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Clubbetreiber fordern von Regierung Perspektive

Österreichweit gibt es 2.900 Bars, Tanzlokale und Diskotheken. Die Betreiber der Clubs fordern von der Bundesregierung immer stärker Klarheit darüber ein, wie und wann es mit ihrem Geschäft in der Coronakrise weitergehen kann. "Wir bringen Vorschläge, wie das funktionieren kann - vom Temperaturmessen bis zum Desinfizieren", so Joachim Nahtschläger, Clubinhaber und Betreiber mehrerer Diskotheken.

Der Unternehmer betonte in seinem "Club O" bei einem Pressetermin am Dienstag auch, dass es nicht nur um die Betriebe und deren Mitarbeiter selbst gehe. "Es geht um Zigtausende Menschen, die davon abhängig sind, dass es nicht einen wirtschaftlichen Nullstand gibt", holte er an den Clubs hängende Wirtschaftszweige wie die Eventtechnik mit ins angeschlagene Boot. Die Dauer des Stillstands mache die Lage für alle prekär. "Seit 10. März, als wir schließen mussten, mussten wir uns von 250 Mitarbeitern trennen. Wir haben einvernehmliche Kündigungen gemacht. Die Betroffenen sind jetzt auch am Limit", so Nahtschläger.

Es gehe nun um ein schrittweises Hochfahren, vorerst im Kleineren: So kann sich Nahtschläger vorstellen, ab Juni Clubs für rund einhundert Gäste zu öffnen. Spätestens im September sollten auch die ganz großen Betreiber hochgefahren werden können. "Es braucht zumindest im Herbst ein gesichertes Öffnungsszenario", fordert Nahtschläger von der Bundesregierung aus ÖVP und Grünen. Es gehe vorerst um ein "Herantasten an eine normales Fortgehverhalten". Bis 23 Uhr zu öffnen sei für Clubs, die ab 22 Uhr aufsperren, jedenfalls keine Option. Um mehr Druck zu machen, haben sich österreichweit Betreiber von gut 20 Nachtclubs zusammengetan.

Ein Erstgespräch mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), wie man denn weiter vorgehen könnte, hat bereits stattgefunden. "Geplant sind weitere regelmäßige Abgleichungen", sagte der Sprecher der Clubs, Stefan Ratzenberger, zur APA. Thematisiert wurde beim Gespräch ein Querschnitt der gesamten heimischen Nachtgastronomie, vom Stehbeisl über die Landdisco bis zum hippen Riesenclub in der Großstadt. "Wir wollen ein Öffnungsszenario für jede Subbranche und konkrete wirtschaftliche Hilfen erläutern." Je nach Entwicklung der Coronavirus-Infektionszahlen sei die Überlegung vorstellbar, die Sperrstunde ab Ende Mai/Anfang Juni für kleinere Bars nach hinten zu verlegen, so Ratzenberger. Fix ist aber vorerst noch nichts.

Unterstützung bekamen die Clubs am Dienstag von den NEOS. "Hier werden ja hier keine illegalen Partys gefeiert. Die Nachtgastronomie übernimmt viel Verantwortung", sagte Wirtschaftssprecher Josef Schellhorn. "Was es jetzt braucht ist dass auch die Nachtgastronomie einen Fahrplan hat, dass sie Licht am Ende des Tunnels sieht. Das ist ganz essenziell."

Schellhorn forderte dahin gehend mehr Kommunikation seitens der Bundesregierung aus ÖVP und Grünen ein, an der es bisher aber fehle. Analog zu Kunstveranstaltungen und den dortigen Personenzahlregeln beim Hochfahren brauche es denselben Fahrplan auch für die Nachtgastronomie.

Konkret geholfen werde den Clubbetreibern, wenn sie die Bilanzen 2019 und 2020 zusammenlegen dürften, so Schellhorn. "Wenn der Barbetreiber jetzt überlebt, hat er spätestens nächstes Jahr die Hürde, für die Erfolge von 2019 zahlen zu müssen", sagte der Oppositionspolitiker, der hierbei Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) gefordert sieht. Weiters brauche es wie auch in der Hotellerie eine sogenannte Freeze-Lösung: Betrieben soll es ermöglicht werden unter einem Schutzschirm geschlossen zu halten, bis die Coronaauflagen - etwa durch das Finden eines Impfstoffes - der Vergangenheit angehören. Dabei handle es sich um ein Moratorium, bei dem der Bund haftet. Der Betrieb sollte erst nach Wiedereröffnung mit Rückzahlungen beginnen müssen, so Schellhorn.

"Die Menschen wollen feiern", sagte der Wiener NEOS-Landtagsabgeordnete Markus Ornig. Alleine in Wien sorgte die Nachtgastronomie für 24.000 Jobs und einen Jahresumsatz von einer Milliarde Euro pro Jahr. Kultur, Gastronomie und Hotellerie hätten bereits einen Fahrplan in der Coronakrise. In der Nachtgastronomie herrsche aber eine "Perspektivenlosigkeit". Die Branche übernehme seit jeher Verantwortung für das Miteinander in der Nacht. Nun werde in Parks konsumiert, dort gebe es keine Kontrolle.

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