Von den brutto 100 Mio. Euro Unwetterschäden bis Juni konzentrierten sich etwa 80 Mio. Euro auf Österreich, speziell Salzburg, Oberösterreich und Niederösterreich, weitere 20 Mio. Euro auf Tschechien und Polen, sagte der UNIQA-Chef am Donnerstag im APA-Gespräch. Zu den Naturkatastrophenfolgen für Juli und August wage man noch keine Schätzung, zudem sei der Sommer noch nicht vorbei. Wie auch andere Versicherer verspüre man eine Tendenz zu regional begrenzten, aber besonders heftigen Unwettern, so Brandstetter.
Der UNIQA-Versicherungskonzern hat im Halbjahr die Ergebnisse stark gesteigert. Das Vorsteuerergebnis (EGT) vervierfachte sich von 55,4 Mio. auf 215,7 Mio. Euro, ebenso der Konzerngewinn von 40,5 Mio. auf 170,7 Mio. Euro - beides leicht über den Analystenerwartungen. Infolge eines starken Einnahmenplus durch die AXA-Zukäufe sank die Schadenquote trotz der Unwetter-Belastungen. Auch die Combined Ratio - Schäden und Kosten gemessen an den Prämien - wurde verbessert.
Das versicherungstechnische Ergebnis stieg von 37,8 Mio. auf 111,1 Mio. Euro, das operative Ergebnis von 85,4 Mio. auf 277,0 Mio. Euro. Das Kapitalanlageergebnis wuchs von 215,1 Mio. auf 307,2 Mio. Euro. Nach Impairments auf Aktien und festverzinsliche Wertpapiere im ersten Halbjahr 2020 realisierte man heuer 69 Mio. Euro aus der Veräußerung von Aktien und Festverzinslichen. "Das Kapitalmarktumfeld war relativ stabil, und es hat einen leichten Zinsanstieg gegeben", so der CEO. Der Kapitalanlagebestand sank seit Jahresende von 22,32 Mrd. auf 21,90 Mrd. Euro.
Weil das erste Halbjahr so gut verlaufen ist, hat die UNIQA schon Mitte Juli ihre Erwartung für das Gesamtjahr 2021 für das EGT auf 330 bis 350 Mio. Euro angehoben - zuvor peilte sie das Niveau von 2018 an, also knapp 300 Mio. Euro. Dieser höhere Ausblick wurde nun bekräftigt.
"Es freut mich, wie gut wir mit unserer Transformation in Österreich und international voranschreiten", sagte der UNIQA-Chef: "Ich bin in jeder Hinsicht zufrieden mit dem AXA-Erwerb für eine Milliarde Euro, dem bisher größten Zukauf unserer Geschichte." In Österreich habe man zwar ein Drittel der Standorte geschlossen, sei aber durch die Entwicklung vieler neuer Generalagenten weiterhin in der Fläche vertreten.
Die verrechneten Prämien der UNIQA Group kletterten durch die AXA-Erstkonsolidierung um 17,1 Prozent auf 3,31 Mrd. Euro, nach 2,83 Mrd. Euro ein Jahr davor - in Österreich wuchsen die Einnahmen dabei um fast zwei Prozent. In Schaden/Unfall betrug das Plus 19,9 Prozent auf 1,88 (1,57) Mrd. Euro, in der Lebensversicherung 20,8 Prozent auf 818 (677) Mio. Euro, in der privaten Krankenversicherung 5,0 Prozent auf 615 (586).
In der Sparte Leben gebe es einen klaren Trend zu mehr Absicherung biometrischer Risken sowie zu Fondspolizzen, sagte Brandstetter. Das Neugeschäft in der Fondsgebundenen gegen laufende Prämie habe um 40 Prozent zugelegt im ersten Halbjahr. Bei der Biometrie habe es um 23,5 Prozent mehr Neugeschäft gegeben. "Das zeigt, dass es doch in die richtige Richtung geht, dass Sicherheit nachgefragt wird in der Lebensversicherung und dass die Sparte sehr kräftige Lebenszeichen gibt." Ablebens- bzw. Todesfall-Versicherungen seien besonders stark gefragt. Dass die Finanzmarktaufsicht (FMA) den höchstzulässigen Garantiezinssatz ab Mitte 2022 auf Null setzt, komme nicht überraschend, sondern sei angesichts des makroökonomischen Umfelds eine logische Entwicklung.
