Josef Klaus

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Dr. Josef Klaus
Josef Klaus bei einer Wahlveranstaltung 1966 in Hallein
Josef Klaus bei einem Betriebsbesuch im Wahlkampf 1966 gemeinsam mit Landeshauptmann Hans Lechner
Wappenverleih an die Marktgemeinde Oberalm durch Landeshauptmann Josef Klaus im Jahr 1953

Dr. Josef Klaus (* 15. August 1910 in Kötschach-Mauthen, Kärnten; † 25. Juli 2001 in Wien) war Rechtsanwalt, ÖVP-Politiker, Vizebürgermeister von Hallein, Salzburger Landeshauptmann und österreichischer Bundeskanzler.

Leben

Josef Klaus wurde am 15. August 1910 in Kötschach-Mauthen in Oberkärnten geboren. Sein Vater war dort Bäckermeister. Seine Mutter musste – nachdem der Vater von 1914 bis 1920 im Krieg und in Gefangenschaft war und zwei Jahre später starb – vier Kinder alleine aufziehen. Sie lehrte Klaus die Liebe zu Büchern und zur Natur.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Klagenfurt studierte Klaus in Wien Jus. Nach der Promotion wurde er Sekretär von Josef Staud, dem damaligen Vorsitzenden der ständestaatlichen Einheitsgewerkschaft. Klaus wechselte dann in die (ebenfalls durch das ständestaatliche Regime gleich geschaltete) Arbeiterkammer.

Seiner im Jahr 1936 geschlossenen Ehe mit der Halleiner Kaufmannstochter Erna, geborene Seywald, entsprossen insgesamt fünf Kinder.

Im Zweiten Weltkrieg war Klaus als Soldat im Kanzleidienst eingesetzt, gegen Ende des Krieges geriet er jedoch als kämpfender Soldat in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Nach seiner Freilassung trat er noch 1945 in eine Salzburger Rechtsanwaltskanzlei ein und eröffnete 1948 seine eigene Rechtsanwaltskanzlei in Hallein am Schöndorferplatz.

Dr. Klaus hielt die Eröffnungsrede der Salzburger Festspiele 1978 zum Thema "Salzburger Weltoffenheit".

Politische Laufbahn

Vizebürgermeister von Hallein

1948 wurde Josef Klaus Bezirksobmann der ÖVP für den Tennengau.

Nach den für die ÖVP erfolgreichen Gemeinderatswahlen vom 30. Oktober 1949 wurde er Vizebürgermeister von Hallein – dies aber nur für weniger als einen Monat:

Landeshauptmann von Salzburg

Am 9. Oktober 1949 hatte die ÖVP bei Nationalrats- und Landtagswahlen die absolute Mandatsmehrheit verloren, sodass "neue Männer" gesucht wurden. Der Salzburger Wirtschaftsbund-Obmann Michael Haslinger empfahl den noch weitgehend unbekannten Klaus, den er als tüchtigen Anwalt in einem Zivilprozess kennengelernt und der in Hallein einen erfolgreichen Wahlkampf geführt hatte.

Am 1. Dezember 1949 wurde Klaus im Alter von 39 Jahren zum Landeshauptmann von Salzburg gewählt.

Amtsantritt

In seiner Antrittsrede beleuchtete Klaus das skeptische Verhältnis seiner Generation zur Politik nach den zurückliegenden Umbrüchen und Enttäuschungen und skizzierte die Grundsätze seiner künftigen Regierungspolitik.

  • Als große Aufgaben nannte er an erster Stelle die Verwaltungsreform.
  • Er gab ein Bekenntnis zur Objektivität bei der Postenbesetzung im öffentlichen Dienst ab: Bei der Besetzung von Dienstposten sollten künftig nur Dienstalter, Dienstbeschreibung, fachliche und charakterliche Eignung entscheiden, die Nichtzugehörigkeit zu einer Partei dürfe keinen Hinderungsgrund bilden. Dies relativierte er allerdings wie folgt: Als "Realisten und Demokraten" würde man allerdings jeder politischen Gruppe zugestehen, "subsidiär ihre Wählerzahl geltend zu machen, wenn sie einen fachlich geeigneten Bewerber vorzuschlagen vermag".
  • In der gegenseitigen Aneiferung und Erziehung zu Sparsamkeit, Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit sehe er die nächstliegende und wahrhaft nationale Aufgabe in Österreich und im Land Salzburg.

In der Geschäftseinteilung der Landesregierung sicherte sich Klaus insbesondere das Ressort eines Finanzreferenten.

Leistungen

Josef Klaus setzte in Salzburg gegen große Widerstände durch, dass nicht nur die vielen nach dem Krieg in Baracken lebenden Menschen in richtige Wohnungen übersiedeln konnten, sondern zugleich auch das Große Festspielhaus als Investition in die Hochkultur gebaut wurde.

Klaus’ Amtszeit war begleitet von einem Aufschwung in allen Zweigen des wirtschaftlichen und sozialen Lebens.

Im Dienste dieser Aufbaupolitik standen auch etliche landesgesetzliche Maßnahmen, wie z. B.

