Eröffnung der Nordrampe der Großglockner Hochalpenstraße

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Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl
Die parkenden Fahrzeuge im oberen Nassfeld, rechts das Dr.-Franz-Rehrl-Haus im Urzustand (eine zerlegbare Baubaracke).
Auf der Edelweißspitze: unterhalb des trigonometrischen Punktes Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, rechts neben ihm Bundespräsident Wilhelm Miklas, Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl, Dr. Franz G. Strafella, Präsident des Österreichischen Verkehrsbureaus und dann Ing. Franz Wallack.

Die Eröffnung der Nordrampe der Großglockner Hochalpenstraße, die auch bereits das erste Baulos der Scheitelstrecke sowie die Edelweißstraße auf die Edelweißspitze, den höchsten befahrbaren Punkt der Straße, für den Verkehr freigab, fand am Sonntag, den 23. September 1934 statt.

Einleitung

Als im Jahr 1922 (Amtshandlung in Mittersill) eine Gruppe österreichischer Experten Pläne für eine Straße über die Hohen Tauern beim Hochtor vorlegte, erntete sie vorwiegend Spott. Im Juni 1924 erhielt der Kärntner Ingenieur Franz Wallack den Auftrag, diese Panoramaalpenstraße zu trassieren. Der erste Sprengschuss zur Errichtung der Großglockner Hochalpenstraße fiel am 30. August 1930 und vier Bausommer später, am 23. September 1934, konnten Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl und Ing. Franz Wallack die Straße bis zum Fuscher Törl eröffnen. Auf Kärntner Seite waren die Südrampe und die Gletscherstraße bereits 1933 bis zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe eröffnet worden.

Bevor es aber zur Eröffnung der Nordrampe kommen konnte, musste 1933 erst noch der Variantenstreit zwischen Rehrl und Wallack beigelegt werden. Die Nordrampe endete nämlich am Hochmais. Die Eröffnung der Straße bis dorthin war am 1. September 1932 erfolgt. Von dort bis zum Fuscher Törl verlief bereits das erste Baulos der Scheitelstrecke, die erst nach Beendigung des Variantenstreits in Angriff genommen werden konnte.

Der Bausommer 1934

Mit Hochdruck trieb Wallack im kurzen Bausommer 1934 die Arbeiten zur Fertigstellung der Straße voran. Auf der Scheitelstrecke fehlten nur noch wenige Kilometer zwischen dem Fuscher Törl und dem Hochtor-Tunnel. Noch zur Zeit des Hochgebirgswinters 1933/1934 nahmen die Arbeiter von Kärnten und von Salzburg her wieder ihre Arbeit auf. Das war am 25. Mai 1934 – die Arbeiten am Hochtor-Tunnel wurden wieder aufgenommen, wo noch im Spätnovember 1933 den Stollendurchschlag gelungen war. Mitte Juni konnte mit dem Tunnelanschlag des Mittertörltunnels begonnen werden und am 22. September 1934 gelang dem Salzburger Landeshauptmann die legendäre Erstbefahrung auf dem Unterbau der Glocknerstraße-Scheitelstrecke in einem Steyr 100. Das war einen Tag vor der Eröffnung des Bauabschnitts Nord auf Salzburger Seite von Hochmais bis zum Fuscher Törl.

Die Edelweißstraße wird eröffnet

Der Straßenabschnitt um den Törlkopf, an dessen Südfuß sich das tatsächliche "Fuscher Törl" befindet, konnte erheblich günstiger ausgeführt werden als es Wallack geplant hatte. Mit den eingesparten 53.000 Schilling ließ Wallack im Sommer 1934 eine 1,6 Kilometer lange Stichstraße vom Parkplatz Fuscher Törl I auf das "Poneck“ bauen. Doch Wallack gefiel der Name "Poneck“ nicht und so wählte er in Anlehnung der Bezeichnung "Edelweißleite“ des Südosthangs des Ponecks den heutigen Namen "Edelweißspitze“ und gab der Stichstraße den Namen "Edelweißstraße“.

Am Sonntag, den 23. September 1934, erreichte gegen 10 Uhr am Vormittag die Wagenkolonne der Eröffnungsgäste Ferleiten. Vorne erschien Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl in seinem "Überquerungswagen“, mit dem er tags zuvor die erste Befahrung durchgeführt hatte. Ihm folgten die Wagen des Bundespräsidenten Wilhelm Miklas, des Bundeskanzlers Kurt Schuschnigg, der Minister, Diplomaten und Würdenträger. Wie eine Perlenkette reihten sich 343 Personenkraftwagen, 32 Autobusse und 318 Motorräder, die sich an der Zielfahrt zur heutigen Eröffnung beteiligt hatten, die der Salzburger Automobil- und Touringklub ausgeschrieben hatte, auf der Großglockner Hochalpenstraße auf.