Die Versicherungsleistungen im Eigenbehalt erhöhten sich heuer im Halbjahr um 11,4 Prozent auf 2,05 (1,84) Mrd. Euro und damit weniger stark als die abgegrenzten Prämien zulegten. Dadurch sank die Schadenquote nach Rückversicherung von 64,3 auf 62,2 Prozent, trotz einer überdurchschnittlichen Belastung durch Wetterereignisse in Höhe von rund 45 Mio. Euro, heißt es. In Schaden/Unfall wuchsen die Leistungen um 13,3 Prozent auf 985,0 Mio. Euro, in der Sparte Leben um 15,3 Prozent auf 549,8 Mio. Euro und in der Krankenversicherung um 4,3 Prozent auf 515,5 Mio. Euro. Im zweiten Quartal habe man in der Krankenversicherung ganz klar Nachholeffekte bei im Vorjahr wegen Corona verschobenen Operationen oder anderen Spitalsaufenthalten registriert, so Brandstetter.
Die Kostenquote reduzierte sich unter Einbeziehung der erhaltenen Rückversicherungsprovisionen im Jahresabstand von 27,6 auf 26,9 Prozent, auch wegen einer selektiveren Risiko-Übernahme und weil man in Tschechien und Polen profitable Portfolios von AXA übernommen habe, so Brandstetter. Ziel bei der Kostenquote sind 25 Prozent laut Strategie 3.0. Die Combined Ratio nach Rückversicherung verbesserte sich binnen Jahresfrist auf 92,6 (96,7) Prozent.
Das den Anteilseignern der UNIQA Insurance Group AG zurechenbare Eigenkapital sank gegenüber Ende 2020 von 3,45 Mrd. auf 3,34 Mrd. Euro. Hauptgründe dafür waren die gesunkene Bewertung von zur Veräußerung verfügbaren Finanzinstrumenten infolge der gestiegenen Renditen und die Dividendenauszahlung für das Geschäftsjahr 2020. Die Solvency II Quote belief sich zum 30. Juni auf 198 Prozent, nach 170 Prozent Ende 2020.
Der Mitarbeiterstand der UNIQA Group stieg in den ersten sechs Monaten 2021 durch die im vierten Quartal 2020 erfolgte Erstkonsolidierung der AXA-CEE-Gesellschaften in Polen, Tschechien und der Slowakei auf 14.748, nach 12.777 im Schnitt des ersten Halbjahres 2020. Davon waren 4.217 (4.137) als angestellte Außendienstbeschäftigte im Vertrieb tätig. In der Verwaltung erhöhte sich der Beschäftigtenstand auf 10.531 (8.640). Mindestens 75 Prozent, teils aber auch 90 oder 95 Prozent, würden wegen der Coronapandemie weiterhin von zu Hause aus arbeiten, "wir wollen die Sicherheit in den Vordergrund stellen", so der UNIQA-Chef. Man habe kleine Teams zusammengestellt, bei denen maximal 25 Prozent im Büro seien, der Rest im Home-Office.
Der Personalabbau - mit dem Ziel von Kosteneinsparungen - laufe planmäßig weiter, so Brandstetter. In Österreich soll der Wegfall von 150 der 600 Stellen durch natürlichen Abgang erfolgen, vom Rest hätten neun von zehn Betroffenen bereits den Sozialplan angenommen. Andererseits nehme man auch Leute auf, vor allem suche man Schlüsselkräfte für Künstliche Intelligenz (KI) sowie IT; hier sei der Konkurrenzdruck am Arbeitsmarkt aber für die gesamte Gruppe sehr hoch.
Vom Personalabbau-Ziel von über 600 bis zum Jahr 2024 in CEE sollen die ersten 220 Mitarbeiter noch heuer den Konzern verlassen, bei 120 davon sei das bereits erfolgt, "noch rund 100 Mitarbeiter sind für heuer noch offen". Für die nächsten drei Jahre, 2022 bis 2024, sei nochmals ein Abgang von 450 geplant, in Summe 670 Vollzeitäquivalente.
Der Konzern zählt rund 15,5 Mio. Kunden in 18 Ländern. In CEE ist man in 15 Ländern tätig, zudem in der Schweiz und Liechtenstein. In Österreich ist die UNIQA mit über 21 Prozent Marktanteil der zweitgrößte Versicherungskonzern.