k.u.k. Infanterieregiment "Erzherzog Rainer" Nr. 59

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1860: Letzter Regimentsinhaber Erzherzog Rainer von Österreich im hechtgrauen Campagne-Waffenrock mit der Generalmajorsdistinktion und mit Ordensdekoration (u. a. der Halsorden vom Goldenen Vlies), Säbel und schwarzer Generalshose mit scharlachroten Lampassen.
Der Offiziersregimentskorps der Rainer, Aufnahme 1911
Gedenktafel für das Rainer-Regiment in der Rainerstraße
Abordnung des Rainer-Regiments bei der Anton-Wallner-Feier 2013 in Vigaun

Das k.u.k. Infanterieregiment "Erzherzog Rainer" Nr. 59, das Salzburger Hausregiment Erzherzog Rainer Nr. 59, war während der Zugehörigkeit des Landes Salzburg zur österreichischen Monarchie (1816–1918) das Salzburger Hausregiment.

Geschichte

Das Infanterie-Regiment Nr. 59 bestand schon lange vor dem Anschluss des Landes Salzburg an Österreich. Es wurde am 30. Jänner 1682[1] anlässlich der neuerlich aus dem Südosten Europas drohenden Türkengefahr und der bevorstehenden zweiten Türkenbelagerung Wiens aufgestellt.

1816, nach dem Wiener Kongress und der endgültigen Einverleibung des Landes Salzburg in den Verband des Kaisertums Österreich, wurde das Infanterieregiment Nr. 59 aus dem Erzherzogtum Ob der Enns (Oberösterreich) nach Salzburg verlegt und damit zum Hausregiment des Landes Salzburg und des angrenzenden Teils des heutigen Oberösterreich.

1852 wurde Erzherzog Rainer Ferdinand, ein Neffe 2. Grades Kaiser Franz Josephs I., Regimentsinhaber. Seitdem trägt das Regiment die Bezeichnung Rainerregiment. Als der Erzherzog im Jänner 1913 starb, wurde kein neuer Regimentsinhaber ernannt. Kaiser Franz Joseph bestimmte vielmehr mit Armeebefehl vom 30. Jänner 1913, dass das k. u. k. Infanterieregiment Nr. 59 auf immerwährende Zeiten den Namen "Erzherzog Rainer" tragen solle – somit war die offizielle Bezeichnung dieser Einheit – "k. u. k. Infanterieregiment Erzherzog Rainer Nr. 59" – geschaffen.

Am 20. Mai 1859 fielen im Gefecht bei Voghera, Lombardei, Italien, 59 Mann der Rainer, darunter eine verhältnismäßig große Anzahl an Gasteinern.

1899 erhielt das Regiment im Salzburger Stadtteil Lehen eine eigene Kaserne.

Schwimmschule

Im 19. Jahrhundert war am Ufer des Leopoldskroner Weihers, nächst dem heutigen Freibad Leopoldskron, 72 Jahre lang eine Schwimmanlage (z.T. auch länger). Sie wurde vom Offizierskorps des Rainerregiments betrieben. Im Winter diente der Weiher als Eislaufbahn, nebenbei wurde das Eis an Wirte verkauft[2].

1828 fasste Regimentskommandant Oberst Franz Schmidt von Ehrenberg den Entschluss, im Leopoldskroner Weiher eine Schwimmschule für den Unterricht der Soldaten zu erbauen. Nach Gesprächen mit dem Besitzer des Weihers, Leopold Grafen von Firmian, konnte im Herbst 1829 der erste Pachtvertrag unterzeichnet werden. Es entstand eine Herrenschwimmschule mit zehn Umkleidekabinen. Im Herbst 1842 begann man mit dem Bau einer Damenschwimmschule und vergrößerte die Herrenschwimmschule.

Immer wieder kam es mit der Familie Firmian, in deren Besitz der Weiher stets geblieben war, zu Streitereien bezüglich der Pachtsumme. Am 1. November 1900 schließlich gab das Regiment die Schwimmschulen dann doch auf, weil ihm die Pacht von 5000 Gulden jährlich zu teuer wurde.

Dislozierung Linz

Als am 7. April 1908 das Rainerregiment nach siebenjähriger Dislozierung aus Linz wieder nach Salzburg zurückkehrte, waren der Fotograf Eduard Bertel und Tomaselli die beiden Festordner für das Ankunftsfest der Rainer.[3]

Das Ende

Den Ersten Weltkrieg erlebten die Rainer sowohl an der Ostfront im Kampf gegen das kaiserliche Russland als auch an der Südwestfront im Krieg an der Südfront gegen das Königreich Italien.