  • das Wohnbauförderungsfondsgesetz (LGBl. Nr. 29/1950) und das Wohnungsanforderungsgesetz (LGBl. Nr. 204/1949),
  • das Bautenbegünstigungsgesetz 1953 (Gesetz über die zeitweilige Befreiung von der Grundsteuer für Neu-, Zu-, Auf-, Um- und Einbauten, LGBl. Nr. 5/1954) und das Salzburger Bauerleichterungsgesetz 1959 (LGBl. Nr. 100/1959),
  • das Salzburger Raumordnungsgesetz (LGBl. Nr. 19/1956) – das erste Raumordnungsgesetz eines österreichischen Bundeslandes –,
  • die Salzburger Landesbauordnung (LGBl. Nr. 42/1952) oder
  • das Salzburger Naturschutzgesetz (LGBl. Nr. 45/1957 und 86/1977).

Finanzminister und Bundeskanzler

1961 holte Bundeskanzler Alfons Gorbach den als Reformer geltenden Landeshauptmann als Finanzminister in sein Regierungsteam. Klaus setzte eine harte Sparpolitik bei allen Bundesausgaben um. Sein Motto, welches er im Laufe der Zeiten oft zitierte, war: "Man kann nur ausgeben, was man einnimmt."

Nach der Nationalratswahl im Jahre 1962 war er nicht mehr bereit, das Finanzministerium weiter zu führen. Ein Jahr später (1963) wurde Klaus in einer Kampfabstimmung gegen Heinrich Drimmel zum ÖVP-Bundesparteiobmann gewählt. Die damaligen "Parteireformer" der Volkspartei rund um Generalsekretär Hermann Withalm setzten schließlich durch, dass Kanzler Gorbach das Kanzleramt an Josef Klaus abgab.

So wurde Josef Klaus am 2. April 1964 als Bundeskanzler einer Koalitionsregierung mit der SPÖ angelobt. Am 6. März 1966 fand die elfte Nationalratswahl in der Geschichte der Republik Österreich statt. Stimmen- und mandatsstärkste Partei wurde die ÖVP unter Bundeskanzler Josef Klaus, die erstmals seit 1945 wieder eine absolute Mandatsmehrheit erringen konnte.

Außenpolitik und internationale Beziehungen als Schwerpunkt

In seiner Zeit als Bundeskanzler trat das neue Rundfunkgesetz in Kraft, damit wurde die Forderung des Volksbegehrens nach Errichtung eines unabhängigen Rundfunks nach dem Vorbild der britischen BBC umgesetzt. Die Wohnbauförderung wurde neu strukturiert, es kam zu einem neuen Berufsförderungsgesetz, Grundlage für die heute so erfolgreiche duale Ausbildung. Ein wichtiger Schwerpunkt seiner Kanzlerschaft lag in den internationalen Beziehungen Österreichs: die Europapolitik, konkret die Regelung des Verhältnisses Österreichs zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), der Abschluss des Südtirol-Pakets und die "Ostpolitik", die Josef Klaus in einer besonderen Weise am Herzen lag.[1]

Politische Tätigkeiten

Leistungen

Josef Klaus gilt als "Reformkanzler" der Nachkriegszeit. Als Landeshauptmann und Bundeskanzler war er Kritiker des Proporzes und strebte eine Versachlichung der Politik an. Ferner holte er hauptsächlich Fachleute in die Bundesregierung und förderte den Dialog zwischen Wissenschaft und Politik ("Aktion 20"). Zu seinen Verdiensten gehören die von ihm forcierten Verhandlungen über ein Assoziierungsabkommen mit der EWG, sein Eintreten für die Einheit Europas unter Einbeziehung von Mittel- und Osteuropa und seine Entspannungspolitik in der Südtirol-Frage.

Privates

Klaus war die gesamten sechs Kriegsjahre von 1939 bis 1945 Soldat, allerdings als Akademiker in Kanzleien und nicht als kämpfender Soldat eingesetzt. Erst unmittelbar vor Kriegsende musste Klaus in den Kampf und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Josef Klaus lebte nach seiner Heirat (1936) mit seiner Ehegattin Ernestina (* 1914; † 2001) in Hallein-Taxach in der so genannten Klaus-Villa. Diese bewohnte er während seiner Zeit als Halleiner Vizebürgermeister und Salzburger Landeshauptmann. Später, als er in die Bundespolitik einstieg, wechselte er seinen Wohnsitz in die Bundeshauptstadt Wien.

Ehrungen

Posthume Ehrungen

Nach Josef Klaus wurde anlässlich seines 100. Geburtstages der Dr.-Josef-Klaus-Platz im Salzburger Stadtteil Nonntal benannt.

Im August 2020 wurde ein Gedenkstein für den ehemaligen Bundeskanzler und Landeshauptmann Josef Klaus auf dem Salzburger Kommunalfriedhof aufgestellt.

Werke

  • Macht und Ohnmacht in Österreich, Wien, München, Zürich: Molden, 1971.

Literatur

Weblinks

Quellen

Einzelverweise

Landeshauptleute von Salzburg