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Klimawandel kostete Bundesforste 2021 fast 32 Mio. Euro

Die Bundesforste haben 2021 zwar immer noch einen Schadholzanteil von 59 Prozent verzeichnet, im Vergleich zu den Jahren davor war der Wert aber tiefer. So muss man heuer weniger Wald von Schadholz befreien und kann sich mehr um die Durchforstung und Waldpflege kümmern. "Das wurde zuletzt 'vernachlässigt', das holen wir jetzt auf", sagte ÖBf-Vorstandssprecher Rudolf Freidhager am Dienstag. Das Vorjahresergebnis ist stark, obwohl der Klimawandel fast 32 Mio. Euro kostete.

Die Klimaerwärmung sorgt für zunehmende Wetterextreme.
Die Klimaerwärmung sorgt für zunehmende Wetterextreme.

Was man vernachlässigen musste um Schadholz aufzuarbeiten, war die Analyse von Durchforstungsbeständen, die zwischen 40 und 80 Jahre alt sind, erläuterte Freidhager. "Da müssen wir Bäume raus nehmen, damit die Wälder beispielsweise gegen Stürme stabiler werden. Natürlich konnten wir nicht damit beginnen, stehende Bäume umzuschneiden, wenn von Stürmen noch so viele rumliegen."

Die gesamte ÖBf-Holzerntemenge lag bei 1,78 Mio. Festmeter. Davon waren 1,1 Mio. Erntefestmeter Schadholz. 2020 lag der Anteil bei 81 Prozent (bei einer Erntemenge von 1,69 Mio. Efm), 2019 bei 79 und 2018 bei 66 Prozent.

Wegen der vor allem zum Jahresanfang 2021 noch tiefen Holzpreise haben die Bundesforste in ihrem Kernbereich Forst/Holz für voriges Jahr ein Minus von 3 Mio. Euro geschrieben. Kommendes Jahr werde es hier aber wieder ein positives Ergebnis geben. Der Preis ist derzeit mit 67 Euro (im Durchschnitt über die ganze Palette frei ab Waldstraße) um etwa 10 Euro höher als vor einem Jahr.

Insgesamt bilanzierten die ÖBf auch voriges Jahr positiv, an den Staat gehen 10 Mio. Euro Dividende. Das Vorsteuerergebnis stieg voriges Jahr gegenüber 2020 um fast 57 Prozent auf 27,1 Mio. Euro. Einmal mehr betonte Finanzvorstand Georg Schöppl, wie wichtig die Diversifizierung der ÖBf sei, dank der man auch auf die Produktion erneuerbarer Energie und auf Immobiliengeschäfte setzt. Diese Strategie werde weiterverfolgt.

Die Klimawandel-Kosten von 31,5 Mio. Euro errechnen sich laut Bundesforsten vor allem aus Mindererlösen beim Holzpreis von 18,5 Mio. Euro. Dazu kamen 2,8 Mio. Euro für die Bekämpfung von Borkenkäfern, 7,9 Mio. Euro für höhere Holzerntekosten und 2,3 Mio. Euro Mehrkosten für Logistik.

"Auch das Jahr 2021 stand im Zeichen der Klima- und Coronakrise", sagte Vorstandssprecher Rudolf Freidhager. Die Bundesforste sehen eine Trendwende im Kernbereich Holz/Forst, "dank eines weltweiten Rohstoffbooms und der starken Nachfrage nach dem Rohstoff Holz über alle Segmente", so Freidhager. Aber: "Die Klimakrise wird uns immer begleiten." Extreme Wetterereignisse könnten den positiven Ausblick schnell wieder ändern, wie auch ein Gas-Stopp aus Russland. Denn dann würden wichtige Kunden der Bundesforste etwa aus der Papierindustrie ihre Produktion wohl nur schwer aufrechterhalten können.

Dass man der Energiekrise einfach so mit Biomasse begegnen könne, schließen die Bundesforste übrigens aus. Österreich hat zwar einen jährlichen Holzzuwachs von an die 30 Millionen Festmeter. Deswegen die Wälder und Forste im Lichte der Energiekrise als strategische Energiereserve zu sehen, sei aber nicht möglich. "Es gibt offensichtlich ein sehr großes Missverständnis zwischen dem Zuwachs im österreichischen Wald und der möglichen Erntemenge", sagte Freidhager. Bei den 30 Mio. Festmetern handle es sich nicht um Ernte- sondern Vorratsfestmeter, also gesamte Bäume samt Rinde und Äste. "So wird das in Inventuren ermittelt", so Freidhager. Dazu kämen Millionen Festmeter Holz in Schutzlagen oder Lagen, wo schlicht nicht geerntet werden könne.

Von der gesamten Holzerntemenge der Bundesforste waren voriges Jahr knapp 13 Prozent oder 228.000 Erntefestmeter Energieholz. "Ein Drittel unserer Wälder sind Schutzwälder", sagte Schöppl. Es gebe Böden etwa im Kalkgebirge, wo der Humus nur fünf bis zehn Zentimeter hoch sei und man darauf angewiesen sei, die Biomasse im Wald zu belassen. "Der Wald kann nur einen vergleichbar kleinen Beitrag leisten." Man werde auch nicht Sägerundholz einfach verheizen. Wenn man vielleicht drei bis vier Kraftwerke der Größe von Wien-Simmering mehr versorgen könne, "wird man damit auch nicht die Welt retten", so Schöppl. "Ein Großteil der Lösung wird darin liegen, dass wir weniger Energie verbrauchen als bisher."

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