Das Regiment wurde im Frühjahr 1916 von seinem bisherigen Einsatzort in Galizien (Ostfront) an die Südfront in das Trentino verlegt. Nach der Mai-Offensive wurde der Monte Cimone nördlich Arsiero der Berg der Rainer. Von diesem heiß umkämpften und am 23. September 1916 gesprengten Berggipfel sah man bei klarem Wetter bis Vicenza im Veneto. In den Monaten des Stellungskriegs bauten die Rainer und ihr oberösterreichisches Nachbarregiment Nr. 14 (die "Hessen") den bisherigen Almweg Folga – Passo de la Vena zur "Hessen-Rainer-Straße" aus. Die Straße ist noch heute in Betrieb.

Nach einigen Wochen der Erholung im Mai 1917 in Levico und einem kurzen Aufenthalt im Herbst in Trient, ging es an die Isonzo-Front im Veneto[4]. Nach dem Zusammenbruch der Front 1918 marschierten die Überlebenden über das Gebiet der "Sieben Gemeinden" durch das Suganatal nach Cavalese und weiter nach Salurn (Südtirol), wo das Regiment bis zum Einmarsch der italienischen Truppenverbände im Oktober 1918 vorbildlich für Ruhe und Ordnung im Land sorgte. Viele Übergriffe und Plünderungen seitens der abrückenden und aufgelösten Truppenverbände in Richtung Norden wurden vom Rainer-Regiment vereitelt und unterbunden. Das Rainer-Regiment versuchte, die chaotischen Zustände zu beseitigen, und kümmerte sich um Schutz und Verpflegung der Bevölkerung im südlichen Tirol. Es zog sich erst als geschlossene Einheit nach Salzburg zurück, als italienische Truppenverbände den südlichen Landesteil besetzten. Das Regiment traf am 10. November 1918 geschlossen unter seinem letzten Regimentskommandanten Oberst Richard von Schilhavsky in Salzburg ein.

In Folgaria gibt es einen Kriegerfriedhof des Salzburger Hausregiments Erzherzog Rainer Nr. 59 mit 1 760 namentlich bekannten und 640 unbekannten Österreichern. Nach einer Restaurierung des Friedhofs waren bei der Neueinweihung am 12. September 1971 Salzburgs Landeshauptmann DDr. Hans Lechner, Dr. Franz Kläring und natürlich eine Abordnung der "Rainer" dabei.

Mit dem 12. November 1918 endete die Geschichte dieses alt-österreichischen Regimentes in Salzburg. Aus dem Rainerregiment wurde später das Salzburger Alpenjäger Bataillon Nr. 3, das im Juli 1928 endgültig diesen Namen bei der Neubenennung der Salzburger Truppenkörper erhielt.

Regimentskommandanten

Regimentsgedenktag

Der Regimentsgedenktag ist der 15. Mai 1916, an dem dem Regiment bei Folgaria der Durchbruch durch die italienische Front gelang.

Traditionspflege

Traditionsverband Infanterieregiment 59 Erzherzog Rainer, Festteilnahme in Mattsee Juni 2016
Rainer-Regiment in Salzburg, altes Vereinsbild

Nach der Auflösung des Regiments 1918 wurde die Tradition des Rainerregiments von verschiedenen Einheiten weiter gepflegt:

  • Nach Gründung der 1. Republik und Schaffung des neuen österreichischen Bundesheeres übernahm vorerst das Alpenjäger Bataillon Nr. 3 diese Aufgabe, später das Infanterie Regiment Nr. 12;
  • mit der Eingliederung in die Deutsche Wehrmacht im März 1938 wurde das 1. Bataillon des Gebirgsjägerregimentes 137 als Traditionsträger der "Alten Rainer" betraut;

Es gab bereits seit 1957 inoffizielle Kontakte zwischen den Rainern (vertreten durch den Rainerbund) und den Soldaten des Bundesheeres. Seit 1960 trägt auch die Rainerkaserne die Bezeichnung "Rainerkaserne". Mit der Heeresreform 1998 wurde das in dieser Kaserne untergebrachte Jägerregiment 8 aufgelöst und die Traditionspflege der Rainer ging nun auf das Militärkommando für Salzburg über.

Weiters wird die Tradition von der "99. Salzburger Schützenkompanie", dem Traditionsverband des Salzburger Infanterieregiments No. 59 "Erzherzog Rainer", wahrgenommen. Die Mitglieder des vom österreichischen Bundesheer anerkannten Vereins rücken zu Angelobungen, Gedenktagen und weiteren historisch relevanten Terminen aus. Der Traditionsverein steht unter der Führung von Guido Zobel als Schützenmajor und Leutnant i. Tr. Mag. Albert Reiterer als Regimentsadjutant. Der Verein wurde 2006 mit der Verleihung der Berechtigung zur Führung des Salzburger Landeswappens geehrt.

