plänen des Architekten Franz Rudolf Bayer errichtet und mit der Fertigstellung der k. k. priv. Kaiserin-Elisabeth-Westbahn am 12. August 1860 eröffnet. Es zählt zu den denkmalgeschützten Objekte in der Stadt Salzburg.

Geschichte

Der Bahnhof um 1870
Außenansicht 2008

Das Aufnahmsgebäude unterteilte sich seit jeher in fünf Teile: Den Mittelrisalit mit der Abfertigungshalle, den Südpavillon mit den Einrichtungen für den Verkehr nach Bayern, den Nordpavillon für den Kaiserhof und zwei Verbindungsbereiche, von denen der südliche die Wartesäle und die Restauration beherbergte und der nördliche der Bahnhofsverwaltung und Post diente.

Der Großteil des Gebäudes war dreigeschoßig in massivem Mauerwerk ausgeführt, nur der Mittelbau wurde mit zwei vierstöckigen Gebäudeteilen gestaltet, die eine Veranda mit drei darunterliegenden Bögen flankierten. Am Dach des Mittelbaus befand sich ein auffälliger Glockenturm. Aus der Abfertigungshalle führte eine breite Treppe zur Gleisebene. Diese hatte unter anderem wegen der nahen Überquerung der Salzach höher gelegt werden müssen und befand sich etwa auf Höhe des ersten Stocks. Einzig entlang des Hauptgebäudes wurde an der Stelle des heutigen Bahnsteigs 1 ein überdachter Bahnsteig ausgeführt, die anderen Gleise wurden, wie damals üblich, ebenerdig überschritten.

Die beiden Seitenpavillons hatten jeweils einen eigenen Eingang mit überdachter Vorfahrt und ein Vestibül (also eine Vorhalle), das über eine Dachlaterne beleuchtet wurde. Die dafür notwendige aufwendige Deckenkonstruktion ist heute noch im Südpavillon zu bewundern. Auch in diesen Gebäudeteilen gelangte man über eine Treppe zu den Gleisen.

Am 19. Jänner 1880 wurde der Mittelbau, im Februar der Nordpavillon durch Feuer schwer beschädigt. Während der kaiserliche Hofpavillon nahezu unverändert wieder aufgebaut wurde, sparte man beim Mittelbau unter anderem den Turmaufbau für die Glocke ein.

Mit dem Bau des Mittelbahnsteigs zwischen 1906 und 1909 wurde es notwendig, den gesamten Ablauf am Bahnhof zu ändern. Das Mittelgebäude wurde völlig entkernt und erhielt gerade, durchgehende Mauern. Im Anschluss an die Schalterhalle gelangte man nun über einen Tunnel und die anschließende breite Treppe auf den Mittelbahnsteig. Auch im Südpavillon musste umgebaut werden, ein Treppenhaus führte nun zum Bahnsteig 1. Der Hofpavillon hingegen war vom Umbau nicht betroffen, vermutlich weil die kaiserlichen Reisenden ohnehin immer am Bahnsteig 1 ankamen und keine Notwendigkeit bestand, den Mittelbahnsteig aufzuschließen.

Bis zu den Bombenschäden am Ende des Zweiten Weltkrieges sind keine weiteren Umbauten am zentralen Aufnahmsgebäude des Salzburger Hauptbahnhofs dokumentiert. Zu diesem Zeitpunkt wurde allerdings der ehemalige Hofpavillon schwer in Mitleidenschaft gezogen. Er wurde nach Plänen von Anton Wilhelm vereinfacht wiederaufgebaut und zu den inzwischen entstandenen Postgebäuden verlängert. Ebenfalls zu dieser Zeit wurde die Schalterhalle schlichter gestaltet. Es folgte bis zum Umbau 2009 eine Periode ständiger kosmetischer Veränderungen, die wenig auf historische Bestände Rücksicht nahmen und einzig dazu dienten, neuen Gegebenheiten Rechnung zu tragen und die Abläufe am Bahnhof zu optimieren. Großflächige Reklamepanele überdeckten dabei zum Beispiel in den 1970er Jahren baufällige Elemente der Schalterhalle. Lobenswerte Ausnahmen bilden dabei das erhaltene Vestibül im Südpavillon und die gelungene Restaurierung der äußeren Hauptfassade 1980.

Mit dem Bau des unterirdischen Lokalbahnhofs zwischen 1992 und 1994 wurden auch im südlichen Zwischengebäude aufwendige Umbaumaßnahmen notwendig. Zwar blieb die äußere, denkmalgeschützte Substanz erhalten, im Inneren wurden aber das Erdgeschoß und der Keller komplett ausgehöhlt, neue Zugänge für die Salzburger Lokalbahn geschaffen. Zu dieser Zeit erhielt auch die Gebäudefassade am Südtiroler Platz einen neuen, in hell- und dunkelgrau gehaltenen Anstrich.

Das bereits 1999 gekürte Siegerprojekt für den Umbau des Salzburger Hauptbahnhofs nahm auf eine etwaig notwendige Denkmalpflege noch keine Rücksicht. Dies wurde aber durch einen Bescheid des Bundesdenkmalamts notwendig. Während ein Hauptaugenmerk der Gespräche zwischen ÖBB und Bundesdenkmalamt auf dem Mittelbahnsteig und dem darauf beheimateten Marmorsaal lag, wurde im Jahr 2005 empfohlen, besonders auch die historische Aufnahmshalle in den Neubau zu integrieren. Zudem entstand in den folgenden Jahren eine umfassende Dokumentation zur Baugeschichte des Bahnhofs, die im Wesentlichen dazu führte, dass die Schalterhalle von 2011 nun wieder jener prachtvollen k.k. Empfangshalle des Jahres 1909 entspricht.

Erstes sichtbares Zeichen des Umbaus der Empfangshalle war eine Ende 2008 entstandene, rund 70 m große Probeachse, die das zu erzielenden Erscheinungsbild einer Restaurierung unter Beweis stellen sollte. 2010 begann der eigentlich Umbau. Die Wandmalereien wurden sorgfältig gereinigt und für die Arbeiten mit schwerem Gerät vorsorglich eingehaust. Die vier Meter hohen Sockel aus Adneter Marmor wurden abgenommen, gereinigt und wo notwendig Bruchstellen gekittet.

In der ersten Jahreshälfte 2011 wurde die Schalterhalle oberhalb der Sockelzone komplett renoviert, die Fenster an Ost- und Westseite wieder hergestellt und von der Decke hängende Messingleuchten im Stil von 1909 angefertigt. Seit 5. November 2011 ist die Emfangshalle wieder für den Betrieb geöffnet. Im Juli 2012 wurden schließlich auch der erste Teil der neuen Passage nach Schallmoos und die darin befindlichen Geschäfte ihrer Bestimmung übergeben.

Quelle

  • Gobiet, Ronald (Hrsg.): "Der neue Salzburger Hauptbahnhof. Stationen seiner Geschichte von 1860 bis 2014. Salzburger Beiträge zur Kunst und Denkmalpflege Bd. VI", Verlag Anton Pustet 2012