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"So lang es Gas gibt, sind die Lebensmittel sicher"

Spar-Chef: Selektive Mehrwertsteuersenkung wäre hoher Aufwand und würde die Inflation befeuern. "Panikindex Klopapier" ist aktuell stabil.

Aktuell ist die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln gesichert. Aber eine Verschärfung des Handelskonflikts mit Russland könnte das ändern.
Aktuell ist die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln gesichert. Aber eine Verschärfung des Handelskonflikts mit Russland könnte das ändern.
Spar-Chef Fritz Poppmeier.
Spar-Chef Fritz Poppmeier.

Aktuell gebe es keine Versorgungsprobleme im heimischen Einzelhandel, versichert Fritz Poppmeier, Chef der Handelskette Spar. Die Warenlieferungen funktionierten zumindest im großen Stil problemlos - von einzelnen Ausnahmen außerhalb der Lebensmittel (Non-Food) abgesehen, weil einzelne Warenlieferungen aus Fernost wegen coronabedingt gesperrter Häfen unterbrochen seien.

Auch der "Panikindex Klopapier", an dem sich Besorgnis und Verunsicherung der Bevölkerung ablesen ließen, zeige derzeit keine Ausschläge. Doch es könnte schnell gehen - wie etwa in Deutschland, wo es wegen des Kriegs in der Ukraine zeitweise kein Pflanzenöl in den Regalen gab. Österreich wird bei Pflanzenöl nicht aus der Ukraine beliefert.

Poppmeier warnt allerdings vor einem Ausfall russischer Gaslieferungen. Denn ohne Gas hätten Molkereien und Fleischlieferanten ein Problem, sagte der Spar-Chef am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien. Gas sei hier kurzfristig nicht ersetzbar, volle Gasspeicher wären hier wichtig.

Von der Diskussion über eine Senkung der Mehrwertsteuer für bestimmte Grundnahrungsmittel hält der Spar-Chef wenig. Zum einen seien schon die Auswahl und Abgrenzung schwierig, zudem wäre es ein hoher Verwaltungsaufwand. Nicht zuletzt würde eine solche preisliche Begünstigung beim Einführen und beim Auslaufen einen Nachfrageschub auf die betreffenden Warengruppen und damit wohl erst recht einen Preisschub bedeuten, warnt Poppmeier.

Mehr hält der Spar-Chef von einer Abschaffung der kalten Progression zumindest in den beiden untersten Stufen - sowie auch von einer Senkung der Energiesteuern.

Spar will keine Abstriche machen bei seinen Qualitätsansprüchen, um auch in schwierigen Zeiten den Kundenwünschen in Bezug auf bewusste Ernährung und den Schutz der Umwelt gerecht zu werden.

Man versuche auch laufend, das Wegwerfen von Lebensmitteln so gering wie möglich zu halten. "Das nehmen wir ganz ernst", unterstreicht Poppmeier. Für 96 Prozent der Spar-Märkte gebe es Vereinbarungen mit regionalen Tafeln über eine weitere Nutzung von Lebensmitteln, die nicht mehr verkauft werden könnten. Dieses Thema betreffe den Lebensmittelhandel jedoch nur in einem Ausmaß von etwa 5 bis 7 Prozent, die meiste Verschwendung finde in privaten Haushalten und der Gastronomie statt, unterstreicht Poppmeier.

Insgesamt betreibt die Spar-Gruppe in Österreich, Ungarn, Slowenien, Kroatien und Norditalien rund 3000 Märkte, die zumindest ein Mal täglich mit Frischwaren beliefert werden. Die Belieferung erfolgt über 24 Lagerhäuser und Logistikplattformen, 17 davon betreibt Spar direkt, darunter zwei vollautomatisierte Hochregallager in Ebergassing und Marchtrenk.

Dabei kommen auch innovative Formen der Lagerlogistik zum Einsatz, darunter ein fahrerloses Transportsystem (FTS) des Herstellers Agilox, das im Logistikzentrum Marchtrenk getestet wird, weiters ein in einen Handschuh integrierter Scanner (ProGlove) sowie der Einsatz von Exoskeletten, die mit einer speziellen Federkonstruktion Mitarbeiter beim Heben schwerer Gegenstände entlasten sollen.

Österreichweit sind täglich 290 Spar-Lkw im Einsatz, die jährlich zusammen 25 Mill. Kilometer zurücklegen, um die Märkte nach einer ausgetüftelten effizienten Route pünktlich zu beliefern - mit Fahrzeugen der derzeit höchsten Abgasnorm Euro 6. Sie sollen so bald wie möglich mit nicht-fossiler Energie betrieben werden, etwa mit Wasserstoff. Spätestens im Jahr 2050 soll die gesamte Spar-Logistik komplett ohne fossile Energieträger auskommen. Die Bahn könne die Anforderungen derzeit nicht erfüllen.

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