Rainer-Marsch

Hauptartikel Rainer-Marsch

Bekannt ist auch der Rainer-Marsch, komponiert von Musik-Feldwebel Hans Schmid (* 1893; † 1987) mit dem Ur-Text von Musik-Korporal Josef Schopper. Der Text wurde mehrfach geändert. Die Uraufführung fand am 11. September 1915 im Schloss von Olyka, Galizien statt, wobei die vierte Strophe erst nach dem Ersten Weltkrieg eingefügt wurde.

Musikkapelle

Hauptartikel Rainermusik Salzburg

Seit 1999 gibt es darüber hinaus wieder eine Rainermusik. Als ein musikalischer Botschafter des Landes Salzburg widmet sie sich der musikalischen Tradition des ehemaligen k. u. k. Hausregiments.

Siehe auch Militärmusik Salzburg.

Rainermuseum

Hauptartikel Rainer-Regiments-Museum

Auf der Festung Hohensalzburg gibt es seit 1924 das Rainer-Regiments-Museum, das an das ehemalige Salzburger Hausregiment, das k.u.k. Infanterieregiment Nr. 59 "Erzherzog Rainer" erinnert. In der Stadt Salzburg erinnern ein Gedenkstein kurz nach dem Schloss Mirabell stadtauswärts auf der linken Straßenseite, ein Obelisk vor dem Eingang zum Kommunalfriedhof bei der Obuskehre, das Denkmal in der Rainerkaserne und die Rainerstube im ehemaligen Hotel Pitter (heute Holiday Inn Crown Plaza "The Pitter"). In der Stadt Salzburg erinnert auch die Rainerstraße zwischen Mirabellplatz und Hauptbahnhof seit den 1930er-Jahren an das Regiment. Ein privates Regimentsmuseum des TV IR 59 Erzherzog Rainer entstand in der Meraner Straße 7 in Salzburg und wurde 2009 eröffnet. Bis dahin konnte man das virtuelle Museum auf der Homepage des Regiments besuchen.

Denkmale

Friedhöfe

Rainer-Kriegerdenkmal (Obelisk) und Hauptportal beim Kommunalfriedhof

Einige aus dem Regiment sind auf einem Garnisonsfriedhof im Hans-Donnenberg-Park begraben.

In Galizien (Polen) gibt es die Gedenkstätte k.u.k. Soldatenfriedenhof "Zuckerhut" bei Lichwin im Bezirk Tarnow mit 900 österreichisch-ungarischen sowie 250 russischen Soldaten. Auf diesem Soldatenfriedhof liegen Gefallene des k. u. k. Infanterieregiments Nr. 59 Erzherzog Rainer von den Schlachten um Tarnow und Gorlice in Galizien Anfang Mai 1915.

Literatur

  • Alois Wück, Justus Knorz: Geschichte des k.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 von seiner Errichtung 1682 bis 3. Juni 1882. Salzburg 1882-1901.
  • Unsere Rainer im Weltkriege 1914/1918. Hg. vom k. u. k. Infanterie-Regiment Erzherzog Rainer Nr. 59. Salzburg 1918.
  • Max Ritter von Hoen: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen k.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914–1918. Salzburg 1931.

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Quelle ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 23. Februar 1932, Seite 6
  2. Es gab ja noch keine Kühlschränke; daher wurde im Winter Eis auf Seen und Weihern gebrochen und an Brauereien und Wirte verkauft, die es in Eiskellern horteten, um so ihre Getränke kühlen zu können
  3. Quelle anno, Linzer Volksblatt, 7. April 1908, Seite 6
  4. Genauer gesagt gelang es den österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen Ende Oktober 1917, die Front vom (Isonzo) an den Piave (also in das Veneto) vorzuschieben.
  5. 5,00 5,01 5,02 5,03 5,04 5,05 5,06 5,07 5,08 5,09 5,10 5,11 5,12 5,13 5,14 5,15 5,16 5,17 5,18 5,19 5,20 5,21 5,22 5,23 5,24 5,25 5,26 5,27 5,28 5,29 Leiler aaO S. 232 f. und www.rainerregiment.at aaO nach Knorz (1882) aaO.
  6. 6,00 6,01 6,02 6,03 6,04 6,05 6,06 6,07 6,08 6,09 6,10 6,11 6,12 6,13 6,14 6,15 6,16 6,17 6,18 6,19 6,20 6,21 6,22 6,23 6,24 6,25 www.rainerregiment.at aaO nach Knorz (1882) aaO.
  7. 7,0 7,1 7,2 www.wehrgeschichte-salzburg.at www.wehrgeschichte-salzburg.at
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 Leiler aaO S. 232 f.
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 9,4 9,5 9,6 www.rainerregiment.at
  10. 10,0 10,1 10,2 10,3 10,4 10,5 www.rainerregiment.at aaO nach Hoen aaO.