Richard Kauder

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Ing. Richard Kauder war Unternehmer sowie Geschäftsführer des Hotels Rupertihof und angeblicher "NATO-Geheimagent".

Über den "Fall NATO-Geheimagent"

Die "Salzburger Nachrichten" berichten in ihrer Ausgabe vom :[1]

Vor zwei Wochen nahm die Salz­burger Kriminalpolizei eine Verhaf­tung vor, über die wir bis jetzt auf Ersuchen der Polizeidirektion Still­schweigen bewahrten: Auf Grund einer Anzeige des Tanzlehrers Alex­ander Szemann wurde der Ge­schäftsführer des Hotels "Rupertihof" und Inhaber der Firma "EMKA" Großhandel. Im- und Exportgesellschaft m. b. H. in Salzburg, Ingenieur Richard Kauder, wegen Verdachtes der Veruntreuung festgenommen.

Ing. Kauder war während des Krie­ges in führender Position bei der deutschen Abwehr in Sofia tätig. Nach dem Zusammenbruch soll eine östliche Macht aus diesem Grund ein besonderes Interesse für den Ge­schäftsmann gezeigt und sogar drei Entführungsversuche arrangiert haben. Schauplatz dieser merkwür­digen Vorfälle war angeblich Sankt Gilgen, wo Ing. Kauder eine Woh­nung besitzt, bzw. besessen hat. Die Polizeidirektion teilt über den Fall amtlich mit:

"Der Tanzlehrer Alexander Szemann erstattete am 19. August 1953 Anzeige gegen den Geschäftsführer des Hotels "Ruperti­hof", Ing. Richard Kauder, wegen Verdachtes der Veruntreuung und führte hierzu aus, daß er Kauder im Februar 1952 verschiedene Schmuck­sachen und Devisenbeträge im Ge­samtwert von rund 55.000 S zur treuhändigen Verwahrung übergeben habe. Trotz mehrfacher Aufforde­rungen zur Rückgabe dieser Ver­mögenswerte habe Kauder es ver­standen, die Rückgabe hinauszuzögern. Auf Grund der eingeleiteten Erhebungen konnte festgestellt wer­den, daß Ing. Kauder, der neben sei­ner Stellung als Geschäftsführer des Hotels, "Rupertihof" noch Inhaber der Firma "EMKA", Großhandels Im- und Exportgesellschaft m. b. H. in Salzburg ist, die ihm ausgehändigten Devisenbeträge, und zwar 750 Dollar, acht englische Pfund in Gold und außerdem zwei altösterreichische Goldmünzen illegal verkauft und den Erlös in Höhe von insgesamt 22.650 S für sich verwendet hat. Die übrigen Schmuckstücke, die in der Haupt­sache aus südamerikanischen Goldmünzen im Gewicht von rund drei Viertel Kilo bestehen, wurden als Sicherstellung für ein Darlehen in Höhe von 35.000 S durch Kauder einem Salzburger Bankhaus über­geben. Kauder wurde auf Grund die­ser Tatumstände am 31. August 1953 festgenommen und nach Durchfüh­rung der eingehendsten Erhebungen dem landesgerichtlichen Gefangen­haus eingeliefert. Gegen den Anzei­ger Alexander Szemann wurde, da er die pflichtgemäße Anmeldung des Devisen- und Goldbesitzes bei der Nationalbank unterlassen hat, Straf­anzeige an die Staatsanwaltschaft Salzburg wegen Vergehen nach §§ 23 und 24 des Devisengesetzes erstattet und die in Bankverwahrung befind­lichen Schmuckstücke polizeilich sichergestellt."

Der 55jährige Ing. Richard Kauder ist mit einer ungefähr 40jährigen Frau befreundet die wiederum vor 15 Jahren in Budapest eine gefeierte Tänzerin war. Zu dieser Zeit arbei­tete sie mit dem Tanzlehrer Alexander Szemann. Vor ungefähr einem Jahr erhielt die Dame aus Rom einen Brief ihres ehemaligen Partners, in dem dieser wegen seiner mißlichen Lage um Hilfe bat. Ing. Kauder schaltete sich darauf ein und ließ Szemann nach Salzburg kommen: "Wo zwei leben können, fällt auch ein Dritter nicht besonders in die Waagschale". Nach kurzer Anwesenheit Szemanns in Salzburg schmiedete er mit Kauder Pläne über die Aufstellung eines Balletts und schloß mit ihm einen Vertrag: Kauder verpflichtete sich, die Kosten zu tragen und sollte dafür 33 Prozent Gewinnbeteiligung erhalten. Die Mitglieder der Truppe konnte man zwar öfter im Hotel "Rupertihof" bewundern, die ge­planten Auslandstourneen fanden aber dennoch nie statt. Mit anderen Worten: Das Projekt zerschlug sich.

In der Zwischenzeit war aber schon etwas passiert: Szemann hatte Kauder die von ihm illegal mitge­brachten 750 Dollar, acht englische Goldpfund, und die Goldmünzen treuhändig zur Aufbewahrung über­geben. Die Erhebungen der Kripo ergaben, daß Kauder die Werte zu­ erst im Dorotheum versetzte, sie wieder auslöste, dann teilweise ver­kaufte und den Rest einer Salzbur­ger Bank als Deckung für ein Dar­lehen von 35.000 S gab. Dazu erfahren wir noch, daß Ing. Kauder Beweise über die Verwen­dung von rund 50.000 S für Alexan­der Szemann besitzen soll. Wie weit der Geschäftsführer des "Rupertihofes" also schuldig ist, wird von der Beweiswürdigung im Prozeß abhängen.

Zur Illustration der politischen Vergangenheit Richard Kauders sei erwähnt, daß er sich auch gegenüber der Polizei mit seiner angeblichen Tätigkeit im Auftrag des NATO-Geheimdienstes brüstete. Wie der ehemalige deutsche Abwehrmann zu dieser Tätigkeit gekommen sein soll, ist der Polizei unbekannt. Sollte diese Behauptung auf Richtigkeit beruhen, so haben ihn jedenfalls seine Auftraggeber, wie der vorlie­gende Fall beweist, fallengelassen.

Ungeklärte Namensgleichheit

In einer Notiz im Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 25. September 1957[2] steht:

Dipl.-Ing. Richtart Kauders ist nicht mehr Geschäftsführer der Mitropa-Reisen Gesellschaft m. b. H., Rainerstraße 25

Quellen

  1. ANNO, "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 19. September 1953, Seite 5
  2. sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 25. September 1957, Seite 11