Die Feierlichkeiten

Nachdem Ing. Wallack dem Bundespräsidenten die Fertigstellung des neuen Bauabschnittes gemeldet hatte, setzte er sich in den Steyr 100 zu Landeshauptmann und die Kolonne kroch bergwärts. Nur die wichtigsten Fahrzeuge durften auf die Edelweißspitze fahren, da dort der Parkraum sehr begrenzt ist. Die anderen Fahrzeuge reihten sich entlang des Straßenabschnitts im Oberen Nassfeld und um den Törlkopf auf. Nach einer kurzen Gipfelrast auf der Edelweißspitze versammelten sich die mittlerweile auf rund 8 000 Personen angewachsene Menschenmenge am Parkplatz Fuscher Törl I.

Nach einem Salutschuss einer Gebirgsbatterie, die am Fuscher Törl in Stellung gegangen war, begann eine feierliche Feldmesse in rund 2 400 m ü. A., bei der der Salzburger Kammersänger Richard Mayr (* 1877; † 1935) ohne jede Begleitung die ersten beiden Strophen Goethes "Talismane“ nach der Vertonung von Franz Schubert sang. Über dem Fuscher Törl kreiste Ulrich Ferdinand Fürst Kinsky (* 1893; † 1938), der Präsident des Österreichischen Aero-Clubs, in seinem Sportflugzeug.

Franz Wallack schreibt dazu in seinem Buch über die Baugeschichte: "Eine große Zahl von Lautsprechern ließ diese Worte feierlich in den Äther hinaustönen. Ernst und schweigend blickten die Dreitausender, darunter auch der Großglockner als ihr König, auf den Festplatz und die 8 000 Menschen herunter, die hier einen Festtag begingen, der sie weit weg von der Enge des Alltags in die herrliche Gottesnatur geführt hatte.“

Nach der Messe folgten Ansprachen von Wallack, von Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl, des Bundespräsidenten sowie der Vertreter der "automobilistischen und Fremdenverkehrs-Verbände“. Dann löste sich die Feier zwanglos auf, die Festgäste traten die Rückfahrt ins Tal an und die Arbeiter zogen ihren Sonntagsstaat wieder aus, nahmen Krampen, Schaufel, Bohrhämmer und Meisel wieder in ihre schwieligen Hände und arbeiteten weiter an der Vollendung der 37,7 Kilometer langen Durchzugsstraße von Fusch an der Großglocknerstraße nach Heiligenblut. Die Fertigstellung der Großglockner Hochalpenstraße erfolgte im darauffolgenden Sommer mit Eröffnung am 3. August 1935.

Dr. Franz Rehrl betonte bei der Eröffnungsrede: "Mit hoher Befriedigung, mit einem Gefühle glücklichen Stolzes darf ich Ihnen mitteilen, hochgeehrte Festgäste, dass ich gestern, Samstag, die ganze Trasse der Großglockner Hochalpenstraße von Heiligenblut über das Fuscher Törl nach Zell am See zum ersten Male im Kraftwagen bewältigt habe und damit das Hindernis der Hohen Tauern durchbrochen scheint.“ Franz Wallack bezeichnete die Eröffnung der Teilstrecke als "Meilenstein in der Baugeschichte der Großglockner Hochalpenstraße, die den großen Gedanken einer Nordsüdverbindung über die Hohen Tauern bereits im nächsten Jahre zur Wirklichkeit lassen wird“. Sein größter Dank galt den "Grohagglern“, die "unermüdlich bei jedem Sturm und Wetter ausgeharrt haben“.

Bildergalerie

Bericht über die Eröffnung der Straße

Weblink

  • ANNO, Moderne Welt, Jahrgang 15, Heft 13, Seite 44, ein Bericht von der Eröffnung mit einigen Bildern

Quellen

  • Wallack, Franz: Die Großglockner Hochalpenstraße - die Geschichte ihres Baues, zweite Ausgabe, anlässlich der 25-Jahr-Feier der Großglockner Hochalpenstraße, 1960, Springer Verlag, Wien
  • Presseaussendung der Großglockner Hochalpenstraßen AG am 21. September 2014
Baugeschichte der Großglockner Hochalpenstraße